Mechtild Münzer feierte mit geflüchteten Familien den Heiligen Nikolaus

„Lasst uns froh und munter sein und uns heut’ von Herzen freuen…“ Fröhlich singen die vielen Kinder, die sich im Pfarrsaal von St. Joseph um eine liebevoll gedeckte Kuchentafel geschart haben und von den vielen Süßigkeiten auf den Weihnachtstellern naschen, das bekannte Nikolaus-Lied und fallen klatschend mit in den Refrain ein: „…Lustig, lustig, trallalalala, heut’ ist Nikolaus-Abend da, heut ist Nikolaus-Abend da.“

In der Tat feiern die rund 30 Geflüchteten aus dem Irak, aus Eritrea, Somalia, der Mongolei, Syrien und auch der Türkei – es sind vor allem Kinder mit ihren Müttern – nachträglich an diesem Nachmittag das Fest dieses Heiligen aus Myra. Denn Mechtild Münzer, Mitglied im Ökumenekreis „Wir für neue Nachbarn“ und Hauptansprechpartner für diese Menschen, die in Wohnungen am Platzer Höhenweg leben, lädt in jedem Jahr zu einer solchen Nikolausfeier ein, bei der dann auch ein leibhaftiger Nikolaus – Dr. Johannes Bernhauser, ehemals zweiter Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Bergisch Gladbach – auftritt und natürlich auch einen Sack voller Geschenke mitbringt. Denn kein Kind soll an diesem Tag leer ausgehen. Jedes Mädchen, jeder Junge wird namentlich aufgerufen und nimmt schüchtern sein Präsent entgegen. Schließlich ist der Nikolaus von stattlicher Statur, und aus ihrer Heimat kennen sie diesen Brauch nicht unbedingt. Aber selbstverständlich stellt sich der Bischof Nikolaus den Kindern vor und berichtet anschaulich auch von dem, was über ihn gesagt wird. So erfahren alle, dass er vor allem dafür bekannt ist, Menschen in Not zu helfen.

Mucksmäuschenstill ist es im Pfarrsaal, als er von der Legende berichtet, nach der ein Vater so arm gewesen sein soll, dass er sich gezwungen sah, seine drei Töchter zu verkaufen, weil er nicht mehr für sie sorgen konnte. Doch dann habe er eines Tages wie durch ein Wunder Goldstücke unter seinem Fenster gefunden, so dass auf diese Weise die Mädchen vor der Sklaverei bewahrt werden konnten. „Nikolaus liebte die Kinder“, betont Johannes Bernhauser. Und dass für ihn das Wichtigste gewesen sei, dass Kinder unbeschwert, froh und glücklich sind. Aber er erklärt seinen andächtigen lauschenden Zuhörern auch, dass die Menschen einmal im Jahr an ihn und seine guten Taten denken – nämlich immer am 6. Dezember, dem Fest dieses bescheidenen und gleichzeitig so großzügigen Heiligen.

Mechtild Münzer ist „Networkerin“ und hat diese Initiative im Namen des sozialen Netzwerkes Moitzfeld 2015, als die ersten Flüchtlingsfamilien in den Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph ankamen, ins Leben gerufen. Längst betreut sie mit einem festen Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Caritasmitarbeiterin Inge Roth, viele Familien schon über einen längeren Zeitraum, kümmert sich aber immer auch um die neuen, die noch hinzukommen und begleitet die oft kinderreichen Familien mit Rat und Tat bei mitunter schwierigen Behördengängen, aber auch ganz alltäglichen Herausforderungen. Und so ist das eine multikulturelle Gruppe aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern. „Den Nikolaus kennt dennoch jeder“, sagt sie zu dieser Idee, kurz vor Weihnachten alle Flüchtlingsfamilien aus den vielfältigsten Kulturkreisen zu einem vorweihnachtlichen Beisammensein an einen Tisch zu holen. Ihr sei wichtig, diese Menschen auch mit typischen Traditionen der deutschen Kultur vertraut zu machen.

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti