Nach 21 Jahren verabschiedet sich Pfarrer Ludwig Fußhoeller mit einer bewegenden Erntedankfeier von der Gemeinde
Ein Dankgottesdienst der besonderen Art sollte es werden: Nicht nur der traditionelle Erntedank stand im Mittelpunkt der Eucharistiefeier am ersten Oktobersonntag, sondern vor allem der Dank an Pfarrer Ludwig Fußhoeller. Nach mehr als 21 Jahren, die er in St. Nikolaus und St. Joseph als Seelsorger tätig war, hat er sich nun offiziell von seiner Gemeinde verabschiedet.
Ein „alternativer“ Gabentisch war unterhalb des Altarraums ins Zentrum von St. Joseph gestellt worden, um dem 89-Jährigen die Treppenstufen hinauf zum Altar zu ersparen. Außerdem sorgte das von Gemeindemitglied Dominikus Gehrigk geschaffene Objekt aus Holz und Metall auch für eine neue Sitzordnung. Und gleichzeitig dafür, dass dem beliebten Pfarrvikar an diesem Festtag ganz bewusst ein Platz mitten in der Gemeinde eingeräumt wurde. Da, wo er sich selbst immer am liebsten gesehen hat – als Teil einer großen Gemeinschaft, in der es weniger auf klerikale Hierarchie als vielmehr auf das gute Miteinander ankommt. „Wir feiern heute nicht Ludwig Fußhoeller, sondern die Familie. Es soll nicht der Priester auf das Podest gehoben werden, sondern die Gemeinschaft. Jeder von uns ist wichtig, jeder ist geliebt“ – mit diesen Worten begrüßte der Seelsorger die Anwesenden. Zusammen mit seinem ehemaligen Familienmesskreis hatte er die Eucharistiefeier als ein „Familienfest“ geplant. Und tatsächlich war in jedem sorgfältig gewählten Text und in jedem Lied zu spüren, wie herzlich, vertrauensvoll und zugewandt die Verbindung zwischen den vielen Kindern, Jugendlichen und Eltern und „ihrem“ Pfarrer Fußhoeller immer gewesen ist.
Dass sein Blick auch im hohen Alter nicht rückwärtsgewandt ist und seine Sorge der Zukunft der Kirche gilt, bewies er in seiner Predigt. „Die Art und Weise, wie wir Gottesdienst feiern, kommt bei Jüngeren nicht mehr an. Wir sollten auf die jungen Menschen hören, ihnen aber auch sagen: Tut was! Bleibt nicht einfach weg!“, mahnte er.
Nach der Kommunion hatte jeder die Gelegenheit, ein paar persönliche Worte an den scheidenden Seelsorger zu richten. Etliche nutzten sie, darunter langjährige Weggefährten wie die Pastoralreferentin Monika Ueberberg, die dem Seelsorgeteam von St. Nikolaus und St. Joseph bis 2014 angehört hat. Herzlich dankte sie ihrem „väterlichen Kollegen und Freund“ für den gemeinsamen geistlichen Weg und gute segensreiche Jahre der Zusammenarbeit und der Gottsuche: „Wir durften lernen von Deinen tiefen Gedanken, die uns stets weitergebracht haben“, sagte sie.
Fußhoellers Verdienste als „Pfarrer für alle Generationen“ und als guter Beichtvater wurden ebenso gelobt wie sein besonderes Charisma: „Hauptsächlich Ihretwegen bin ich Messdiener geworden“, bekannte ein Jugendlicher. Sichtlich bewegt nahm der Geistliche die Zeichen der Zuneigung entgegen, musste dann aber schließlich einräumen: „Jetzt wird es für mich Zeit – am liebsten möchte ich Sie alle umarmen!“ Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, bei der anschließenden Feier, die nicht wie gewohnt im Pfarrsaal, sondern im Kirchenfoyer stattfand, noch zahlreiche Hände zu schütteln und angeregte Gespräche mit den Gemeindemitgliedern zu führen. Denn trotz nachlassender körperlicher Kräfte wirkte er auch bei seinem Abschied geistig wach wie eh und je.
Vor allem die Moitzfelder werden „ihren“ Pfarrer Fußhoeller vermissen. Als Subsidiar hatte er sich 1997 eine Wohnung am Platzer Höhenweg eingerichtet. Von Ruhestand war in den darauffolgenden Jahren jedoch wenig zu spüren. Vielmehr unterstützte er über zwei Jahrzehnte lang aktiv das Seelsorgeteam von St. Nikolaus und St. Joseph. Unvergessen bleiben die Familienwochenenden unter seiner Leitung, die Exerzitien, meditativen Wanderungen sowie unzählige Kinder- und Familiengottesdienste. Er war der Pfarrer „vor Ort“, den man auf der Straße, beim Bäcker und natürlich in der Kirche traf – stets mit einem Lächeln, einem freundlichen Gruß, einem Händedruck, einem Wort der Wertschätzung. Solange sein Gesundheitszustand es zuließ, kurvte er auch gern mit dem Fahrrad durch den Vorort. Vor zwei Jahren konnte Pfarrer Ludwig Fußhöller sein 60-jähriges Priesterjubiläum feiern. Nun zieht er sich altersbedingt zurück und wird bei seiner Schwester in Troisdorf leben, wo er selbst in den 90er Jahren schon einmal als Pastor gewirkt hat.
Text – Martina Martschin
Fotos – Beatrice Tomasetti