
Seit Anfang Oktober ist Martin Meyer als neuer Kirchenmusiker an St. Nikolaus und St. Joseph im Dienst. Am vergangenen Wochenende stellte er sich in allen Messen der Gemeinde vor. Doch zunächst begrüßte ihn Pfarrer Elmar Kirchner mit großer Herzlichkeit und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Findungskommission unter mehreren Bewerberinnen und Bewerbern nicht nur ihn als Favoriten erwählt hatte, sondern – auch umgekehrt – er seinerseits schnell zugesagt hatte, um der zweieinhalbjährigen Vakanz des Kantorenamtes in der Pfarreiengemeinschaft ein Ende zu bereiten.
Meyer stellte sich vor die Stufen des Altares und versuchte es mit einem Bild: An seinem letzten Einsatzort, der St. Jakobi-Kirche in Lübeck, habe es eine Darstellung mit der Inschrift „Musica praeludium vitae aeternae – die Musik ist das Vorspiel zum ewigen Leben“ gegeben. Wörtlich erklärte der 40-Jährige dazu: „Musik schenkt uns Hoffnung, bringt uns in einen Dialog zu Gott und in Resonanz zueinander.“ Er hoffe, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Gemeinde mit Musik wieder neu in Schwung gerate, und warb bei allen Anwesenden dafür, die von ihm angestimmten Kirchenlieder aus voller Kehle und aus vollem Herzen mitzusingen, weil er davon überzeugt sei – so betonte der neue Kirchenmusiker mit gewinnender Zugewandtheit – „dass uns Musik durch dieses Leben tragen kann“.
Am Montagabend folgte dann der zweite Einstand – diesmal in Form einer Schlüsselübergabe, genau genommen einer Notenschlüsselübergabe. Denn die sonst übliche Probe des Kirchenchores stand ganz im Zeichen von Abschied und Neubeginn. Dazu reichte Thomas Kladeck, der den Chor über zwei Jahre lang während der Vakanz geleitet hatte, symbolisch das Staffelholz, in diesem Fall einen Violinschlüssel, an seinen Nachfolger mit den allerbesten Wünschen für dessen zukünftiges Wirken an seinem neuen Arbeitsplatz weiter.
Mit einem musikalischen Gruß hieß schließlich auch der Chor seinen neuen Chorleiter willkommen, der seinerseits seinen „Respekt vor der neuen Aufgabe“ zum Ausdruck brachte, den Sängerinnen und Sängern aber auch Anerkennung für die großartige Leistung bei Mendelssohns „Lobgesang“ zollte. „Ein solches Werk schafft nicht jeder“, betonte Meyer. Er habe in den einzelnen Gesichtern gesehen, dass der Chor diese Musik verinnerlicht habe. Das sei ein großes Pfund. Von daher sei er sich durchaus der Verantwortung bewusst, wenn jetzt die „olympische Flamme“ an ihn weitergegeben werde. „Als Kirchenmusiker“, so Meyer, „bin ich zutiefst davon überzeugt, dass es sich lohnt zusammenzukommen, um gemeinsam an Musik zu arbeiten.“
Mit Worten, die aus tiefstem Herzen kamen, verabschiedete schließlich Jocki Althoff, der Vorsitzende des Chores, Thomas Kladeck, und erinnerte daran, dass dieser vor gut zwei Jahren bereitwillig diese Aufgabe übernommen hatte mit dem Versprechen: Ich werde so lange für Euch da sein, wie Ihr mich braucht. „Mit Dir kam eine besondere Herzlichkeit in unseren Probenalltag“, lobte Althoff die gute Atmosphäre, für die Kladeck gestanden hatte. Und er stellte fest, dass er in dieser Zeit tolle Programme mit dem Chor erarbeitet hatte: zu verschiedenen Anlässen den Evensong, dann zu Weihnachten die „Paukenmesse“ von Haydn, die „Hofkapellmeistermesse“ von Salieri zu Ostern, die „Messa di Gloria“ von Puccini zum letzten Weihnachtsfest und nun schließlich den „Lobgesang“ von Mendelssohn und das „Te Deum“ von Johann Adolf Hasse. „Wir durften dabei sein, und das war großartig“, schwärmte Althoff. „Am Ende haben wir den ‚Lobgesang’ auch für Dich gesungen“, wandte er sich dem scheidenden Chorleiter zu, „denn wir wollten Dir auch etwas für das zurückgeben, was Du für uns eingesetzt hast. Das war ein großes Projekt, und von Anfang an waren wir mit ganzer Konzentration bei der Sache.“ Alle seien Kladeck dafür zutiefst dankbar. Abschließend resümierte Althoff: „Ich freue mich, dass Du damals zu uns gekommen bist und Deinem Nachfolger nun einen Chor übergibst, dessen Stimmbänder geölt sind und der für zukünftige Herausforderungen gewappnet ist.“
Text und Foto – Beatrice Tomasetti