Den Nerv der Menschen getroffen

Zum Abschied von Pastoralreferentin Monika Ueberberg gab es viel Lob für ihre Familienpastoral

„Glaube heißt immer auch Aufbruch, Unterwegssein.“ Mit diesem programmatischen Schlusswort nach einer bewegenden Familienmesse verabschiedete sich Pastoralreferentin Monika Ueberberg unter anhaltendem Applaus schweren Herzens nach 17 Jahren von ihrer pastoralen Wirkungsstätte in Bensberg und Moitzfeld. Denn von Mitte August an wird die 50Jährige ihren Dienst in Rösrath, Forsbach, Hoffnungsthal und Kleineichen antreten, während ihr dortiger Vorgänger, Pastoralreferent Leonard Schymura, ihr bisheriges Tätigkeitsfeld in St. Nikolaus und St. Joseph übernimmt.

Viele Weggefährten und Freunde – allen voran das Pastoralteam mit Pfarrer Janßen, Pfarrer i. R. Ludwig Fußhoeller und Gemeindereferentin Susanne Besuglow – feierten unter großer Anteilnahme beider Gemeinden mit der beliebten Seelsorgerin einen letzten Gottesdienst.

Dabei war St. Nikolaus vor allem mit einer großen Zahl an Kindern und Jugendlichen gefüllt – unter ihnen allein über 40 Messdienerinnen und Messdiener, die die Theologin mit intensiver Beziehungsarbeit, wie ihr an diesem Tag gleich von mehreren Seiten bescheinigt wurde, und von klein an immer wieder an das Thema „Kirche“ herangeführt hatte. Kinder schon im Kita-Alter mit den Kernbotschaften des Evangeliums vertraut zu machen, mit der Gewissheit: Du bist einmalig und von Gott geliebt – das war ihr zum Herzensanliegen geworden.

Mit Wehmut, wie Ueberberg selbst betonte, aber auch in dankbarer Rückschau auf so viele gute Erfahrungen, die ihr lebendige Gemeindegestaltung ermöglicht hätten, dankte sie – auch ihren Kollegen – für eine „reiche erfüllte Zeit“. Die Einsatzorte St. Nikolaus und St. Joseph seien für sie zu „heiligem Boden“ geworden, wo für sie das Wirken Gottes und sein guter Geist konkret spürbar gewesen seien: bei der Arbeit mit den Kita- und Kommunionkindern, aber auch mit den Erwachsenen bei den Frauen- und Männerwochenenden oder in den Enneagramm-Kursen zur Persönlichkeitsfindung. „Ich wurde damals vor 17 Jahren mit offenen Armen empfangen und konnte in meine Möglichkeiten hineinwachsen“, resümierte die Pastoralreferentin. Die anfängliche Sorge, den an sie gerichteten Erwartungen in Bensberg nicht gerecht zu werden, sei allmählich der Erfahrung gewichen, auf eine Gemeinde zu treffen, die sich auf neue Wege einlassen konnte und mitgemacht habe. Sehr wertvoll sei für sie zudem der große Freiraum gewesen, den Pfarrer Janßen ihr beim Ausprobieren pastoraler Möglichkeiten gelassen habe. Nicht zuletzt habe ihr das gezeigt: In Dir steckt mehr als Du glaubst. Immer im Vertrauen auf Gottes Zusage „Ich bin da“ habe sie ihren Sendungsauftrag wahrnehmen und ihr „Ja“ zu diesem Dienst – zukünftig nun eben auch an einem neuen Ort – sagen können.

Als „tragende Säule im Leben der Gemeinde“ charakterisierte Martin Brochhaus die charismatische Seelsorgerin, die „vielen hier sehr ans Herz gewachsen ist“. Mit ihrer Heiterkeit und Tiefsinnigkeit, mit ihrem Glauben und einem großen Gestaltungswillen sei sie da gewesen – im Einsatz für die Menschen, sagte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Ihre religiöse Begleitung – in den Kleinkindergottesdiensten, bei der Arbeit in den Kindergärten und der Vorbereitung auf die Erstkommunion – sowie bei den vielen Angebote in der Familien- und Jugendarbeit hätte dazu geführt, dass sich heute gerade viele Familien mit Kirche verbunden fühlten. Wörtlich sagte Brochhaus: „In dieser sehr prägenden Zeit hast Du viele Samenkörner in die Erde gebracht, immer wieder kräftig gegossen, und zu ernten gab und gibt es reichlich.“ Das spiegele sich nicht zuletzt in der großen Zahl an Messdienern oder Pfadfindern, die über ihr Engagement in diesen Gruppierungen ebenfalls immer mehr in die Gemeinde hineinwüchsen. Mit ihren Wochenendangebote für Familien, Frauen und Männer habe Monika Ueberberg den Nerv vieler Menschen getroffen, erklärte er. Immer wieder sei es ihr gelungen, dass sich die Teilnehmer bei diesen Anlässen intensiv über ihren Glauben ausgetauscht hätten und es dabei gleichermaßen tiefsinnig und fröhlich zugegangen sei. Auch die Entstehung des Frauenforums Moitzfeld, die Qualifizierung der Kita St. Joseph zum Familienzentrum und nicht zuletzt die ausgelassenen Pfarrkarnevalsfeiern verdankten sich ihrem großen Einsatz. Als „wertvoll“ für die Gemeinden würdigte Brochhaus schließlich diese Jahre, in denen Ueberberg „viel Herzblut investiert, viel bewegt und tiefe Spuren hinterlassen“ habe. Dass vieles davon mit dem Namen Monika Ueberberg verbunden bleiben wird, bestätigte auch Gretel Diekmann von der evangelischen Nachbargemeinde in Bensberg. Sie dankte – stellvertretend auch für Pfarrer Wolfgang Graf – für die fruchtbare Zusammenarbeit in der Ökumene, vor allem bei der Vorbereitung und Durchführung der alljährlichen Weltgebetstage der Frauen.

Als eine„prägende Kraft für das Gemeindeleben“ bezeichnete schließlich Pfarrer Heinz-Peter Janßen die scheidende Kollegin und stellte sehr bewusst ihre theologische Kompetenz heraus. Mit ihrer Zusatzqualifikation in geistlicher Begleitung und als Exerzitienleiterin sei sie nicht nur für die Gemeinde, wo auf ihre Initiative hin regelmäßig „Exerzitien im Alltag“ stattfanden, sondern auch für das Bistum ein Gewinn gewesen, zumal sie auf Diözesanebene immer wieder „Ignatianische Exerzitien“ angeboten habe. „Mir war immer wichtig, eine Frau im Team zu haben, und diese Einschätzung hat sich in den vergangenen 17 Jahren voll bestätigt“, lobte Janßen die erfolgreiche Zusammenarbeit. Monika Ueberberg habe „Pfeffer“ ins Team gebracht und „Feuer gemacht“. Er würdigte ihren „Selbststand ohne Konkurrieren, ihre Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz sowie ihren Umgang mit den wechselnden Mitbrüdern“, vornehmlich den zahlreichen Kaplänen in den zurückliegenden Jahren, die mal mehr, mal weniger etwas mit Frauen hätten anfangen können, wie er schmunzelnd einräumte. Ernsthaft fügte er hinzu, dass die Mitarbeiterin im Seelsorgeteam nicht zufällig bei der Erstellung des Pastoralkonzeptes für die Säule der Martyria, der Glaubensverkündigung, verantwortlich gezeichnet habe. Denn, so Janßen, Glaubensweitergabe sei immer verbunden mit menschlichem Reifen und Wachsen – als eine Art Weichenstellung für erfülltes Leben, bei dem Menschsein und Christsein nicht voneinander zu trennen seien. „Und das war Dein Anliegen. Du hast die spirituelle Seite in Dir zur Entfaltung gebracht, was uns allen zugute gekommen ist“, sagte er wörtlich. Sehr persönlich ergänzte Janßen am Ende seiner Abschiedsworte: „Ich bin Dir sehr dankbar, dass Du nicht die Flucht in die kategoriale Seelsorge angetreten, sondern nah bei den Menschen an der Basis geblieben bist. Du hast Deinen Seelsorgeauftrag immer als Beziehungsarbeit verstanden.“ Davon habe auch er profitiert: im Zusammenwirken mit einer „potenten und ideenreichen Kollegin, die ihr Eigenes zum Blühen gebracht hat“.

Text/Fotos – Beatrice Tomasetti