Dr. Luke Ndubuisi taufte drei nigerianische Flüchtlingskinder im Refrather St. Josefshaus
Auf den drei mit bunten Symbolen gestalteten Taufkerzen stehen die Namen der Täuflinge in feinen goldenen Buchstaben zu lesen: Miracle, Excel und Beatrice. Sie bilden einen ungewöhnlich fröhlichen Blickfang auf dem Altar. Im Hintergrund spielt die Orgel leise ein „Ave Maria“, und Pfarrer Luke Ndubuisi erteilt den vielen Gästen in der Kapelle des Altenheims im Junkersgut nach einer feierlichen Zeremonie den Schlusssegen. Die behagliche Atmosphäre in dem Kirchenraum ist familiär und schafft Geborgenheit. Das ist auch genau das, was sich die drei nigerianischen Flüchtlingsfamilien, deren Kinder gerade getauft wurden, im Moment mehr als alles andere auf der Welt wünschen: Zuflucht und Schutz finden in einem sicheren Land, in dem sie auf neue Lebensperspektiven für sich und ihre Kinder hoffen können und wo sie die teils dramatischen Erlebnisse ihrer monatelangen Flucht nach und nach vergessen wollen.
Einen Grundstock für diesen Neuanfang in Bergisch Gladbach legen sie bewusst mit dem Segen Gottes im Sakrament der Taufe. In dieser Glaubensüberzeugung sind sich jedenfalls Blessing und Adebayo Emmanuel, die beim Verlassen ihrer Heimat Nigeria über die Fluchtlinie Lybien und Sizilien – zum Teil zu Fuß, zum Teil mit dem Boot in Hand von Schlepperbanden – ihr Leben riskiert haben und deren Tochter Miracle eine Woche vor Weihnachten im Vinzenz Pallotti Hospital geboren wurde, einig. Auch die beiden Schwestern Sabina und Jennifer Esedio haben eine gefährliche Odyssee hinter sich und sind wie Familie Emmanuel vor den Attentaten der Terrorgruppe Boko Haram geflohen. Alle gemeinsam wohnen sie nun zusammen mit drei syrischen Familien für die nächsten Monate im Josefshaus, wo sie im Zuge des dort anstehenden Umbaus frei gewordene und von der Stadt angemietete Zimmer beziehen konnten.
Auf Vermittlung von Beatrice Tomasetti, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der pallottinischen Senioreneinrichtung, kam die Taufe mit Pfarrvikar Ndubuisi zustande, der als Landsmann der Tauffamilien dann im Josefshaus den Ritus in der nigerianischen Amtssprache Englisch, aber auch auf Deutsch abhielt und noch einmal die Bedeutung dieses Initiationssakramentes für die Taufgesellschaft, die der Einladung der Hausleitung gefolgt war, herausstellte. Sr. Regina Hollingshaus, die im Josefshaus zuständige Seelsorgerin, hatte die Idee, für die Taufe die hauseigene Kapelle zur Verfügung zu stellen. Dafür musste die Pallottinerin zwar ein wenig improvisieren – denn einen Taufbrunnen gibt es im Altenheim nicht und auch das weiße Taufkleid sowie das für dieses katholische Ritual notwendige Chrisam-Öl mussten aus der Bensberger Kirchengemeinde ausgeliehen werden – aber die Vorbereitung dieser Dreifach-Taufe wurde ihr sofort zum Herzensanliegen. Überhaupt: Kindertaufen an einem Ort, wo sonst knapp 190 alte Menschen ihren Lebensabend verbringen und Babygeschrei eher selten zu hören ist – das ist schon etwas Ungewöhnliches für das Josefshaus.
Umso mehr freuten sich jetzt seine Bewohner, aber auch viele der Mitarbeiter, von denen einige gemeinsam mit Tomasetti und ihrem Sohn Aurelius auch die Patenschaft für die drei nigerianischen Mädchen übernommen haben, über diese unverhoffte „Premiere“. „Ich wünsche der kleinen Miracle, dass sie in unserem Land sicher und behütet aufwachsen kann.“ Am Ende der Feier bringt die Bensberger Patin des knapp vier Wochen alten Säuglings im Namen der Mitfeiernden noch einmal auf den Punkt, was alle in diesem Moment bewegen: dass die Familien von Miracle, Excel und der sieben Jahre alten Beatrice am Ende einer langen Reise angekommen sind und sobald wie möglich in Refrath und Umgebung ein echtes Zuhause – vielleicht sogar in einer eigenen kleinen Wohnung – finden.
Text – Theodor Gatzweiler
Fotos – Beatrice Tomasetti