Die Edith Stein-Kapelle, der Skulpturenpark, der Kreuzgang und der größte Tagungssaal des Bensberger Kardinal-Schulte-Hauses mit seiner Geschichte und allen wissenswerten Hintergründen sind Thema einer Führung, die der Bensberger Kunsthistoriker Markus Juraschek-Eckstein am 15. November von 14.30 bis 16 Uhr über den Architekten Bernhard Rotterdam (1893 – 1974) anbietet.
In den Jahren 1922-25 absolvierte Rotterdam als Meisterschüler von Emil Fahrenkamp sein Architekturstudium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die Beauftragung mit dem Bau des Priesterseminars in Bensberg bezeichnete Rotterdam selbst einmal als „entscheidende Wendung“ seines Lebens. Rotterdams Hauptschaffen aber galt vor allem dem katholischen Kirchenbau, bei dem er zwar beständig den Stil- und Materialentwicklungen seiner Zeit und damit den für den modernen Nachkriegskirchenbau ausschlaggebenden liturgischen Änderungen folgte. Doch lassen seine Bauten insgesamt eine konservative, dem sogenannten Heimatstil immer verhaftet bleibende Tendenz erkennen.
Der aus einem Wettbewerb 1924 hervorgegangene und 1926 bis 1929 realisierte Entwurf für das Kardinal-Schulte-Haus zeigt einen souveränen Umgang mit traditionellen und zeitgenössisch modernen Bauformen. Hier zeigt ein junger Hochschulabsolvent, dass er seine Stilkunde-Lektionen gelernt und in seinem ersten großen Bauprojekt anzuwenden wusste. Dem Wettbewerb entsprechend besteht das Kardinal-Schulte-Haus aus einem Vierflügelbau nebst Schwesternhaus und Wirtschaftstrakt. Sockelbau, Erdgeschoss, Terrassenmauern sowie das an der Straße gelegene Torhaus wurden mit Werksteinen aus Bergischer Grauwacke aufgeführt. Mit diesem von hellgrau bis dunkelbraun changierenden Naturstein leistete Rotterdam einen Beitrag zum „Heimatstil“, der in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts Verbindungen zwischen regionaltypischer, traditioneller Architektur und modernen Bauformen suchte. Aber auch barocke Formen finden sich – korrespondierend mit den Kuppelhauben des Bensberger Schlosses – in den Zwiebel- und Walmformen der Dächer.
Die Kosten für die Führung betragen 8 Euro (inkl. Kunstführer). Wegen der coronabedingt begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung gebeten.
Foto – Von Pingsjong – Eigenes Werk, GFDL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18466014