Wie soll die Gemeinde von morgen aussehen?

Bensberger und Moitzfelder werden zur Zukunft ihrer Pfarrei befragt

In einer Fragebogenaktion sollen sich die Gemeindemitglieder von St. Nikolaus und St. Joseph dazu äußern, wie sie sich die Zukunft der Pfarreiengemeinschaft vorstellen. Die Fragebögen werden der neuen Ausgabe des Pfarrbriefs beigelegt, der in wenigen Tagen verteilt wird. Mit der von Pfarrgemeinderat und Pfarrer Andreas Süß initiierten Befragung unter dem Motto „Gemeinsam auf dem Weg – Zukunft gestalten“ will man möglichst viele Angehörige der 5000 katholischen Haushalte in Bensberg und Moitzfeld direkt erreichen und um ihre Stellungnahmen bitten. Die Antworten werden anonym erfasst und ausgewertet.

Ziel dieser breit angelegten Aktion ist es, die anstehenden baulichen Veränderungen in St. Nikolaus nicht an den Vorstellungen der Gemeindeangehörigen vorbeizuplanen. „Wir wollen eine ansprechende Kirche sein, die nah bei den Menschen ist, und ihre Bedürfnisse und Wünsche ernst nehmen“, heißt es in dem Anschreiben zur Befragung. Denn es geht nicht nur um notwendige Sanierungsmaßnahmen, sondern um ein Gesamtkonzept für die Neugestaltung des Gemeindezentrums. Damit verbunden ist aber auch die Frage, wie sich die Gemeinden in den nächsten Jahren entwickeln werden und welche Auswirkungen das auf die Pastoral hat.

Aktuell verändern sich die Rahmenbedingungen für die Kirche grundlegend. Aufgrund der demografischen Situation – der Alterung und Schrumpfung unserer Gesellschaft – wird die Zahl der Kirchenmitglieder in den nächsten Jahren kontinuierlich abnehmen. Zudem mehren sich die Kirchenaustritte, was insgesamt dazu führen wird, dass die Einnahmen aus Kirchensteuern immer weiter sinken. Bereits ab 2020 ist mit dramatischen Einbrüchen zu rechnen. Angesichts knapper werdender Finanzen gilt es, schon heute strukturelle Veränderungen einzuleiten. „Was heute geplant wird, muss die künftige Entwicklung in den Blick nehmen. Wir können nicht alle fünf bis zehn Jahre umbauen, sondern müssen langfristig und nachhaltig denken“, betont Diplom-Theologe Valentin Dessoy, der als wissenschaftlicher Projektbegleiter für verschiedene Erzdiözesen tätig ist. Der Experte war einer Einladung des PGR von St. Nikolaus und St. Joseph gefolgt und präsentierte aufschlussreiche Fakten über die künftige Entwicklung der Kirche. Mit seiner professionellen Unterstützung konnte auch der Fragebogen entwickelt werden, der jetzt an die Gemeindemitglieder verteilt wird.

„Kirche ist im Umbruch. Wir stehen am Beginn eines Transformationsprozesses“, sagt Dessoy. Denn nicht nur finanzielle Engpässe, auch die gesamtgesellschaftliche Realität zwingen zum Umdenken: Immer weniger Menschen fühlen sich noch von den traditionellen Formen des kirchlichen Lebens angesprochen. Nur 10 Prozent aller Kirchenmitglieder besuchen regelmäßig den Gottesdienst. Künftig werde es darauf ankommen, die Aufmerksamkeit stärker den 90 Prozent zuzuwenden, die bisher außen vor bleiben. Die Kirche der Zukunft könne nicht mehr volkskirchlich denken, sondern müsse individualisierte Angebote schaffen. Davon ausgehend sei der konkrete Raumbedarf zu ermitteln, bevor es an Planung, Um- und Ausbau gehen könne.

Wichtig sei jetzt, eine gemeinsame Idee von einer guten Zukunft zu entwickeln, gewissermaßen ein Zielfoto, um dann die weiteren Schritte zu planen. Dazu soll die Fragebogenaktion einen wichtigen Beitrag liefern. „Es gibt kein Patentrezept, wir sind auf der Suche“, heißt es im Anschreiben zur Befragung. Wenn möglichst viele dem Aufruf zu Teilnahme folgen, kann das „Projekt Zukunft“ in St. Nikolaus und St. Joseph an den Start gehen.

Link zur Umfrage

Text – Martina Martschin
Foto – Beatrice Tomasetti