Chorleiter Thomas Kladeck verabschiedet sich aus Bensberg

Nicht nur für den Bensberger Chor St. Nikolaus, auch für Thomas Kladeck persönlich war der „Lobgesang“ von Mendelssohn-Bartholdy eine Premiere. Zum ersten Mal überhaupt hat der Regionalkantor aus Odenthal dieses monumentale Vokalstück, das der Leipziger Komponist im Alter von nur 31 Jahren als Auftragswerk zum 400-jährigen Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg geschrieben hat, mit einem Chor und einem großen Orchester erarbeitet. Und das Ergebnis am vergangenen Sonntag konnte sich hören lassen, markiert aber gleich in zweierlei Hinsicht einen Schlusspunkt.

„Der ‚Lobgesang’ mit seinem zentralen Choral ‚Nun danket alle Gott’ wurde zu einem ‚großen Dankeschön’ für die dreijährige Sanierung und Wiedereröffnung der Kirche St. Nikolaus, kommentiert Kladeck. „Der Titel passte zum Ereignis. Das ist einfach großartige ausdrucksstarke und zugleich sehr bewegende Musik, die das ganze Potenzial dieses Chores gezeigt hat und bei der alle Stimmen gleichwertig sind, zumal jede einzelne jeweils mit dem tragenden Motiv bedacht ist.“ Außerdem lobt er nach dem Konzert die große Leistungsbereitschaft des Ensembles, das er in einer Zeit der Vakanz zwei Jahre lang geleitet hat. „Alle waren hoch motiviert bei der Sache. Das hat Freude gemacht.“

Gleichzeitig beendet der Kirchenmusiker damit seine Arbeit in Bensberg, die von Anfang an als Interim gedacht war. Er resümiert: Dieses letzte Konzert sei ein ambitioniertes Programm gewesen – schließlich habe der Komponist den Lobgesang für Massenchöre geschrieben – und das Werk selbst würde unter den Oratorien als höchst anspruchsvoll gelten. Umso erlöster sei er nun, dass alles gelungen sei. „Aber ich hatte das Gefühl: Der Chor braucht eine solche Herausforderung. Er will gefordert werden.“ Darüber hinaus habe die inhaltliche Aussage dieser Komposition zutiefst aktuelle Bedeutung und verfehle ihre Wirkung nicht. Wenn man sich wünsche, dass nach einer Phase der Finsternis der Tag anbreche und die Nacht vergangen sei, wie einer der zentralen Sätze dieser Symphonischen Kantate laute, dann entspreche dieser Wunsch nach Licht – damals wie heute – der Ursehnsucht des Menschen nach Erkenntnisgewinn. Vor allem in dunkler Zeit. Das tue heute aktueller not denn je.

Von nun an werde ihm das gute Miteinander fehlen, räumt Kladeck ein. Aber er sei überzeugt, die Sängerinnen und Sänger in gute Hände zu geben. Dankbar sei er für die musikalischen Highlights, die für ihn die Evensongs, aber vor allem auch die Aufführungen in der Weihnachts- und Osterliturgie gewesen seien. Denn auch die „Paukenmesse“ von Haydn, die „Hofkapellmeistermesse“ von Salieri und die „Messa di gloria“ von Puccini seien von ihrem Anspruch her überaus anspruchsvolle Vorhaben mit hohem Schwierigkeitsgrad gewesen, die der Chor aber durchaus mit großem Fleiß und Eifer bewältigt habe. „Und ich habe immer gespürt, dass jeder Auftritt der Sängerinnen und Sänger dem tiefen Bedürfnis entspricht, ihren Beitrag in den Dienst der Gemeinde zu stellen.“

Text und Foto – Beatrice Tomasetti