Clemens Neuhoff im Kölner Dom zum Priester geweiht

Dem tosenden Applaus zufolge, der aufbrandete, als die vier Neupriester nach dem feierlichen „Großer Gott wir loben Dich“ in Begleitung des Erzbischofs, zahlreichen Domkapitularen und vielen Priestern in Prozession auszogen, hätte man denken können, der Dom sei bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen. Doch coronabedingt durften nur rund 200 Personen am Herz-Jesu-Freitag Zeugen sein, wie vier Männer am Beginn der Zeremonie zur Priesterweihe laut und deutlich ihr „Ich bin bereit“ sagten. Diejenigen Familienangehörige, Freunde und Bekannte der Weihekandidaten, die das Glück hatten, einen Platz im Dom zu bekommen, erlebten einen eindrucksvollen und sehr feierlichen Weihegottesdienst. Die Schola des Collegium Albertinums unter der Leitung von Thomas Höfling und ein fünfköpfiges Bläserensemble trugen durch ihre musikalischen Beiträge zur festlichen Gestaltung der mehr als zweistündigen Zeremonie bei. Nicht zu vergessen Matthias Haarmann, der an den Domorgeln in der Feier sein Können unter Beweis stellte.

In seiner Predigt ging Kardinal Rainer Maria Woelki auf das Bild ein, das sich Clemens Neuhoff, Imanuel Renz, Burkhard Schuster und Georg Wolkersdorfer als Weihebild ausgesucht hatten. Es zeigt die Erscheinung Christi am See von Tiberias, wo er auf die verunsicherten Apostel trifft, die sich nach den Ereignissen in Jerusalem dorthin zurückgezogen haben und wieder ihren alten Berufen nachgehen. Die Jünger hätten nicht gewusst, wie es weiter gehen soll, sagte der Kardinal. Heute sei die Situation ähnlich. „Auch wir wissen oft nicht weiter, sind verschreckt und ratlos.“ Ob es angesichts der verbreiteten Verweltlichung nicht vernünftiger wäre, sich anzupassen und sich in eine wie auch immer geartete heile Welt zurückzuziehen, fragte der Erzbischof.

Mit Bezug auf das Bild wies Woelki auf die Bereitschaft der Verzagten hin, das Wort des Fremden anzunehmen und gegen jede Vernunft am Tag noch einmal zum Fischen auf den See zu fahren – „und sie erleben das Wunder und verlieren ihre Angst und ihre Verzagtheit“, so der Bischof.  „So wie Jesus die Jünger ausgesandt hat, so werden Sie heute durch den Empfang der heiligen Priesterweihe gesandt, Menschen zu fangen. Das heißt, Sie sollen hinausgehen in die Welt, um Menschen für Christus zu gewinnen.“ Bei aller Beanspruchung sei das die schönste Aufgabe, die es gebe, und der wichtigste Dienst, der an Menschen geleistet werden könne. „Sie werden gesandt, um den Menschen zu sagen, dass Gott ein Herz für sie hat.“ Es gebe für die Menschen keine beglückendere Botschaft, so der Erzbischof, als die des Evangeliums, die die Kirche durch den Dienst der Priester zu verbreiten habe. Aufgabe des Priesters sei es, Leben auszuteilen.

Auch in Krisenzeiten komme es darauf an, Christus tiefer zu erkennen. Das ist nach Woelkis Worten das erste, was not tue, der Ausgangspunkt für alle praktischen Überlegungen. Die Sammlung um den Herrn sei das Gebot der Stunde. „Für uns Priester ist das alternativlos“, betonte Woelki. Dies bedeute, Männer des Gebets zu sein und in einer ständigen Beziehung mit dem Herrn zu stehen. „ Nur wer den Herrn kennt, kann ungewohnte Wege gehen und den Mut aufbringen, sich allem Anschein zum Trotz unverzagt für ihn einzusetzen.“ In der Sendung des Herrn zu stehen verlange innerste Preisgabe und die Bereitschaft, das Schicksal Christi zu teilen. „Sie werden in ihrem Dienst an Grenzen stoßen, Ihr werdet Schwäche erfahren, ja sogar Ohnmacht“, ließ Woelki keinen Zweifel aufkommen. „ Schaut in diesen Stunden auf den Herrn, wie es ihm gegangen ist. Auch bei ihm war es nicht immer so, dass ihm die Menschen in Scharen nachgelaufen sind. Auch er hat Ohnmacht erfahren. Aber denkt immer daran, dass Ihr im priesterlichen Dienst auf die Zusage Gottes bauen könnt.“

Am Schluss der Predigt fragte Woelki die vier Weihekandidaten: „Gibt es einen schöneren Auftrag als den Dienst, der Euch in dieser Stunde übertragen wird? Geht mit Zuversicht den Weg, den der Herr Euch führt! Geht ihn mit Freude! Ihr habt allen Grund dazu, denn der Herr ist immer bei Euch und der Geist ist immer in Euch“, machte der Erzbischof den Neupriestern Mut für die nicht immer leichte Arbeit.

Text – Erzbistum Köln

Foto – Robert Boecker/Kirchenzeitung Erzbistum Köln