Die Kirche der Zukunft – Seelsorgebereichsforen beendet

Allmählich gewinnt es an Kontur, das „Zielbild“ des Pastoralen Zukunftswegs, besonders im Blick auf die zukünftigen Pfarreien und Gemeinden im Erzbistum Köln. Hatte die vorhergehende „Zielskizze“ noch eher überblicksartig Themen und Fragen der kirchlichen Zukunft umrissen und viel Raum zu Beratung und Diskussion bereitgestellt, zeichnen die Linien sich jetzt deutlicher ab. In der Zeit vom 14. September bis 6. Oktober waren alle Interessierten eingeladen, ihre Fragen und Anregungen zur „Pfarrei der Zukunft“ auf Seelsorgebereichsforen auszutauschen. Diskutiert wurde der Zwischenstand der Überlegungen, der in den letzten Monaten von den fünf Arbeitsfeldern und zahlreichen Fokusteams ausgearbeitet worden war.

Frage „Wie können und wollen wir 2030 Kirche sein?“ verbindet rund 6.500 Teilnehmende im gesamten Erzbistum Köln
An den ursprünglich schon für April und Mai geplanten, dann aber wegen der Pandemie verschobenen sechs Abenden beteiligten sich 174 der 180 Seelsorgebereiche – teils in Präsenzveranstaltungen, teils coronabedingt digital. Die alle verbindende Frage lautete: Wie können und wollen wir 2030 Kirche sein – und auf welchem Weg kommen wir dorthin?
An den sechs Abenden waren in Kirchen und Gemeindesälen mal einige Handvoll, mal 60, mal deutlich über hundert Interessierte präsent zusammengekommen, dazu teils eine Vielzahl an Teilnehmenden, die sich digital zuschaltete. Insgesamt nahmen rund 6.500 Interessierte an den Seelsorgebereichsforen teil. Gleich am 14. September dabei war zum Beispiel Leverkusen-Opladen, am letzten Abend, dem 6. Oktober, beteiligten sich etwa Seelsorgebereiche in Lindlar, Bornheim, Troisdorf und Ratingen. Überall wurde die Einladung zu Diskussion und Gespräch interessiert, aufmerksam und engagiert angenommen – naturgemäß zumeist mit lokal oder regional bedingten Akzenten und Fragen. Es gab aber auch viele Themen, die überall gleichermaßen bewegten.

Kombination aus Live-Schaltungen mit allen Seelsorgebereichen und Vertretern der Aktuellen Etappen und Diskussion vor Ort
Alle Foren folgten demselben Schema: Am Beginn stand an allen sechs Abenden eine Video-Liveschaltung nach Köln, wo Generalvikar Dr. Markus Hofmann und Vertreterinnen und Vertreter der fünf Arbeitsfelder des Pastoralen Zukunftsweges die Teilnehmenden der dezentralen Foren begrüßten. Dann folgte ein erläuternder Film zur „Pfarrei der Zukunft“, der wichtige Begriffe, Überlegungen und Planungen vorstellte. Aus der Diskussion, die sich an den jeweils zugeschalteten Veranstaltungsorten anschloss, konnten Themen und Fragen live nach Köln gesandt werden. Sie wurden soweit möglich noch am gleichen Abend bearbeitet.

Lebhafter Austausch über den Aufbau der zukünftig 50 bis 60 Pfarreien
Die Gespräche an den Abenden entwickelten sich in allen Veranstaltungsräumen trotz Corona-Abstand und digitaler Hilfskonstruktion von Platz zu Platz, von Bank zu Bank, vom jeweiligen Ort nach Köln und zurück. Nicht alle Fragen waren auf der Stelle zu beantworten, aber alle Fragen sind willkommen. So galt durchgängig großes Interesse dem zukünftigen Konzept von Pfarrei und Gemeinde, wie es im August beim Diözesanpastoralrat diskutiert worden war. Demnach wird es 2030 im Erzbistum Köln anstelle der heute 180 Seelsorgebereiche etwa 50 bis 60 Pfarreien geben. Sie sind als ortskirchliche Größe das „Dach“, geführt von einem mehrköpfigen, multiprofessionellen Team, unter dem sich in einer Vielzahl von Gemeinden das kirchliche Leben entfalten soll. Hier eröffnen sich Gestaltungsräume für lokal angepasste, phantasievolle und vielfältige Initiativen, Formen und Strukturen christlichen Lebens.

„Wo kommen die – vor allem jungen – Leute her, die zukünftig Pfarrei- und Gemeindeleben gestalten?“
Eine immer wieder gestellte Frage lautete: Wo kommen die – vor allem jungen – Leute her, die zukünftig Pfarrei- und Gemeindeleben gestalten? Sicher sei, so lautete eine Antwort: Wer mitmache und sich engagiere, habe auch selbst viel davon. Es mache Freude, den Glauben zu teilen. Das müsse aber in und an den Gemeinden auch erfahrbar werden. Voraussetzung sei, selbstverständlicher vom und über den Glauben mit anderen zu sprechen – ehrlich, persönlich und aus der eigenen Erfahrung. Dabei lässt sich neu entdecken, was Menschen brauchen, um Christus zu begegnen.

Diskussion über subsidiären Umgang mit Finanzen, Eigentum und Budget
Gestellt wurden auch ganz praktische Fragen, etwa zur Verantwortung für die finanziellen Mittel, das Gebäudemanagement, das Eigentum der Gemeinde und der Pfarreien vor Ort; über welches Budget werden sie verfügen können? Große Befürchtungen wurden geäußert, ob ehrenamtlich noch leistbar sei, was in den zukünftig größeren Pfarreien an Aufgaben anfalle – hier soll sich die bereits begonnene Verwaltungsreform mit hauptberuflichen Verwaltungsleitungen deutlich entlastend auswirken. Insgesamt solle, so die Erwartung, der Umgang mit den Ressourcen wie Personal, Geld oder Räumen subsidiär und im Gespräch entschieden werden.

Der Wandel als Chance, um auch in Zukunft nah bei den Menschen zu sein
„Ich habe Angst, dass die Menschen bei dem schnellen Wandel auf der Strecke bleiben. Der Wandel ist so schnell – viele werden enttäuscht sein, dass Vieles nicht mehr wie gewohnt geleistet werden kann“, befürchtete eine Teilnehmerin. Die Antwort: Kirche brauche beides – Tradition und Innovation. „Das Wichtigste in der Kirche ist, dass der Glaube gelebt und verkündet wird“, hieß es in einem Forum. Und damit es eine Kirche der Zukunft gibt, muss es Menschen in dieser Kirche geben. Es brauche, so eine Ansicht, dafür auch vertiefte Erkenntnisse jenseits der offensichtlichen Anlässe und Skandale, warum so viele Menschen aus der Kirche austreten.

Wichtig dabei ist das Bewusstsein, dass jede und jeder Getaufte damit gleichzeitig eine Berufung, einen Auftrag hat und mit der Firmung zu anderen gesandt ist. Strukturelle und professionelle Unterstützung leisten die Engagementförderer, die zukünftig zum Pastoralteam der Pfarrei gehören. Wichtig schließlich die Erkenntnis: Die Gemeinden haben bei der Gestalt und Gestaltung der Zukunft vieles selbst in der Hand. Zugleich zeichnen sich die dafür noch erforderlichen Lernschritte ab. Und: „Es muss sich grundlegend etwas ändern, die Kirche ist erschöpft“, so eine Wortmeldung.



„Innerer Kern“ der Kirche ist Grundlage für zukünftiges Wachstum
Deutlich wurde damit auch, dass der absehbare zahlenmäßige Rückgang von Hauptberuflichen, Mitgliedern und Mitteln in den nächsten Jahren kein „äußerliches“ Problem der Kirche ist, daher bloß strukturelle Anpassungen auch keine Antwort darstellen. Angefragt ist vielmehr der „innere Kern“ der Kirche, ihr Glaubenssinn, ihre Fähigkeit, den Menschen auf Sinnfragen zu antworten. Dieses „innere Wachstum“ in Glaube, Hoffnung und Liebe ist der erste Schritt, bevor sich ein Wachstum auch zahlenmäßig zeigen kann.

Der Pastorale Zukunftsweg gelingt nur gemeinsam durch gemeinsame Gespräche, Versuche, Experimente und Irrtümer
Schwierig? Gewiss! Und ungewohnt. Gefragt wurde daher auch, ob es einen „Plan B“ zum Pastoralen Zukunftsweg gebe. Versteht man den Pastoralen Zukunftsweg als gemeinsames Suchen nach der Zukunft der Kirche im Erzbistum Köln, wird deutlich: Es gibt keinen bereits fertigen Masterplan für diesen Weg, daher auch keinen Ersatzplan; erforderlich ist, dass sich die Kirche von Köln gemeinsam auf den Weg macht, im Gespräch bleibt, Fragen stellt und um Antworten ringt – so wie es an den sechs Abenden erlebbar war. Auf dem Weg wird es Versuche und Experimente geben, Fehler und Irrtümer – aber damit auch Lernerfolge und neue Erkenntnisse. Ein Anfang ist gemacht, das Ziel ist vor Augen, der Weg bis zum Jahr 2030 gewinnt an Kontur.

Am häufigsten gestellte Fragen werden veröffentlicht
Als ein erstes Fazit lässt sich festhalten, dass die Seelsorgebereichsforen eine Vielzahl von Rückmeldungen ergeben haben. Das Interesse an Antworten ist groß – überhaupt das Interesse an gangbaren Wegen hin zu einer Kirche der Zukunft. Auch die Organisatoren haben viel Neues erfahren. Alle Rückmeldungen werden gesammelt und bei den weiteren Überlegungen zum Zielbild 2030 mitbedacht. Die häufigsten Fragen werden in den nächsten Wochen beantwortet und veröffentlicht. Die Teilnehmenden waren außerdem zur Beantwortung der Frage „Was brauchen Sie konkret, um in Ihrer Gemeinde Ihren Glauben zu leben und sich engagieren zu können?“ eingeladen. Alleine als Antwort auf diese Frage gingen digital 3.400 Rückmeldungen ein. Zuversicht sprach aus dem Beitrag eines Teilnehmers: „Hier bei uns hat diese Zukunft schon längst angefangen!“ 

Text – PEK-Nachricht vom 8. Oktober
Foto – Thomas Munns