Am meisten sehnten sich die Menschen in diesen Tagen nach Hoffnung und Gemeinschaft, sagte Weihbischof Puff anlässlich der beiden Firmmessen in St. Nikolaus. Von den äußeren Umständen des Lockdowns unbeirrt, hielt er eine einfühlsame Katechese.
In einer Welt von Gewalt und Hass, wo Mord und Totschlag auf der Tagesordnung stehe, müsse jeder an seinem Platz mutig dagegen halten und mit der Kraft des Heiligen Geistes einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander leisten: im Großen wie im Kleinen. Das war die Grundbotschaft, die Weihbischof Puff den 34 Firmlingen in der Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus Bensberg und St. Joseph Moitzfeld während der Firmmesse mit auf den Weg gab. Aus einem Film, den er erst kürzlich gesehen hatte und der ihm Anlass zu sehr grundsätzlichen Überlegungen hinsichtlich des zwischenmenschlichen Zusammenlebens bot, zitierte der Gast aus Köln in seiner Predigt einen Kernsatz des Regisseurs und stellte ihn ins Zentrum seiner Ausführungen. Dieser lautet: „Wenn Du ein Opfer findest, das dem Täter vergibt, schreiben wir ein neues Drehbuch.“
Nicht anders habe es schließlich Gott gemacht, als sein Sohn Jesus Christus den Kreuzestod erlitten habe und von den Toten auferstanden sei. Gott habe nicht zugelassen, dass das Böse das letzte Wort behalten habe, sondern mit der Mission Jesu die nicht enden wollende Kette von Gewalt und Gegengewalt, Hass und Vergeltung unterbrochen und gezeigt, dass am Ende dennoch Vergebung möglich ist. „Er wollte nicht, dass letztlich das Böse gewinnt, sondern er hat mit der Auferstehung seines Sohnes ein neues Drehbuch für die ganze Welt geschrieben“, betonte Puff wörtlich und veranschaulichte dies an mehreren brutalen Beispielen aus der jüngeren Geschichte.
Jesus selbst habe sich vor 2000 Jahren dem Bösen entgegengestellt und erklärt: Wer den unbegreiflichen Gott kennenlernen wolle – der solle auf ihn schauen, der er mit seiner Menschenfreundlichkeit, Güte und Barmherzigkeit immer an der Seite der Müden und Schwachen stehe. Und als alle Bosheit, aller Hass derer, die ihn folterten, über ihm zusammengeschlagen sei, seien seine letzten Worte am Kreuz immer noch Worte des Verzeihens gewesen: Vater vergib ihnen das. „Nur so war dieses Auge um Auge, Zahn um Zahn endlich vorbei. Nur so konnte es endlich ein happy end geben“, unterstrich Puff vor seinen jugendlichen Zuhörern. „Die stärkste Kraft“, so der Bischof, „ist demütige Liebe.“
Und da Gott nicht wolle, dass Menschen sich in ihrem Hass verstrickten, ohne Rücksicht und Solidarität miteinander umgingen oder die Umwelt, seine Schöpfung, zerstörten, schenke er seinen Heiligen Geist und suche nach Mitstreitern, die die Welt nach seinen Vorstellungen mitgestalten wollten. Trotz des Terrors in weiten Teilen der Erde, des Mobbings in der Schule, der Gewalt in der Ehe oder des Missbrauch in der Kirche gehe es immer darum, die stärkste Macht der Welt zu mobilisieren: die Liebe, die stärker sei als Hass. „Gott tritt mit Vertrauen und einer großen Bitte an Euch heran“, ermutigte er die 16- und 17-Jährigen, „nämlich ihm alle Kraft zur Verfügung zu stellen, und da, wo es nötig ist, Zivilcourage zu zeigen, damit wir aus der Kraft des Heiligen Geistes heraus einander vergeben und gemeinsam eine neue Welt bauen. Gott will mit Eurem Zutun, dass alles gut und heil werden kann.“
Doch dazu sei es notwendig, sich zu entscheiden, um diesen Traum von Gewaltlosigkeit zu leben und jetzt schon Wirklichkeit werden zu lassen. „Nur der Heilige Geist macht möglich, dass wir vergeben können. Er ist Gottes großes Geschenk zur Heilung“, so der Seelsorger. „Gott greift mit seinem Geist und seiner Kraft ins Leben ein.“ Und den Jugendlichen zugewandt, fügte er mit Nachdruck hinzu: „Ihr bekommt heute den Heiligen Geist, damit Ihr ihn täglich ausprobieren könnt und er Euch die Kraft gibt, an dem neuen Drehbuch Gottes mitzuschreiben.“ Abschließend gratulierte er allen Firmlingen, die sich bewusst für den Empfang des Firmsakramentes entschieden hatten, dazu, es riskiert zu haben, sich von Gott anstecken zu lassen. „Ich hoffe, Ihr bekommt das tausendfach zurück!“
Text und Foto – Beatrice Tomasetti