Im Vinzenz Pallotti Hospital wurden die Pallottinerinnen nach 58 Jahren feierlich verabschiedet
Jeder, der im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst zur Verabschiedung der Bensberger Pallottinerinnen in der Krankenhauskapelle des Vinzenz Pallotti Hospitals sprach, machte es sich zu einem „Herzensanliegen“. Jedenfalls umschrieb dieser von allen offiziellen Rednern in den Mund genommene Begriff auffallend häufig, wie intensiv die Bensberger, allen voran die Mitarbeiter der Klinik selbst, mit „ihren“ Pallottinerinnen in fast sechs Jahrzehnten verbunden waren und – erfüllen sich die zahlreichen Wünsche der über 400 Gäste dieser Feier aus Nah und Fern – auch in Zukunft verbunden bleiben werden. Denn die acht Schwestern ziehen zu Beginn des Jahres aus Altersgründen in das nur wenige Kilometer entfernte St. Josefshaus Refrath, bleiben also mit ihrer „wertvollen Arbeit der Stadt erhalten“, wie Bürgermeister Lutz Urbach es formulierte. In seinem Grußwort und denen von VPH-Geschäftsführer Reinhold Sangen-Emden, Chefarzt Dr. Stefan Korsten und Vertretern der Mitarbeiterschaft wurde deutlich, dass der 58-jährige Dienst der Ordensfrauen seit der Inbetriebnahme der Klinik 1958 für die anfänglich 60 Schwestern eben immer in der Tat auch Herzenssache war. Neben dem Fachwissen in der Krankenpflege zeichnete sie nämlich von Anfang an ihre menschliche Anteilnahme, Fürsorglichkeit und tiefe Glaubensüberzeugung aus, womit sie für viele zum Vorbild und dem Inbegriff gelebter Nächstenliebe wurden. „Sie haben vielen Menschen Kraft, Hoffnung und die notwendige Unterstützung geboten. Sie waren Helferinnen mit Leib und Seele“, betonte Urbach und dankte für diesen Dienst persönlich, aber auch im Namen von über 100.000 Gladbachern.
Korsten, Ärztlicher Direktor des VPH, würdigte die Lebensleistung der Pallottinerinnen. Ein von Orden geleitetes Haus habe immer das gewisse Extra, sagte der Leiter der Inneren Klinik. „Man kann es nicht greifen, aber fühlen.“ Im VPH herrsche ein besonderer Geist, der sich im Umgang mit den Mitarbeitern, Patienten und Angehörigen niederschlage. „Davon profitieren vor allem wir Mitarbeiter“, sagte der Mediziner. „Auch wenn Sie in den letzten Jahren nicht mehr an vorderster Front präsent waren“, wandte sich Korsten direkt an die Pallottinerinnen, „so waren Sie doch immer in den entscheidenden Augenblicken da und haben uns daran erinnert, warum wir hier arbeiten und was Ziel unserer Tätigkeit ist: uns um den Nächsten zu kümmern und zu helfen.“
Ihn habe immer der selbstlose Dienst der Schwestern angerührt, den sie mit Ausdauer und Zuversicht, Gehorsam und Beharrlichkeit ausgeübt hätten. „Sie haben keine Rolle gespielt. Das war ihr Leben: echt und wahr.“ Und sie seien stets am Puls der Zeit gewesen, hätten in der Geburtshilfe wie im Hospizwesen Pionierarbeit geleistet und sich den Veränderungen im Gesundheitswesen nicht verschlossen. So hätten sie früh gemerkt, wo die Medizin an ihre Grenzen stößt, und daher vor über 20 Jahren eine zunächst kleine Palliativstation mit nur drei Stationsbetten gegründet. „Heute ist das unser Ding“, unterstrich der Onkologe und Palliativmediziner. Mit bald 17 Betten im Palliativ- und Hospizzentrum sei eine beeindruckende und exzellente Infrastruktur geschaffen worden, für die er den Schwestern als medizinischer Leiter dieser Einrichtung seinen herzlichsten Dank sagte. „Unsere Aufgabe wird sein“, versprach er den Ordensfrauen, „dass die tiefen Spuren, die Sie hinterlassen, in diesem Krankenhaus noch lange zu spüren sein werden.“
Zu Recht werde über den „Verlust einer spirituellen Größe“ am Ort getrauert, hatte zuvor Pfarrer Heinz-Peter Janßen in seiner Predigt die Gemütsbewegung aller Anwesenden aufgegriffen. Schließlich sei für die Schwestern der Abschied aus dem Vinzenz Pallotti Hospital der Verlust einer Wirkungsstätte, die sie in mehr als zwei Generationen im pallottinischen Geist geprägt hätten. Ihr Dienst sei von den Menschen als heilsam, tröstlich und ermutigend erlebt worden, sagte er. Doch die Kehrseite dieser Trauer sei die Dankbarkeit, so Janßen weiter in seinen Ausführungen. „Sie erinnert uns aber nicht nur daran, dass das Kostbare in unserem Leben Geschenk ist, sondern auch daran, dass dieses Geschenk nun nicht bloße Vergangenheit ist, sondern aufgehoben ist in unseren inneren Jahresringen. Wir sind und bleiben unsere eigene Geschichte. Die Erfahrungen und Begegnungen, die unsere Geschichte ausmachen, sie prägen uns als Person, sie bestimmen unser Lebensgefühl, sie wirken weiter in unserem Denken und Handeln und sind so – gerade wenn sie Anlass zur Dankbarkeit geben – ein kostbarer bleibender Schatz.“ Nach dem Beispiel des Heiligen Vinzenz Pallotti ermutigte er die scheidenden Ordensfrauen schließlich, offen und wachsam für den Ruf Gottes in der jeweiligen Gegenwart zu sein und damit zugleich aufmerksam, mutig und gelassen.
Die Predigt von Pfarrer Heinz-Peter Janßen i. R. ist hier als Download abrufbar.
Text und Fotos – Beatrice Tomasetti