Eifrig sind Abdulkarim, Saman, Brahim, Bogdan und die vielen anderen Kinder bei der Sache. Entweder beteiligen sie sich mit Instrumenten an dem „Ständchen“ für den Heiligen Nikolaus oder aber sie stimmen mit kräftiger Stimme bei den Liedern mit ein. Denn die Strophen zu „Lasst uns froh und munter sein“ oder „Jingle bells“ haben sie wochenlang mit Uta Vossebrecker, Lehrerin an der Gladbacher Max-Bruch-Musikschule, einstudiert, die für die Kinder von geflüchteten Familien der Flüchtlingsunterkunft Platzer Höhenweg in Kooperation mit der Moitzfelder Grundschule seit Jahren ein Musikangebot macht: „Musik am Freitag“, bei dem jedes Kind mitmachen kann, das Interesse und Freude am Musizieren mitbringt. Nun also sind Gitarren, Blockflöten, Trommeln, Schellen und Glöckchen im Einsatz; Instrumente, für die es nicht unbedingt keinen intensiven Vorlauf beim Üben braucht und die den Kindern trotzdem sichtlich Freude machen. Denn die meisten von ihnen halten zum ersten Mal überhaupt ein Musikinstrument in ihrer Hand. Andere klatschen im Rhythmus mit und fallen spätestens beim Refrain mit ein: „Nikolaus, komm in unser Haus…“
Für ihren mutigen Auftritt bei der alljährlichen Nikolausfeier auf Einladung von Gemeindemitglied Mechtild Münzer, die diese Feier immer gemeinsam mit Uwe Tillmann, Abteilungsleiter für Soziale Stadtentwicklung beim städtischen Jugendamt, und der Dorfgemeinschaft Moitzfeld ausrichtet, bekommen die kleinen Musikanten dann auch einen Extra-Applaus. Es ist bereits die fünfte Nikolausfeier für geflüchtete Familien, die der ehrenamtliche Kreis im Moitzfelder Pfarrheim organisatorisch unterstützt. Und wie immer kommt natürlich auch ein leibhaftiger Bischof Nikolaus – alias Dr. Johannes Bernhauser, ehemals zweiter Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Bergisch Gladbach – der es sich nicht nehmen lässt, in jedem Jahr neu den Kindern und ihren Eltern die Legende von diesem beliebten Heiligen zu erzählen. Und natürlich bringt er auch einen Sack voller Geschenke mit, die aus Spenden finanziert werden. Denn jedes Kind soll an diesem Tag Grund zur Freude haben.
Mechtild Münzer versteht sich selbst als „Networkerin“ und hat diese Initiative im Namen des sozialen Netzwerkes Moitzfeld vor vier Jahren, als die ersten Flüchtlingsfamilien in den Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph ankamen, ins Leben gerufen. Mittlerweile betreut sie mit einem großen Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiter und der ökumenischen Initiative „Wir für neue Nachbarn“ viele Familien seit Jahren, kümmert sich aber immer auch um die neuen, die noch hinzukommen, und begleitet sie mit Rat und Tat bei mitunter schwierigen Behördengängen. Und so ist das eine multikulturelle Gruppe aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern, die an diesem Nachmittag bei Kaffee, Saft und Plätzchen zusammentrifft: Sie stammen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan und Albanien, aus Mazedonien, Aserbaidschan und dem Jemen, aber auch aus Russland, Somalia, Nigeria und Eritrea. „Den Nikolaus kennt doch eigentlich jeder“, sagt sie zu dieser Idee, kurz vor Weihnachten alle Flüchtlingsfamilien aus den vielfältigsten Kulturkreisen zu einem vorweihnachtlichen Beisammensein an einen Tisch zu holen. Ihr sei wichtig, diese Menschen auch mit typischen Traditionen der deutschen Kultur vertraut zu machen.
Text und Fotos – Beatrice Tomasetti