Fasten bedeutet mehr als nur Verzicht
Die Fastenzeit dient der Vorbereitung aufs Osterfest, an dem die Christen die Auferstehung Jesu von den Toten feiern. Als äußeres Zeichen für den Beginn des Fastens lassen sich die Gläubigen in den Gottesdiensten am heutigen Aschermittwoch ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen. Dieser Ritus unterstreicht die Bereitschaft, das Leben entsprechend den christlichen Maßstäben zu erneuern und Zuversicht aus der Auferstehungsbotschaft zu gewinnen. Das Hirtenwort von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki dazu wird am kommenden ersten Fastensonntag verlesen.
Seinen Namen erhielt der Aschermittwoch von einem Brauch der alten Kirche: Zu Beginn der Fastenzeit legten Gläubige, die für eine schwere Schuld büßen mussten, ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Asche ist ein Zeichen für die menschliche Vergänglichkeit und Symbol für Trauer, Buße und Umkehr. Die Redewendungen „In Sack und Asche gehen“ oder „Asche auf mein Haupt“ wissen noch um diese altkirchliche Bußpraxis, von der sich bis heute der Ritus der Aschenbestreuung gehalten hat.
Bei christlich motiviertem Fasten geht es nicht um Körpergewicht und Wellness. Es will Herz und Verstand für religiöse Erfahrungen öffnen und die Glaubenspraxis erneuern. Fasten umfasst darum mehr als die Einschränkung von Essen und Trinken. Vielmehr will es erkennen lassen, was im Leben des jeweiligen Menschen Gewicht hat und wem er wichtig ist oder wichtig sein könnte. Worauf baut der Mensch sein Leben, und welche Rolle spielt Gott dabei? Die persönliche, soziale und religiöse Dimension des Fastens bilden nach christlichem Verständnis eine untrennbare Einheit.
Obwohl es von Aschermittwoch bis Ostern 46 Tage sind, dauert die Fastenzeit tatsächlich nur 40 Tage. Denn an den Sonntagen wird nicht gefastet. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest, an dem die Gemeinde zusammenkommt, Gott Dank sagt und den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiert. Das Ziel der Fastenzeit ist eben Ostern und nicht das Fasten selbst. Die Kirche spricht darum auch lieber von der österlichen Bußzeit, damit sich der Blick nicht auf das Fasten verengt. Denn die österliche Bußzeit ist auch eine intensive Vorbereitungszeit für die erwachsenen Taufbewerber, die in der Osternacht getauft werden, und ihre Gemeinden.
Text – Andreas Süß
Foto – Fastenzeit, Bernhard Riedl, Erzbistum Köln, some rights reserved