Weihbischof Puff im Gespräch mit der Betriebsleitung, Ärzten und Pflegern des Vinzenz Pallotti Hospitals
„Wir sehen das positiv. Es herrscht eine Art Aufbruchstimmung. Demnächst können wir noch speziellere Angebote machen und haben gleichzeitig die Chance, aktueller auf die Bedürfnisse unserer Patienten eingehen zu können.“ Dr. Stefan Korsten, Ärztlicher Direktor und Leiter der Inneren Klinik am Vinzenz Pallotti Hospital, kann der mit dem Gladbacher Marienkrankenhaus geplanten Zusammenlegung ab dem Jahr 2017 viel Gutes abgewinnen. Im Gespräch mit Weihbischof Ansgar Puff, der anlässlich seiner Visitation in der Pfarreiengemeinschaft Bensberg/Moitzfeld auch die Begegnung mit der VPH-Betriebsleitung und Vertretern aus der Ärzteschaft, der Geburtshilfe und der Pflege suchte, betonte Korsten gemeinsam mit Geschäftsführer Reinhold Sangen-Emden die Vorteile dieser Fusion, die die Überlebensfähigkeit beider Kliniken auf nahe Zukunft hin sichern soll. Derzeit laufe noch ein Denkprozess mit bilateralen Gesprächen – mit dem Ziel, das bestehende Leistungsgeschehen besser aufeinander abzustimmen; es werde für beide Häuser mit dann insgesamt über 500 Betten auch eine neue Struktur geben müssen, skizzierte Sangen-Emden das von der GFO geförderte Zusammenwachsen. Aber zum 1. Januar seien dann erst einmal die entscheidenden Weichen gestellt, wenn die GFO beide Gesundheitseinrichtungen komplett übernimmt und zu einem großen Krankenhaus an zwei verschiedenen Standorten zusammenschließt.
Wie eine solche Kooperation konkret aussehen kann, wollte der bischöfliche Gast aus Köln wissen, der selbst während seines Zivildienstes Mitte der 70er Jahre einmal auf der internistischen Station eines Krankenhauses gearbeitet hatte, wie er erzählte. Sehr interessiert zeigte er sich außerdem an der wirtschaftlichen Situation des VPH, aber vor allem auch an dem Selbstverständnis der einzelnen Mitarbeiter. „Was macht Ihnen richtig Freude an Ihrem Beruf? Was sind die Highlights?“, fragte er gezielt nach. Die Antwort liege im Beruf an sich schon begründet, betonte Chefarzt Dr. Gereon Schiffer. „Wir machen eine sinnvolle Arbeit und erfahren dafür viel Dankbarkeit.“ Die Vielzahl der langjährigen Mitarbeiter im VPH stehe für eine hohe Zufriedenheitsrate und Identifikation mit dem Arbeitsplatz. „Dieses Haus hat einen besonderen Geist; Freundlichkeit und Nächstenliebe werden hier gelebt, was vor allem auch der Präsenz der Pallottinerinnen zu verdanken ist.“ Er könne hier die Medizin machen, die er sich vorstelle, ohne dass ihm jeden Tag die Belegungszahlen vorgehalten würden, so der Unfallchirurg. „Das genieße ich sehr. Wir tun hier das, worum es eigentlich geht: den Menschen helfen.“
Die menschliche Betreuungsqualität sei zweifelsohne auch Teil des Erfolgsgeheimnisses der von Jahr zu Jahr steigenden Geburtenzahlen in Bensberg, stellte Chefarztkollege Dr. Simeon Korth fest. „Mittlerweile kommen die Frauen mit einem hohen Anspruch zu uns, um hier gewissermaßen eine Wellness-Geburt zu erleben“, berichtete der Leiter der Frauenklinik. Dabei gehe es letztlich um sehr viel mehr als nur das: nämlich um die Frage der Authentizität und darum, wie sich das gesamte Team zum Thema „Geburt“ einstelle und aus einer klar definierten Haltung heraus das Prinzip einer selbstbestimmten Geburtshilfe, bei der vor allem die Wünsche der Gebärenden berücksichtigt würden, lebe. „Der Mensch steht bei uns im Zentrum. Wir fragen als erstes nach den Bedürfnissen der Frauen; sie individuell zu begleiten und ernst zu nehmen machen wir uns zu unserer vornehmlichen Aufgabe.“ Selbst wenn viel zu tun sei und alle Kreißsäle besetzt wären, werde die Betreuungsleistung, für die alle Hebammen einstünden, jederzeit aufrecht erhalten, ergänzte Diana Wagner. „Uns ist wichtig, dass sich die Frauen bei uns zu jedem Zeitpunkt gut aufgehoben fühlen und alle Unterstützung bekommen“, sagte die Kreißsaalleitung. Besonders gefordert sei jede Hebamme gerade auch beim Umgang mit Fehl- und Totgeburten, der viel Sensibilität erfordere. Dann sei es gut, wenn auf einen Seelsorger zurückgegriffen werden könne. „Es erweist sich als enorm hilfreich, wenn jemand von außen kommt, der vorher nicht am Geburtsgeschehen beteiligt war, und das Kind noch einmal zum Abschied segnet.“ Sie mache die Beobachtung, so Wagner, dass ein solches religiöses Ritual selbst für Kirchen fernstehende Paare etwas sehr Tröstliches sei.
In dem Kontext von „Sterbebegleitung“ und der Betreuung von Angehörigen sei der „pallottinische Geist“ mehr als nur ein Aushängeschild für das Krankenhaus, betonte Internist Dr. Ralf Nemitz. Wie in einem Krankenhaus gestorben werde, habe immer auch viel mit den dort arbeitenden Menschen, ihrer Überzeugung und ihrer Empathiefähigkeit zu tun. „Dazu braucht es authentische Mitarbeiter, wie wir sie hier haben“, sagte der Mediziner. Einig waren sich alle in dem Bedauern, dass die Präsenz des Ordens im VPH altersbedingt zurückgehe. „Dass wir immer weniger Pallottinerinnen haben, macht uns große Sorgen“, erklärte Sangen-Emden. Allerdings werde mit dem Angebot von Glaubenskursen, die in den Einrichtungen der GFO angeboten würden, versucht, nach wie vor das Evangelium im gesamten Verbund spürbar werden zu lassen.
Weihbischof Puff regte an, sich in der Krankenhausseelsorge – auch angesichts der vielen offenen Planstellen im Bistum – nicht allein auf hauptamtliches Personal zu fokussieren. „Ist nicht der sogenannte „Spirit“ gerade die Sache aller Getauften und Gefirmten?“, fragte er kritisch bei seinen Gesprächspartnern nach. „Dieser besondere, so schwer fassbare Geist lebt doch in allererster Linie im Alltag durch Sie, erst danach ist der hauptamtliche Seelsorger gefragt“, gab Puff an die Adresse der Klinikvertreter zu bedenken Auch in der Kirche gebe es einen „Fachkräftemangel“, der ein derzeitiges Umdenken und eine Neuordnung der Pastoral erforderlich mache, indem der Verkündigungsauftrag stärker auf verschiedene Schultern verteilt werden müsse. Beim Trostspenden käme es nicht vorrangig darauf an, das mit einem Kolar, also als Geistlicher zu tun. Laien, die jeden Tag an der Seite der Patienten stünden, müsse mit einer entsprechenden Qualifizierung zunehmend mehr Bedeutung zukommen. Weiterhin an dem Servicegedanken festzuhalten, die Weitergabe des Glaubens sei nur mit dem dafür notwendigen hauptamtlichen Personal gesichert, hält der Bischof in diesem Zusammenhang – im wahrsten Sinne des Wortes – für fragwürdig.
Text und Foto – Beatrice Tomasetti