Trauer um Pfarrer Ludwig Fußhoeller

Bis zuletzt hat er sich den Menschen in Bensberg und Moitzfeld verbunden gefühlt und, soweit es noch ging, die Kontakte ins Bergische von Troisdorf aus gehalten. Nun ist der beliebte Seelsorger im Alter von 90 Jahren gestorben. Über zwei Jahrzehnte lang – bis zu seinem Abschied im Oktober 2018 – hat er in der Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus und St. Joseph gelebt und als Priester gewirkt. 

Als Pfarrer im Ruhestand, der den kleinen und großen Gemeindemitgliedern als gefragter Ansprechpartner und geistlicher Begleiter galt, war er das, was man unter einem „guten Hirten“ versteht: offen für die Nöte und Sorgen der Menschen, hilfsbereit, zugewandt, kommunikativ, von geistiger Wachheit und Frische sowie einer tiefen Spiritualität und Frömmigkeit. Hinter diesem „Dienst am Nächsten“ stand der Geistliche selbst oft genug zurück. Das machte seine große Wertschätzung bei all denjenigen aus, die ihm in den letzten Jahrzehnten bei seinen vielen unterschiedlichen Aufgaben in offizieller und zuletzt nur noch „ehrenamtlicher“ Mission begegnet sind. „Eigentlich war es die schönste Zeit meines Lebens. Hier war ich zu Hause und nur noch als Seelsorger – befreit von der Verwaltung und Organisation – tätig“, sagte Pfarrer Fußhoeller zuletzt noch bei dem Dankgottesdienst anlässlich seiner Verabschiedung.

Schon als Jugendlicher hatte Ludwig Fußhoeller in einem katholisch geprägten Elternhaus mit entschiedener Ablehnung des Nazi-Regimes die Berufung zum Priester gespürt. „Ich wollte so sein wie die Priester in meiner Jugend. Ihr Dienst hat mich beeindruckt“, hat er rückblickend einmal gesagt. Dabei war für den 1929 geborenen Kölner, der am 25. August immer Geburtstag und Namenstag zugleich feierte, besonders die politische Situation seiner Schulzeit prägend: Zunächst als Messdiener bekennt er sich auch in schweren Zeiten zu seinem Glauben und pflegt Kontakte zu den Jesuiten, obwohl die Seelsorgestunden bei den Patres offiziell verboten sind. Zum Glück bleiben die geheimen Treffen unentdeckt. Später sah er es als „gute Fügung“, dass er die Nazi-Zeit unversehrt überstanden hat und nicht die „Napola“, die Eliteschule der NSDAP, für die ihn sein Lehrer vorgesehen hatte, besuchen musste. Auch einer Einberufung entgeht er im letzten Moment. Mit dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes lebt schließlich sein Engagement in der katholischen Jugendbewegung wieder auf. Und dem Wunsch, Priester zu werden, folgt die bewusste Entscheidung.

Im Winter 1956 von Kardinal Frings in der Deutzer Kirche St. Heribert zum Priester geweiht, erlebt der Jungpriester Fußhoeller die Zeit des Vatikanischen Konzils als „spannend und befreiend“. Das priesterliche Selbstverständnis verändert sich, und auch die Stellung der Laien, denen nun mehr Rechte und Kompetenzen bei der Mitgestaltung von Kirche eingeräumt werden. Entwicklungen, so schildert er Jahrzehnte später in einem Pfarrbrief-Interview, die aufatmen ließen. In diesem Kontext gehört zu den besonderen Verdiensten Fußhoellers, Frauen im kirchlichen Dienst mit ihren geistlichen und seelsorglichen Kompetenzen stets aus tiefster Überzeugung gestützt zu haben.

„Es gibt kaum einen Beruf, der reizvoller ist, da er die Verbindung zu Menschen in entscheidenden Lebenssituationen schafft“, zog Pfarrer Fußhoeller einmal Bilanz. Daher hat der Geistliche auch noch einmal in seiner letzten Lebensphase, als er das Bergische Land als „Alterssitz“ wählte, eine Ausbildung zum Geistlichen Begleiter und Exerzitienleiter absolviert. „Exerzitien im Alltag“ waren lange sein Markenzeichen – aber auch die kreativ gestalteten Familienmessen mit den vielen jungen Menschen, die ihm immer am Herzen lagen. Bei beidem ging es dem Seelsorger um die Vermittlung von Glaubenserfahrungen an nachfolgende Generationen.

 „Eigentlich war es immer dann am schönsten, wenn ich einfach nur Seelsorger sein durfte“, hat er noch vor vier Jahren anlässlich der Feier seines Diamantenen Priesterjubiläums betont. Auch im fortgeschrittenen Alter wurde der Team-Player, als der er sehr geschätzt wurde, nicht müde, sich bei Fortbildungen Methoden anzueignen, die einen guten Umgang mit Gruppen und Gremien erlernen halfen und Kirche sehr eindeutig für ihn selbst, aber auch nach außen hin als Gemeinschaft erlebbar machten. Immer fand er dabei den richtigen Ton, um alle Generationen gleichermaßen mit sprichwörtlich offenen Armen zur Feier der Liturgie einzuladen. Seine geistlichen Wurzeln sah Fußhoeller in der Spiritualität eines Charles de Foucauld. Denn im eigenen Lebensbereich Geschwisterlichkeit zu praktizieren und das Evangelium in einer nichtchristlichen Umgebung zu leben – wie sein großes Vorbild bei den Tuaregs in der Wüste – das begriff er stets als Herausforderung für sich.

„Ich hätte nie etwas anderes als Priester sein wollen.“ Weit über seinen offiziellen Ruhestand hinaus lebte Fußhoeller in diesem Bewusstsein mitten unter den Menschen in Moitzfeld. Als er sich 2018, als seine körperlichen Kräfte merklich nachließen, schweren Herzens dazu entschlossen hat, in ein Altenheim nach Troisdorf – in die Nähe seiner Schwester – zu ziehen, hat er auch von dort aus noch Anteil am Leben seiner früheren Gemeinden genommen.  Nun ist er dort am 23. Juni friedlich eingeschlafen.

„Pfarrer Ludwig Fußhoeller war für uns nicht wirklich ein Pastor im Ruhestand. Bis zuletzt pflegte er seine vielen sozialen und seelsorgerischen Kontakte, die ihn zeitlebens ausmachten“, würdigt Pfarrer Andreas Süß den verstorbenen Mitbruder. „Wir werden sein freundliches Wesen, seinen herzlichen Humor, aber eben auch seine tiefe spürbare Spiritualität vermissen. Danken wir Gott für die gemeinsamen Jahre und den unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Fußhoeller und beten wir, dass er nun dem begegnen darf, den er uns in so vielen Gottesdiensten und Begegnungen als den lebenspendenden Gott froh verkündet hat!“

In den Kirchen St. Nikolaus und St. Joseph liegen Kondolenzbücher aus.

Am Donnerstag, dem 2. Juli, wird um 19 Uhr in St. Joseph eine Auferstehungsmesse für Pfarrer Ludwig Fußhoeller gefeiert.

Verbindliche Anmeldung für diese Messe über: https://www.eventbrite.de/e/auferstehungsmesse-fur-pfarrer-fuhoeller-tickets-111624385542 oder telefonisch unter Tel 02204 52424.

Im Anschluss an diese Hl. Messe ist bis 23.00 Uhr noch die Kirche St. Joseph zu einem medidativen Gebetsabend für Pfarrer Fußhoeller geöffnet. Dazu braucht es vorab keine Anmeldung. Die Namen werden am Eingang der Kirche registriert.

Am Freitag, dem 3. Juli, findet um 10 Uhr die Trauerfeier auf dem Bensberger Friedhof statt. Am Sonntag, 5. Juli, wird darüber hinaus in St. Nikolaus um 11.30 Uhr in besonderer Weise für Pfarrer Fußhoeller die Heilige Messe gefeiert.

Text – Beatrice Tomasetti / Martina Martschin
Foto – Beatrice Tomasetti