Bewegender Abschied von einem „guten Hirten“

Es war weniger eine Trauerfeier als ein Abend des liebevollen und dankbaren Erinnerns: Am Donnerstag nahmen Bensberger und Moitzfelder in einer stillen Zeremonie Abschied von Pfarrer Ludwig Fußhoeller. Der Geistliche war am 23. Juni im Alter von 90 Jahren verstorben.

Von 20 bis 23 Uhr war die Pfarrkirche St. Joseph für alle geöffnet, die dem beliebten Seelsorger die letzte Ehre erweisen wollten. Da sich aufgrund der Corona-Auflagen aktuell nicht mehr als 40 Personen gleichzeitig in der Kirche aufhalten dürfen – wie auch während der Gottesdienste – hatte das Vorbereitungsteam jeden Sitzplatz in der abgedunkelten Kirche mit einer Kerze markiert. Auf die ansonsten obligatorische vorherige Anmeldung wurde bewusst verzichtet, um das Kommen, Verweilen und Gehen nicht zu stark zu reglementieren. Dennoch verteilten sich die Besucher nahezu fließend über den Abend.

Zu jeder halben und vollen Stunde gab es einen Textimpuls und eine musikalische Live-Darbietung: Gitarre und Gesang, Geige und Keyboard, Flöte und Saxophon; zwischendurch ertönte dezente Hintergrundmusik vom Band. Am Bild des Verstorbenen, das auf den Stufen zum Altar stand, konnten die Besucher Kerzen aufstellen oder mitgebrachte Blumen niederlegen. Viele nutzten die Gelegenheit, um sich in das Kondolenzbuch einzutragen.

Die Impulse wurden von Gemeindemitgliedern gestaltet, die sich dem Geistlichen aus früheren Zeiten eng verbunden fühlten – dank gemeinsam gestalteter und erlebter Familienwochenenden, Exerzitien, Frauen- und Familienmessen oder als Messdiener. Die frühere Gemeindereferentin der Pfarreiengemeinschaft, Susanne Besuglow, fand bewegende Worte des Erinnerns an Ludwig Fußhoeller: Sie hatte drei Blumen mitgebracht, die sein Wesen und sein pastorales Wirken symbolisieren sollten: die Rose, die für die Menschenliebe und Zugewandtheit –  das sprichwörtliche offene Ohr des Seelsorgers – stehe, den Rittersporn, der ebenso seine Zurückhaltung wie aufrechte Haltung ausdrücke und „blau wie der Himmel ist, den du uns gezeigt hast“, und schließlich die Sonnenblume, die Wärme und Herzlichkeit versinnbildliche.

Zuvor hatte Pfarrer Andreas Süß die Auferstehungsmesse für den Verstorbenen gefeiert. In seiner Predigt würdigte er die Menschlichkeit und tiefe Spiritualität des Mitbruders, seine Bescheidenheit und Fähigkeit, Dinge auf den Punkt zu bringen. „Ich habe ihn immer als jemanden erlebt, der das richtige Wort auf den Lippen hatte, der mit wenigen Worten ermutigen konnte, der auf das Gute gesehen hat, das in jedem einzelnen Menschen war“, sagte Süß wörtlich. Pfarrer Fußhoeller sei ein demütiger Mensch gewesen – mit der Bereitschaft zu dienen, oft über die eigenen körperlichen Erschöpfungsgrenzen hinaus. „Gerne hat er den letzten Platz eingenommen“, so Süß.

Große Anteilnahme zeigte sich auch am nächsten Morgen bei der Trauerfeier auf dem Bensberger Friedhof, wo der Verstorbene – seinem Wunsch entsprechend – in einem der Priestergräber bestattet wurde. Doch zuvor erinnerte auch hier – am aufgebahrten Sarg – ein langjähriger Weggefährte, Pfarrer Fred Schmitz, an das besondere Charisma Ludwig Fußhoellers, stets die Begegnung mit den Menschen gesucht zu haben und dabei immer voller Zuwendung und ungeteilter Aufmerksamkeit seinem Gesprächspartner gegenüber gewesen zu sein. „Lieber Ludwig“, beendete er seine Ansprache vor der Trauergemeinde, darunter auch die Pfarrer Josef Rottländer, Heinz-Peter Janßen, Andreas Süß und Cédric Kongbo-Gbassinga, „Dein Leben war ein Geschenk an mich und an uns alle.“

Wie auch schon in der Auferstehungsmesse am Abend zuvor wurde abschließend auch am offenen Grab noch einmal das Gebet von Charles de Foucauld der Priestergemeinschaft Jesus Caritas, der der Verstorbene angehörte, verlesen:

Mein Vater, ich überlasse mich dir, mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfe, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. In deine Hände lege ich meine Seele; ich gebe sie dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn du bist mein Vater.

Text – Martina Martschin/Beatrice Tomasetti

Foto – Beatrice Tomasetti