Beim Pfarrkarneval im Treffpunkt platzierte Pfarrer Süß pointensicher auch eine politische Botschaft
Kirche und Karneval gehören zusammen. Einmal mehr wurde das beim diesjährigen Pfarrkarneval im Bensberger Treffpunkt deutlich. Da gibt es immer die bis zur Unkenntlichkeit phantasievoll Kostümierten, die Aktiven des „Schmölzje“, die für die gesamte Organisation sorgen – von der Bestellung der Tanzcorps samt Kinderdreigestirns bis hin zum Schmuck des Saales oder der Werbung um Salatspenden – und diejenigen, die einfach nur gerne feiern, tanzen und sich freuen, wenigstens die halbe Gemeinde bei diesem Fest anzutreffen. Und das manchmal nur mit bunter Narrenkappe oder gestreiftem Ringel-Shirt.
Mit Spannung erwartet wird jedes Mal auch der für St. Nikolaus längst traditionelle Auftritt des Pastoralteams, das diesmal mit seinen stärksten „Zugpferden“ auf der Bühne vertreten war: Pastoralreferent Leonard Schymura und Pfarrer Andreas Süß, die sich mit großem Eifer in „Klausur“ begaben, um über ihre ganz persönlichen „pastoralen Zukunftswege“ zu reflektieren: mit der nötigen Portion Humor und Selbstironie. Nach dem Prinzip des Brainstormings bemühten sie sich, die Vorgaben aus Köln nach besten Kräften mit Leben zu füllen. Wobei allein schon die Wahl des Ortes für dieses In-sich-Gehen – die Standards der Erzbischöflichen Tagungshäuser Katholisch-Soziales Institut in Bad Honnef oder „Maria in der Aue“ in Dabringhausen erachteten sie als finanziell der Gemeinde kaum noch zumutbar – mit viel Schmunzeln, aber eben auch Sinn für verantwortliches Handeln diskutiert wurde. Ganz nach dem Motto „Wer soll das bezahlen…“ fiel die Wahl denn auch in Zeiten rückläufiger „Kirchenmäuse“ schließlich auf die schlichteste Variante: das „Haus eines Freundes im Westerwald“ ohne fließend Wasser.
Während das Thema „Ökumene“ wie geschmiert laufe – da waren sich beide Seelsorger einig – bereitete mehr Kopfzerbrechen dann eher der Tagesordnungspunkt „Frau für das Pastoralteam“, um die derzeit männliche Dominanz mit der bewussten Ergänzung unverzichtbar weiblicher Elemente aufzubrechen und gleichzeitig den Ist-Zustand zutiefst zu bedauern. So fielen denn auch Namen von einschlägig für ihr grenzenloses Engagement bekannten Gemeindemitgliedern, die auf ihre jeweilige Eignung hin jedoch auch nach und nach wieder verworfen wurden. Doch letztlich allein zugunsten der Erkenntnis: „Wir wollen alle Frauen!“ Denn ausdrücklich sei jede einzelne von ihnen eingeladen, sich einzubringen mit ihren ganz besonderen Fähigkeiten, betonte Pfarrer Süß „charismenorientiert“. „Wir können uns einfach nicht für nur eine einzige entscheiden“, lautete am Ende seine verzweifelte Erkenntnis sowie die seines pastoralen Mitstreiters. Aber auch auf die Männer, die angesichts der Überlastigkeit weiblichen Ehrenamtes eine traurige Minderheit in der Kirche darstellten, käme es an, schickte das Duo sogleich diplomatisch hinterher. „Wir brauchen Euch eben alle und können auf niemanden verzichten“, so das einhellige Credo der beiden, bevor sie sich zufrieden ob dieses erfolgreichen Tagungsergebnisses bei dem fröhlich schunkelnden Gemeindevolk unterhakten und ein kräftiges „So sinn mer all hierhin gekumme…“ anstimmten.
Ein dreimaliges „Bensberg Alaaf, St. Nikolaus Alaaf, St. Joseph Alaaf“ rief im Namen aller schließlich auch zustimmend Rudi Alef, der als Vorsitzender des Karnevals-Schmölzje gewohnt kurzweilig den bunten Abend moderierte und dessen Frau Julia das Duo für den gelungenen Auftritt mit dem obligatorischen Orden samt Bützchen belohnte. Dass es neben der stimmungsvoll zum Tanz aufspielenden Live-Band „Dreiviertel Takter“ unter der Leitung von Frank Kramm auch so manchen kölschen Schlager zum Mitsingen und Tanzen aus der Musikbox gab, war dem bewährten Mix von Sven Hasberg zu verdanken. Der seit Jahren vom Schmölzje gebuchte DJ weiß eben, was die Bensberger lieben…
Der Erlös des Abends beläuft sich auf 1300 Euro und kommt der Pfarrcaritas zugute, so dass am Ende auch noch für den guten Zweck gefeiert wurde.
Text und Fotos – Beatrice Tomasetti