Der scheidende Pastor wurde in Bensberg besonders für seine Predigten und die Verdienste um die Ökumene gewürdigt
„Wir werden Sie sehr vermissen.“ Immer wieder war dieser Satz zu hören und hielt sich den ganzen Abend über standhaft wie ein Echo, als Pfarrer Heinz-Peter Janßen am vergangenen Samstag zahllose Hände schüttelte und unermüdlich herzliche Umarmungen erwiderte. Nach über 32 Jahren wurde der 70Jährige, der bereits im Januar von Erzbischof Kardinal Woelki als leitender Pfarrer der Gemeinden St. Nikolaus, Bensberg, und St. Joseph, Moitzfeld, entpflichtet worden war, feierlich verabschiedet.
Allein fast 60 Messdienerinnen und Messdiener, die Pfadfinder und Jugendgruppen, die Chöre, viele Geistliche – unter ihnen auch Kreisdechant Norbert Hörter – sowie Bürgermeister Lutz Urbach und Landrat Hermann-Josef Tebroke gaben dem scheidenden Pastor die Ehre und feierten zunächst mit ihm eine Dankmesse in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche St. Nikolaus.
Im Anschluss fasste der benachbarte „Treffpunkt“ nur schwer die große Menge der vielen hundert Gemeindemitglieder, die fast ausnahmslos noch einmal das persönliche Gespräch mit „ihrem“ Pastor suchten, um sich in kleiner Runde gemeinsamer Wegerfahrungen und Erinnerungen zu versichern. Zwölf Jahre lang war Janßen zudem Dechant in Bergisch Gladbach gewesen. Für diesen Dienst dankte ihm vornehmlich Kreisdechant Hörter, der den Mitbruder als loyal, guten Ratgeber und jemanden würdigte, der stets nach Lösungen gesucht habe. „Danke, dass Du als Mensch und Priester immer genau da warst, wo wir hingehören: nämlich mitten unter das Volk Gottes.“ Mit Blick auf die gemeinsame Gremienarbeit auf Dekanatsebene fügte er schmunzelnd noch hinzu: „Wir waren immer ein Herz und eine Seele, aber nicht immer einer Meinung.“
Die außerordentlichen Verdienste Janßens um die Ökumene, die dem Seelsorger immer ein Herzensanliegen war, betonte Pfarrer Wolfgang Graf im Namen der evangelischen Nachbargemeinde in Bensberg und unterstrich dessen Vorbildfunktion für ihn, den Jüngeren. „Das Miteinander beider Konfessionen war bei uns beiden gut aufgehoben“, resümierte Graf, so dass dieses Bekenntnis zu gemeinsamen und zukunftsfähigen Angeboten für die Christen am Ort, beispielsweise in der Jugend- oder Seniorenarbeit, zuletzt noch in einer von beiden Gemeinden formulierten Vereinbarung verabschiedet worden sei. Als „ruhig, besonnen, liebenswürdig, klar und mit eigenem Standpunkt“ benannte er Hauptwesensmerkmale Janßens und zählte die vielen konfessionsverbindenden Initiativen und Projekte auf, die sie einvernehmlich und aus Überzeugung zur Förderung der menschlichen Begegnung zwischen Katholiken und Protestanten in den zurückliegenden Jahren gemeinsam angestoßen und etabliert hatten. Mit „einem weinenden und einem lachenden Auge“, so räumte Pfarrer Graf ein, danke er von Herzen für dieses ökumenische Engagement. „Es fällt mir gar nicht leicht, Dich gehen zu lassen. Zum Glück aber bleibst Du ja ganz in der Nähe“, formulierte er freundschaftlich seine Abschiedsworte an die Adresse des katholischen Dialogpartners.
Gar nicht vorstellen könne er sich St. Nikolaus ohne Pastor Janßen, bekannte ebenso herzlich Bürgermeister Lutz Urbach in einem kurzen Grußwort. „Sie haben diese Gemeinden geprägt, Sie waren hier der gute Hirte“, sagte er wörtlich in Anlehnung an das Tagesevangelium. Janßen habe umsichtig, feinfühlig, von klugem, messerscharfem Verstand und mit seiner konsequenten Art viel Positives für die Bürger der Stadt bewirkt. „Als Kommune wüssten wir gar nicht, was wir ohne Menschen wie Sie in der Kirche täten“, so der Politiker angesichts der aktuellen Flüchtlingsversorgung in Bergisch Gladbach. „Von Ihnen bleiben viele gute Erinnerungen und Prägungen dieser beiden Gemeinden. In Ihnen hatten die Gläubigen jederzeit einen verlässlichen Hirten“, erklärte er. „Ihre Predigten sind ein großes Geschenk“, stellte schließlich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Martin Brochhaus in seiner Dankansprache heraus. „Sie haben uns die tiefen Wahrheiten und Botschaften der Heiligen Schrift erklärt, den Sinn mit uns gemeinsam erschlossen und in unser Leben übertragen. Ihre Predigten berühren, sie machen nachdenklich und öffnen den Blick für das, was wesentlich ist“, sagte er im Namen beider Gemeinden. Auch die Förderung des ehrenamtlichen Engagements, die Stärkung der Laien durch Zutrauen und Unterstützung würdigte der Laienvertreter als besondere Gaben Janßens. Dementsprechend gehöre das Bild der „lebendigen Steine“ zum Selbstverständnis beider Gemeinden. Die große Anzahl an ehrenamtlichen Mitarbeitern mache deutlich, was unter Janßens Leitung entstehen konnte. Bis heute prägten der Geist und die Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils sein pastorales Wirken und sein Kirchenbild, so Brochhaus. Immer sei die Frohe Botschaft für Janßen das Maß aller Dinge. Wörtlich sagte er: „Wer einen klaren Standpunkt hat wie Sie, der kann auch Orientierung und Halt geben – selbst in schwierigen Zeiten.“ Das habe zweifelsohne vielen Menschen geholfen, ihrer Kirche treu zu bleiben. „Sie hinterlassen eine lebendige und mündige Gemeinde“, skizzierte er zutreffend das Vermächtnis Janßens.
Dieser hatte bei seiner Begrüßung zu diesem Abschiedsgottesdienst zunächst selbst den Blick über drei Jahrzehnte zurück auf den 3. Oktober 1982, den Tag seiner Einführung in St. Nikolaus, gelenkt: „Damals war ich ein Fremder, der mit einiger Beklommenheit in viele erwartungsvolle, aber unbekannte Gesichter sah – heute fühle ich mich hier zu Hause und blicke in so viele vertraute Gesichter, die mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen sind“, erinnerte er sich. Dabei empfinde er herzliche Verbundenheit und Dankbarkeit, aber angesichts des anstehenden Abschieds und Loslassen-Müssens auch diesmal wieder ein wenig Beklommenheit, zumal die Herausforderungen der pastoralen Großwetterlage nach einer jüngeren und kreativeren Leitungsfigur verlangten, wie er es nannte. In dieser Stunde aber stehe die große Dankbarkeit für all das, was ihm in diesen vielen Jahren als Pfarrer von St. Nikolaus an bewegenden menschlichen und geistlichen Erfahrungen geschenkt worden sei und was er bewirken und gestalten konnte, im Vordergrund – „in einer Rolle, die ich der Berufung durch unseren Herrn und der Beauftragung durch unseren Bischof verdanke und die ich als unvergleichlich schön und erfüllend erlebt habe“, so Janßen wörtlich. Er dankte den Anwesenden, die stellvertretend für all die vielen stünden, die ihn in diesen Jahrzehnten auf seinem Weg und in seinem Dienst begleitet, gestärkt, herausgefordert, getragen und inspiriert hätten.
Artikel – Beatrice Tomasetti
Fotos – Markus Bollen Photography und Beatrice Tomasetti