An diesem Sonntag, 29. September, dürfen sich die Gemeinde und alle Freunde geistlicher Chormusik auf ein großartiges Konzert mit rund 60 Chorsängerinnen und -sängern sowie 40 Instrumentalisten – Mitglieder der Bergischen Symphoniker – freuen. Denn der Kirchenchor von St. Nikolaus unter der Leitung von Thomas Kladeck veranstaltet ein großes Festkonzert mit dem „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und dem weniger bekannten Barockwerk „Te Deum“ von Johann Adolf Hasse, das aus Anlass der Einweihung der neuen katholischen Hofkirche in Dresden 1751 komponiert wurde. Gleichzeitig verabschiedet sich Regionalkantor Kladeck, der den Chor dann zwei Jahre lang geleitet hat, mit diesem Konzert aus Bensberg. Denn seit kurzem steht fest, dass die Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus und St. Joseph ab dem 1. Oktober mit Martin Meyer einen neuen Kirchenmusiker haben wird und die Interimszeit des Odenthalers dann endet. Zum großen Bedauern des Chores. Allerdings wussten beide Seiten immer, dass die Leitung des Chores in der vorübergehenden Zeit der Vakanz eines Kantors nur eine Zwischenlösung sein würde, bis diese A-Stelle wieder besetzt werden würde.
„Mit Herz und Seele hat sich Thomas Kladeck in dieses Vakuum gestürzt, das entstanden war, nachdem Ludwig Goßner in den Ruhestand gegangen war“, würdigt der Vorsitzende des Chores, Joachim Althoff, den scheidenden Chorleiter. Er habe mit dem Bensberger Kirchenchor nicht nur weitergearbeitet, sondern ihn – gerade auch nach den langen Coronaeinschränkungen – auf seine ganz besondere Weise weiterentwickelt. „Welch’ ein Glücksfall für Bensberg! Wir sind Thomas Kladeck für seinen Einsatz zu großem Dank verpflichtet“, so Althoff wörtlich. Selbstverständlich werde er noch in angemessener Weise, aber eben auch schweren Herzens verabschiedet, da diese Zusammenarbeit von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt gewesen sei und alle Sängerinnen und Sänger davon sehr profitiert hätten. „Nun gilt es, sich auf der Zielgeraden bis zum Wochenende noch einmal den letzten Feinschliff anzueignen, damit wir Thomas Kladeck für sein Engagement entschädigen und der Mendelssohnsche Lobgesang auch ein Lobgesang für Thomas Kladeck wird!“
Mit dieser „Symphoniekantate“, wie der Leipziger Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy seinen „Lobgesang“ für Soli, Chor und Orchester später selbst betitelte, bereitete sich die Verlagsstadt 1840 auf die 400-Jahr-Feier zur Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg vor. Im Rahmen dieses Festes sollten neue Kompositionen erklingen, für die Mendelssohn einen Auftrag bekommen hatte. Er verfasst zunächst einen weltlichen Festgesang für Männerchor und zwei Blasorchester und dann schließlich auch den „Lobgesang“, der in der Thomaskirche uraufgeführt und ein großer Erfolg wird.
„Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.“ Dieser großangelegte Chorsatz spiegelt die zentrale Aussage der Vokalkomposition, der gerade in diesen Tagen besondere Bedeutung zukommt: In Zeiten des Krieges sehnen sich die Menschen danach, dass Licht und Erleuchtung über die Dunkelheit triumphieren. Mendelssohn schreibt dieses Stück mit 31 Jahren und ringt lange um eine angemessene Form der Darstellung, um – wie es in der Romantik typisch ist – Poesie und Musik miteinander zu verbinden. Zu diesem Zeitpunkt, da er ausdrücklich ein Orchesterwerk mit Chor schaffen soll, hat er bereits viel geistliche Musik komponiert, so dass sein Können im „Lobgesang“ auf einen Höhepunkt zuläuft und dieses Werk noch zu Lebzeiten eines seiner populärsten wird. Unstrittig wird zwar in der Musikgeschichte immer wieder die formale Parallele zu Beethovens „Neunter“ hergestellt, doch musikalisch hält dieser Vergleich kaum stand, zumal sich Mendelssohn weitgehend an der Oratorientradition des 18. Jahrhunderts orientiert.
Der „Lobgesang“, der aus einem sinfonischen und einem Kantatenteil – einem großen mehrteiligen Vokalfinale – besteht und von dem Psalmtext „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ seinen Namen bezieht, ist am Ende auch Ausdruck der tiefen Frömmigkeit Mendelssohns. Inhaltlich geht es ihm um drei Hauptthemen: das Lob Gottes, Gottes Treue zu denen, die seiner Hilfe und seines Trostes harren, und der Aufstieg des Volkes Gottes aus der Finsternis zum Licht.
Das Festkonzert am 29. September in St. Nikolaus, das ursprünglich einmal zur Wiedereröffnung der frisch sanierten Kirche geplant war, beginnt um 18 Uhr. Als Solisten wirken mit: Elisabeth Menke, Sopran, Sarah Becker, Sopran, und Johannes Klüser, Tenor. Karten zum Preis von 25 Euro (erm. 18 Euro) sind in der Bensberger Buchhandlung Funk (Schlossstraße 73), beim Vorsitzenden des Chores, Hans Joachim Althoff (Tel. 0160-5500070, hjalthoff@web.de), bei Alice Schopp (Tel. 0157-34510397, alice.schopp@t-online.de) sowie bei allen Chormitgliedern erhältlich.
Text und Foto – Beatrice Tomasetti