Für die sehr unterschiedlichen Impulse der „Tage des Lichts“ zeigten sich viele Teilnehmer empfänglich – Die Initiatoren ziehen eine positive Bilanz
Als großen Erfolg und geglücktes Experiment verbuchen die Initiatoren der „Tage des Lichts“ die adventliche Veranstaltung, die bis zum Wochenende St. Nikolaus in neuem Licht erstrahlen ließ, aber gleichzeitig auch inhaltliche Anregungen zu einer neuen Erfahrbarkeit von Kirche lieferte. Die Projektgruppe, die mit der besonderen Ausleuchtung des Rauminneren und Angeboten zum Thema „Licht“ in Verbindung mit Literatur, Musik und Kunst einen Beitrag zum „Pastoralen Zukunftsweg“ leisten wollte, zeigte sich erfreut von der überaus positiven Resonanz auf diese Aktion. Schon zum Auftakt der Reihe, dem Patrozinium am Nikolausabend, an dem zum ersten Mal die farbenprächtige Lichtinstallation von Pascale Rodenberg, Lichttechnik TTP sound & light in Overath, für viele Aha-Effekte sorgte, waren überraschend viele Besucher der Einladung der Kirchengemeinde gefolgt und genossen sichtlich die gänzlich ungewohnte Stimmung während des feierlichen Gottesdienstes. Richtete sich mal der Lichtfokus auf das Kreuz im Altarraum, standen in anderen Momenten die farblich unterschiedlich beleuchteten Kapitelle der Mittelschiffsäulen im Zentrum. Immer aber dienten die ständig neu entstehenden Farbspiele und am Deckengewölbe flirrenden Sterne einer Verstärkung der spürbar geistlich-meditativ geprägten Atmosphäre.
Hinter den „Tagen des Lichts“ stand die Idee, Menschen anzusprechen, die sich selbst eher nicht zu den üblichen Adressaten kirchlicher Angebote zählen. „Es ging uns darum, mit diesen Abenden zu den Themen ‚Licht und Literatur’ sowie ‚Licht und Kunst’ jeweils ein Bindeglied zwischen Religiösem und Profanem herzustellen“, erläutert Martin Brochhaus, Mitglied der Projektgruppe, im Rückblick auf diese gelungene Initiative. Die traditionellen Elemente und eingespielten Formen des Advents einmal aufzubrechen, etwas Neues zu versuchen und bewusst einen anderen Akzent zu setzen, der aus dem sonst Erwartbaren heraussticht, sei die Ausgangsüberlegung für diese viertägige Reihe gewesen. Der Abend mit dem Schauspieler und Sprecher Manfred Erwe, der Texte zum Thema „Licht“ vortrug, sei mehr zum Zuhören gedacht gewesen; der mit den vielen mitgebrachten Kerzen und Leuchtmitteln aller Art zum aktiven Mitmachen. Auch die Kinder, so hatten es sich Pastoralreferent Leonard Schymura und PGR-Mitglied Brigitta Kindervater ausgedacht, sollten mit der am Donnerstagnachmittag geplanten Taschenlampenführung durch St. Nikolaus in dieses Gemeindeprojekt einbezogen werden und auf ihrer ganz eigenen Entdeckungstour im dunklen Kircheninneren gleich in zweifacher Weise „erhellende Momente“ erleben.
„Für mich war der größte Gewinn der experimentelle Charakter des Projektes“, resümierte Schymura im Anschluss. Gerade der Themenabend „Licht und Kunst“ habe ganz wunderbar gezeigt, wie kreativ die Menschen plötzlich würden, wenn es dafür einen freien Raum gibt. „Hier ist ein Grundprinzip von Gemeinde aufgegangen; erst recht, wenn wir kirchenferne Menschen erreichen wollen. Wir brauchen viel mehr solcher freien Räumen, in denen die Menschen die Erfahrung von Gemeinschaft erleben dürfen“, gab der Theologe zu bedenken. Der eingeschlagene Weg mache Mut, künftig häufiger auf solche Experimente zu setzen. „Neben vielen bekannten Gesichtern haben sich auch Interessenten über die Gruppe der regelmäßigen Gottesdienstbesucher hinaus ansprechen lassen. Besonders aus der avisierten Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen“, pflichtet Brigitta Kindervater bei. „Davon dürfen es bei weiteren Aktionen gerne auch noch mehr werden!“
„Die Besucher unserer Pfarrkirche konnten in den vergangenen Tagen eine fantastische Komposition aus Licht, Musik und geistlichen Impulsen erleben, von der sich viele angesprochen fühlten“, schwärmt auch Pfarrer Andreas Süß und zieht positiv Bilanz. „Sie konnten Kirche – und das meine ich bewusst doppelsinnig – einmal im neuen Licht erleben. Uns wurde das scheinbar Bekannte durch das Licht Gottes neu erschlossen, aber auch in uns selbst konnte es neue Facetten zum Strahlen bringen. Schließlich sind wir es, durch die Gottes Licht transparent werden soll.“ Die „Tage des Lichts“ hätten noch einmal in besonderer Weise die innere und äußere Schönheit von St. Nikolaus zur Geltung gebracht: nämlich nicht nur das Mauerwerk der Architektur mit ihren individuellen Ornamenten, die mit der Lichttechnik besonders gut herauskamen, sondern – übertragen auf die Gemeinde – auch die Einzigartigkeit eines jeden dieser „lebendigen Steine“, die in ihrer Summe die eigentliche Kirche am Ort ausmachten. Die zu beobachtenden Aufbrüche – gerade auch durch ein solches Projekt – machten Hoffnung auf eine Kirche von morgen.
Text – Beatrice Tomasetti
Fotos – Markus Bollen