2019 war die Pallottinerin Schwester Reginata Nühlen bereits aus dem langjährigen Dienst als Seelsorgerin des Vinzenz Pallotti Hospitals ausgeschieden, wo sie noch bis zuletzt vor allem im Hospiz Sterbende begleitet hatte. Nun stand für die Ordensfrau schweren Herzens ein weiterer Abschied an: Auch die Leitung der Grünen Damen, für die sie 42 Jahre lang Ansprechpartnerin und Organisatorin gewesen war, hat sie nun abgegeben. „Es ist an der Zeit, diese Arbeit in jüngere Hände zu legen“, sagte die 85-Jährige, die seit 2017 im Refrather Konvent des St. Josefshauses lebt, im Rahmen einer kleinen Feierstunde. Übernehmen wird ihren Dienst Schwester Genou Pathippallil, Mitglied im Orden der „Missionary Sisters of Mary Immaculate“ und Teil des Seelsorgeteams der GFO-Kliniken Rhein-Berg. Den offiziellen Stabwechsel nahm Katrin Aulenkamp, die kaufmännische Direktorin des VPH, vor und dankte Sr. Reginata für ihren jahrzehntelangen Einsatz bei der Patientenbetreuung im Namen der Betriebsleitung.
Sie hoffe inständig, so Sr. Reginata, dass die Arbeit weitergehe, auch wenn die einstigen Spitzenzahlen von über 20 Mitarbeiterinnen in diesem Patientenbegleitdienst Anfang der 1980er Jahre inzwischen merklich geschrumpft sind. Heute engagieren sich in diesem Ehrenamt, das kleine Besorgungen und Handreichungen für Patienten vorsieht, die alleinstehend sind und keinen Besuch bekommen, gerade noch vier Frauen und ein Mann, von denen Cora Lukas-Voss schon 18 Jahre lang mit dabei und von daher die Dienstälteste ist.
Mit dem endgültigen Abschied von Sr. Reginata von „ihrem“ Krankenhaus geht am VPH eine Ära zu Ende, denn die Grünen Damen – immer erkennbar an ihrer hellgrünen Arbeitskleidung – waren über vier Jahrzehnte eine Institution, die fest im Krankenhausalltag verankert war, aber wie viele andere Ehrenämter auch Nachwuchsprobleme hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Dienstes helfen denen, die sich nicht selbst helfen können. Es sind große und kleine Wünsche, die dann die Grünen Damen erfüllen. Und lange Zeit wusste Sr. Reginata immer als erste, welcher Patient gerade einen aufmunternden Besuch, ein Gespräch, einen Spaziergang, ein bisschen Gesellschaft oder oft nur ein offenes Ohr am nötigsten hat.
Es war der 3. Mai 1982, als der damalige Verwaltungschef Wolfgang Lehmenkühler offiziell diesen ehrenamtlichen Dienst in Bensberg einrichtete und damit Vorlese-, Einkaufs- und andere Dienste an ehrenamtlich arbeitende Frauen übertrug, die sich bereit erklärten, mit Zeit und Zuwendung dort zur Seite zu stehen, wo Angehörige fehlen. Es ist ein Dienst im Verborgenen, bei dem es um Zuspruch, manchmal auch Trost und helfende Gesten jeder Art geht und der für das Pflegepersonal im immer härter werdenden Wirtschaftsdruck des Gesundheitswesens auch eine große Entlastung bedeutet.
„Wer sich für diese Aufgabe interessiert, sollte ein Interesse an Menschen mitbringen und sich für Gesprächsführung, wie sie hier gefragt ist, sowie den feinfühligen Umgang mit kranken, manchmal auch einsamen und deprimierten Menschen eignen.“ Trotzdem könne jeder Bewerber auch an einer Schulung für diese Aufgabe teilnehmen, die zu dieser Arbeit qualifiziert.“ Nach Diagnose und Beschwerden zu fragen, so hat sie ihren Mitarbeiterinnen immer vermittelt, sind – sofern der Patient nicht alleine auf seine Ängste zu sprechen kommt – allerdings Tabu-Themen. „Ratschläge sollte man nicht geben, auch nicht zu viel von sich selbst erzählen, sondern persönlich, zugewandt und vertrauensvoll sprechen, vor allem aber eben zuhören“, skizziert Sr. Reginata wichtige Voraussetzungen für dieses Engagement. In jedem Zimmer müsse man sich wieder neu auf die jeweilige Situation des Patienten einstellen können. „Es braucht Einfühlvermögen und viel Geduld, sich in einen anderen hineinzuversetzen. Kleine Gefälligkeiten lassen sich rasch erledigen, aber eine überzeugende Ermutigung angesichts einer bevorstehenden Operation erfordert schon mal sehr viel mehr Einsatz.“ Wichtig sei, dass alles, was man tue, aus dem Herzen komme.
Text und Foto – Beatrice Tomasetti