Kaplan Christian Farcas aus Rumänien ergänzt das neue Pastoralteam
Mittlerweile hat er auch den letzten Koffer ausgepackt, seine Zwei-Zimmer-Wohnung im Pfarrhaus vollständig möbliert und sich nun auch während der Woche – in den vergangenen Monaten hatte er zunächst nur die Wochenenden in Bensberg verbracht – in seinem neuen Leben eingerichtet. Kaplan Christian Farcas, der seit August für die nächsten vier Jahre zum neuen Pastoralteam gehört, ist jetzt endlich im Bergischen „angekommen“.
Die Sprach- und Ausbildungskurse für ausländische Priester, die der Rumäne bislang unter der Woche in Köln absolviert hat, tauscht der 39Jährige von nun an schrittweise gegen den seelsorglichen Dienst in Bensberg und Moitzfeld ein. Dazu gehören vor allem Messfeiern, aber zunehmend mehr auch der konkrete Kontakt zur Gemeinde und erste pastorale Einsatzfelder. Denn „mitten unter den Menschen zu sein“, ihre Lebenswirklichkeit zu teilen, entspricht Kaplan Farcas’ Selbstverständnis und sei ureigener Ausdruck seiner Identität als Priester, wie er selbst sagt. Dabei ist ihm bewusst, dass der sogenannte „Sprung ins kalte Wasser“ Mut und auch ein Stück Selbstüberwindung erfordert. Schließlich muss er sich – nach Italienisch und Ungarisch – erneut in einer fremden Sprache zurechtfinden und Kommunikationsbarrieren überwinden lernen. Dennoch ist es sein ausdrücklicher Wunsch, erste Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen und trotz der noch sprachlichen Einschränkung auf die Menschen zuzugehen.
Dass er das noch nicht mit vollem Einsatz leisten kann, eine lückenlose Verständigung auf beiden Seiten noch ein wenig Geduld braucht, sorgt derzeit bei Farcas auch für ein gutes Stück Frustration. Als ehemaligem Dozenten für Kirchengeschichte am Priesterseminar seiner Heimatdiözese Iasi, der sich im Rahmen seines Lehrauftrags auf Patrologie spezialisiert hat und zudem als ausgewiesener Fachmann für die moderne Zeitgeschichte seines Landes gilt, ist ihm das akademische Arbeiten gewissermaßen zur zweiten Haut geworden. Der differenzierte Austausch auf hohem intellektuellem Niveau ist für den Theologen, der seine schon zu Dreiviertel fertig gestellte Promotion über ein kirchengeschichtliches Thema der Neuzeit aber derzeit erst einmal ruhen lässt – enorm wichtig. Und dennoch, so betont Kaplan Farcas, gehe es ihm bei aller wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem „Woher“ und „Wohin“ des Daseins um ein lebensförderliches Gleichgewicht zwischen Seelsorge und Forschung. „Denn mein größtes Anliegen ist, für die Menschen da zu sein, ihnen Gesprächsangebote – gerade auch mit dem Sakrament der Beichte – zu machen und gemeinsam mit ihnen Antworten auf ihre Fragen zu finden.“
Gebürtig stammt Christian Farcas aus Brasov, einer Stadt im Zentrum Rumäniens und am Fuß des Bergs Tampa in den Südkaparten gelegen. Als der Abiturient mit 18 Jahren sein Theologiestudium beginnt, erfüllt sich für ihn mit dem Eintritt in das Priesterseminar von Iasi ein großer Traum. Denn seit Kindheitstagen hatte er den Wunsch, der Berufung zum Priester folgen zu können. Doch erst die Geburt seines 15 Jahre jüngeren Bruders ermutigt ihn, die Eltern mit diesem Entschluss zu konfrontieren. „Nun wusste ich, dass sich die Sehnsucht meiner Mutter nach einer Großfamilie auch ohne mich erfüllen und ich meinen eigenen Weg gehen kann.“ Mittlerweile gehört zur Familie auch die kleine Adoptivschwester Denisa, die mit ihren zehn Jahren, so schildert es liebevoll der große Bruder, der Sonnenschein der Familie ist und auch davon ablenkt, dass er selbst seit einigen Jahren weit von Zuhause entfernt lebt: Denn erst legt der Priesteramtskandidat drei Auslandsjahre in Rom ein, wo er an der Lateran-Universität von 1997 bis 2000 studiert. Nach der Priesterweihe 2004 beginnt er als Kaplan in der größten Pfarrei von Iasi, in Adjudeni an der Grenze zu Moldawien, bis er schon ein Jahr später zurück an die Kathedrale von Iasi als Vikar berufen wird und hier in der Ausbildungsstätte der Alumnen dann auch seine Lehrtätigkeit für sieben Jahre aufnimmt. Der Priesterüberschuss im eigenen Land bringt aber schon bald das nächste Angebot seines Bischofs mit sich: wieder ins Ausland zu gehen – diesmal ins benachbarte Ungarn – und in Budapest die Seelsorge für seine rumänischen Landsleute in der Hauptstadtgemeinde zu übernehmen.
Paradoxerweise habe die Verfolgung der Christen in Rumänien unter dem kommunistischen Regime Ceausescus genau das Gegenteil bewirkt, erklärt Farcas zu der kirchlichen Situation in seiner Heimat. „Unsere Kirchen waren immer voll und statt den Glauben auszulöschen, zeigte sich hier ein erstaunliches Wachstum – auch in der Berufungspastoral.“ Daher seien schon immer viele Mitbrüder ins Ausland gegangen, wo sie nötiger gebraucht wurden. Als dann weitere drei Jahre später an ihn die Anfrage für Deutschland gerichtet worden sei, habe er gar nicht lange gezögert. „Hier habe ich – anders als in Osteuropa – einen sehr reflektierten, reifen und bewussten Glauben vorgefunden, natürlich auch bedingt durch eine andere Mentalität und Kultur sowie andere Strukturen. Das sind zwei gänzlich andere Realitäten, gewissermaßen zwei unterschiedliche Welten. „Doch gerade das“, erklärt Christian Farcas, „macht mich neugierig auf meine Arbeit hier in diesen Gemeinden.“
Text und Foto – Beatrice Tomasetti