Für die Sanierung des Kirchturms werden Kosten in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro veranschlagt. Die Zuschüsse des Erzbistum Köln sind zugesagt und die Fördermittel des Landesdenkmalamtes sind beantragt. Sobald die abschließende Bewilligung des Landesdenkmalamtes vorliegt, kann mit den Arbeiten begonnen werden.
Gerade mal 2.314 Gramm wiegt der Stein, der die Sanierung der Bensberger Pfarrkirche St. Nikolaus ins Rollen gebracht hat. Denn dieses Stück hatte sich Ende des Jahres 2019 aus dem Mauerwerk des Kirchturmes gelöst und sofort umfangreiche Sicherungsmaßnahmen erforderlich gemacht. Aus diesem Grund stehen seit der Adventszeit 2019 Gerüste unterhalb des Turmes auf dem Kirchplatz. Sie sollen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher sowie Passanten vor herabfallenden Gebäudeteilen schützen.
„Nach den Sicherungsmaßnahmen mussten wir natürlich nach den Ursachen für die sich lösenden Teile der Außenfassade suchen“, berichtet Michael Müller-Offermann, Vorsitzender des Bauausschusses des Kirchenvorstandes. „Uns war schnell klar, dass wir hier auf das Fachwissen von Experten zurückgreifen müssen.“ Mit dem Architekten Max Ernst aus Zülpich konnte ein solcher ausgewiesener Fachmann gefunden werden, der schon an vielen denkmalgeschützten Kirchengebäuden im Erzbistum Köln gearbeitet hat und über eine entsprechende Expertise verfügt.
Nach den ersten Sichtungen des Schadensbildes wurden im vergangenen Jahr mehrere Gutachter beauftragt, die das Kirchengebäude auf Herz und Nieren geprüft haben. Unter anderem wurden zur Erstellung von aktuellen Plänen und der Kartographierung von Schäden Drohnen eingesetzt, die das Kirchengebäude vermessen und gefilmt haben.
„Uns liegt jetzt eine konkrete Übersicht vor, in welchen Bereichen wir Gebäudeschäden haben und woher diese gekommen sind“, fasst Kirchenvorstand Müller-Offermann zusammen. „Für die Schäden sind mehrere Ursachen verantwortlich. So wurde bei einer Sanierung der Kirche in den 1980er Jahren eine sogenannte Hydrophobierung der Fassade vorgenommen. Ziel damals war es, dass keine Feuchtigkeit in das Gebäude eindringen kann. Das hat aber auch zur Folge, dass keine Feuchtigkeit mehr austreten kann.“
Als dann noch durch den Defekt an einem innenliegenden Regenwasserrohr des Kirchturmdaches Wasser unbemerkt in den Kirchturm eintreten konnte, kam es zur Schädigung des Mauerwerks, aber auch des Glockenstuhls und der Holzzwischenebenen innerhalb des Turms. Dieser Glockenstuhl, an dem hinter der Fassade die Kirchturmglocken befestigt sind, ist so stark von Rost befallen, dass er nicht mehr repariert werden kann, sondern ersetzt werden muss. „Das bedeutete leider, dass wir nicht mehr wie gewohnt läuten konnten“, stellt Pfarrer Andreas Süß bedauernd fest. „Nur noch zur Ankündigung unserer Gottesdienste kann das Geläut eingeschränkt erfolgen. Zum Läuten des Angelus (Engel des Herrn) am Morgen, zur Mittagszeit und am Abend sind wir auf das Glockenläuten unserer evangelischen Geschwister angewiesen. Gerne ermöglichen wir dafür in Corona-Zeiten der evangelischen Gemeinde die Feier der Konfirmationen unter Hygienekonzept, da wir mehr Platz in St. Nikolaus anbieten können.“
Nachdem der Schaden an der Nikolauskirche bekannt war und klar wurde, dass eine umfangreiche Baumaßnahme erforderlich werden würde, hat der beauftragte Architekt weiter notwendige Instandsetzungen ermittelt, die im Zuge der Baumaßnahme ebenfalls durchgeführt werden sollen. Noch vor Ostern soll damit begonnen werden, am Kirchturm ein großes Baugerüst aufzustellen, damit dann im Frühsommer die Arbeiten an der Fassade des Kirchturms und auf dem Dach der Kirche beginnen können. Voraussichtlich werden sich dadurch auch die Zugangsmöglichkeiten zur Kirche verändern. Innerhalb des Turmes werden zeitgleich die Glocken demontiert und in die Kirche abgelassen, damit der Glockenstuhl ausgetauscht werden kann: „Wir werden an Ostern und in der Zeit der Sanierung also leider gar nicht mehr unseren Glocken läuten können,“ kündigt Pfarrer Süß bereits an.
„Mit der Sanierung des Kirchturmes ist es leider nicht getan“, erklärt Michael Müller-Offermann. „Nach dem Kirchturm müssen wir auch das Dach und die Außenfassade des Kirchenschiffs in Angriff nehmen und einige Maßnahmen an den Fenstern der Kirche vornehmen.“ Diese Maßnahmen des nächsten Bauabschnittes werden zurzeit vom Architekten, dem Kirchenvorstand St. Nikolaus und dem Erzbistum Köln intensiv geplant.
Die Kosten des ersten Bauabschnittes für den Kirchturm belaufen sich nach bisherigen Planungen auf rund 2,2 Millionen Euro, die vom Erzbistum Köln, der Kirchengemeinde St. Nikolaus und dem Denkmalförderprogramm des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales und Bauen finanziert werden.
„Nachdem wir im letzten Jahr durch die verschiedenen Fachfirmen den Sanierungsbedarf von St. Nikolaus festgestellt und eine Unterstützung durch das Erzbistum und das Landesdenkmalamt beantragt haben, können nun die aufwändigen Arbeiten beginnen“, sagt Pfarrer Süß, der sich freut, dass mit dieser Baumaßnahme auch in Zukunft dieser wertvolle Kirchort für die Bensberger Gemeinde und Bevölkerung erhalten bleibt. Der Seelsorger dankt den Mitgliedern des Kirchenvorstandes für ihr Engagement, dem Architekten Max Ernst für seine gute Bauplanung und allen Verantwortlichen der Gewerke für ihre Bereitschaft, sich an der baulichen Erneuerung der Kirche zu beteiligen.
„Ohne die Unterstützung durch Spenden wird diese aufwändige Sanierung allerdings nicht möglich sein“, gibt er zu bedenken. Trotzdem hofft Süß, dass dieses große Bauprojekt erfolgreich gestemmt werden kann, „damit St. Nikolaus weiterhin die Kirche auf dem Berg bleiben kann, die den Menschen im Umkreis Hoffnung und Zuversicht gibt“.
Text – Jan Wirth-Pütz
Foto – Simon Flosbach