Workshop der „Blumenfrauen“ in St. Joseph
Frauen am Altar – ein eher heikles Thema in der katholischen Kirche. Doch der Gruppe von Frauen, die sich am Samstagnachmittag in St. Joseph eingefunden haben, scheint das herzlich wenig auszumachen. Flugs breiten sie ihre Utensilien auf dem Altartisch aus und gehen munter ans Werk. Im Mittelpunkt steht dabei allerdings nicht die Feier der Eucharistie, sondern der Altarschmuck: Carola Büscher, Floristin und Inhaberin der Moitzfelder „Blumenhexe“, ist der Einladung der „Blumenfrauen“ von St. Joseph gefolgt und demonstriert in einem Crashkurs, wie sich kunstvolle Altargestecke herstellen lassen.
Seit Jahren wird der Altarschmuck in St. Joseph von einem Kreis aus mittlerweile zwölf Ehrenamtlerinnen gestaltet, die – allein oder in Zweierteams – jeweils einen Monat lang die Verantwortung für die Blumenpflege übernehmen. Zusätzlich stiftet Carola Büscher einmal in jedem Monat die Altargestecke. Das System hat sich bewährt: Die „Blumenfrauen“ sind mit viel Freude bei der Arbeit, an kreativen Ideen mangelt es ihnen nicht. Inzwischen kennen sich die meisten auch mit den liturgischen Vorgaben aus (Welche Farbe an welchem Hochfest?), wissen, dass rings um die Kirche dekoratives Steckmaterial wächst, und tauschen untereinander Erfahrungen aus, wo man gut und günstig Blumen kauft.
Für den letzten Schliff wollen sie sich jetzt aber gern einmal „coachen“ lassen und Fachwissen einholen. Expertin Carola Büscher gibt dann auch bereitwillig Auskunft: Von der „Stielberatung“ – wie schneidet man die Blumen richtig an? – bis hin zur Steckkunst – was wird wie arrangiert? – hat sie allerlei Ratschläge für die Hobby-Floristinnen parat.
Natürlich nimmt sie auch die typischen Anfänger-Fehler unter die Lupe. „Zuerst habe ich die Gestecke immer zu Hause gemacht und danach in die Kirche gebracht. Dann war ich erschrocken, wie verloren sie auf dem großen Altartisch gewirkt haben“, erinnert sich Astrid Reitze, die Koordinatorin des Blumendienstes. Inzwischen steckt sie die Blumen in der Kirche, um die Wirkung „vor Ort“ zu überprüfen. „Groß denken!“, empfiehlt Carola Büscher. Denn filigrane Kunstwerke erfreuen nur die Zelebranten, sind aber von den hinteren Kirchenbänken aus nicht mehr zu sehen. Auch weiß die Floristin fachkundigen Rat, um die klassischen Alpträume jeder Blumenfee zu vermeiden – wie etwa Rosen, die über Nacht spontan die Köpfe hängen lassen, oder Blumen, denen penetrante Gerüche entströmen.
Nie ohne Plan ans Werk zu gehen, rät die Expertin den Frauen, und dreidimensional zu denken. Sonst entsteht möglicherweise ein Blumenschmuck, der zwar eine ansehnliche Vorderseite hat – aber von hinten oder seitwärts betrachtet wie Kraut und Rüben aussieht. Humorvoll-kritisch beäugt Carola Büscher die Werke, die unter den Händen der Frauen entstehen: „Wollten Sie nicht eine Pyramide stecken – das sieht doch wie ein Würfel aus!“ Immer wieder ermuntert sie die Lernwilligen, alles noch einmal auseinanderzunehmen und von neuem zu beginnen, leistet praktische Hilfe mit Steckschwamm und Blumendraht und sorgt auch für die psychologische Betreuung, wenn rein gar nichts gelingen will: „Das sieht doch schon ganz gut aus….“
Schließlich kann jede der Anwesenden ein präsentables „Gesellenstück“ vorweisen – und alle bedanken sich bei Frau Büscher für die kurzweilige und lehrreiche Nachhilfestunde.
Text – Martina Martschin
Fotos – Maria Wickert