Ukrainische Familien feierten Jahresbeginn im Treffpunkt

Die Stimmung war so ausgelassen, dass am Ende sogar getanzt wurde und der Krieg für kurze Zeit einmal weit weg schien. Denn auf Initiative von Mechtild Münzer, die seit März 2022 – kurz nach Ausbruch des Ukrainekrieges – die in Bensberg angekommenen Geflüchteten engmaschig betreut und diesen Menschen für Themen aller Art Ansprechpartnerin, Organisatorin und Koordinatorin ist, fand im Bensberger Treffpunkt ein Neujahrsfest statt. Eingeladen hatte die Mitarbeiterin im Ökumenekreis „Wir für neue Nachbarn“ neben den vielen Frauen mit ihren Kindern – zu der Gruppe gehören nur ganz wenige Männer – auch Pfarrvikar Elmar Kirchner, der wiederum Vater Hennadii Aronóvych mitbrachte. Der junge Mann ist Priester der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, gehört seit Sommer 2022 zur Internationalen Seelsorge im Erzbistum Köln, ist wohnhaft in Euskirchen und steht für Gottesdienste und Gespräche mit seinen Landsleuten zur Verfügung. Auch Gabriele Atug-Schmitz, Integrationsbeauftragte der Aktion Neue Nachbarn im Kreisdekanat Rhein-Berg und stets im engen Austausch mit Mechtild Münzer, hatte die Einladung nach Bensberg gerne angenommen.

Die Feier, zu der die ukrainischen Frauen landestypische Gerichte für ein Büffet mitbrachten und bei der die Musikerin Svetlana Marciuk, die inzwischen – ebenfalls auf Intervention von Mechtild Münzer – über das Erzbistum eine Ausbildung zur Kinderchorleiterin absolviert, mit Liedern aus der Heimat für viel Freude, aber auch die eine oder andere Träne sorgte, hatte zunächst mit einem gemeinsamen Gebet der anwesenden Seelsorger begonnen. In jeweils ihrer Sprache formulierten Pfarrer Kirchner und Vater Hennadii den Psalm 23 und auch das Vaterunser, bevor sie den Segen spendeten. In einer kurzen Ansprache ermutigte Kaplan Hennadii außerdem die etwa 30 Kinder und Erwachsenen dazu, in dieser Ausnahmesituation stark zu bleiben, auf Gott zu vertrauen und sich gegenseitig Halt zu geben.

Während die Kinder mit Spielen beschäftigt waren, taten den Erwachsenen die Gemeinschaft und auch der Austausch sichtlich gut. Die meisten von ihnen wohnen längst in eigenen Wohnungen, die ihnen Mechtild Münzer in den letzten knapp zwei Jahren mithilfe von „Habitat“ vermittelt hat, besuchen Deutsch-, Schwimm-, Näh- und Yogakurse und lassen – damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt wachsen – Dokumente zu Ausbildungs- bzw. Studienabschlüssen übersetzen. Denn viele dieser Frauen wollen möglichst bald arbeiten, ihr eigenes Geld verdienen und sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen – jedenfalls diejenigen, deren Männer nicht in der Ukraine als Soldaten zurückbleiben mussten.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti