Viele Spendenempfänger sind in den letzten Monaten sprichwörtlich „leer ausgegangen“. Aber nicht nur die großen Hilfswerke verzeichnen schmerzhafte Einbrüche bei den üblichen Spendenaufkommen, mit denen sie weltweit Hilfsprojekte unterstützen.
Auch in St. Nikolaus und St. Joseph war lange – aus Gründen der Ansteckungsgefahr, aber auch wegen der zunächst nur gestreamten Gottesdienste ohne Teilnehmer – kein Kollektenkörbchen mehr durch die Kirche gereicht worden. Die Hinweise, einen wie sonst auch üblichen Obolus stattdessen am Ausgang zu entrichten, hatten in jüngster Vergangenheit nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt und auch das Spendenaufkommen in der Pfarreiengemeinschaft gegen Null tendieren lassen.
Doch mit einem neuen Klingelbeutel, der seit drei Wochen in beiden Pfarrkirchen zum Einsatz kommt, ist nun Abhilfe geschaffen. „Kollektieren ist nun wieder möglich“, betont Küster Thomas Heyberg, der jetzt in den Messen mit einem sogenannten Teleskoparm durch die Reihen geht, an dessen Ende ein roter Samtbeutel hängt. Dieses System gewährleistet den vorgeschrieben Corona-Abstand zwischen dem Sammelnden und den Gemeindemitgliedern, so dass es keinen persönlichen Kontakt gibt und die Infektionsgefahr bei dieser Vorgehensweise auf ein Minimum reduziert wird.
Die „Participatio actuosa“ – die Beteiligung der Gemeinde am Gottesdienstgeschehen, wie Pfarrer Andreas Süß das nennt – sei, so der Seelsorger, ohnehin im Moment noch sehr eingeschränkt, so dass er nun froh ist, dass die Gläubigen nun wenigstens auf diese Weise, indem sie ihr Opfer nun wieder entrichten könnten, auch wieder in die Liturgie einbezogen würden. In anderen Kulturen gehöre die Kollekte wie selbstverständlich als zutiefst liturgisches Geschehen zur Gabenbereitung dazu, erklärt er. „Als Frucht der menschlichen Arbeit bringen die Menschen zum Beispiel in Indien eine Handvoll Reis zum Altar, weil sie meist mehr nicht besitzen und sie mit dieser Geste zeigen, dass ihnen bereits dieses Opfer an die Substanz geht, sie damit aber Anteil an der Liturgie nehmen wollen.“
Mit dem neuen Klingelbeutel wolle er der Gemeinde diesen wesentlichen Grundvollzug innerhalb des liturgischen Geschehens wieder ermöglichen – und angesichts der vielen großen Sanierungsvorhaben speziell am Glockenturm von St. Nikolaus, bei dem es neben den zu erwartenden Zuschüssen vom Erzbistum in Millionenhöhe auch auf einen Eigenbeitrag der Gemeinde ankomme, erst recht.
Text und Foto – Beatrice Tomasetti