„Sweetie“ gab den Ton an

Beim Pfarrkarneval im Treffpunkt von St. Nikolaus gab es neben viel guter Laune auch einen Reinerlös von rund 1000 Euro für die Flüchtlingsarbeit der Caritas

So manch schlummerndes Talent entfaltet sich erst richtig augenfällig im Karneval. So staunten die Bensberger und Moitzfelder nicht schlecht, als Pfarrer Andreas Süß am vergangenen Samstagabend mit perfekt süddeutschem Dialekt und einer Parodie auf Ludwig Goßner überraschte. Immerhin berief der als Musikliebhaber und leidenschaftlicher Sänger bekannte Seelsorger, der an diesem Abend den Römerkragen gegen ein Clownkostüm mit roter Pappnase eingetauscht hatte, in Vertretung für den Kantor beider Pfarreien die versammelte Gemeinde auf Bayrisch spontan zu einer Chorprobe mit dem Bläck Fööss-Hit „Wenn et Trömmelche jeit…“ ein und stimmte treffsicher für Sopran, Alt, Tenor und Bass die richtigen Töne an.

Während Pastoralreferent Leonard Schymura als „Rasta-Man“ überschwänglich die verdächtig gute Stimmung bei den Teamsitzungen lobte – erstrecht seitdem er im Kräutergarten des Pfarrhauses die belebende Mischung für einen Joint entdeckt haben will, wie er augenzwinkernd eingestand – und Kaplan Christian Farcas als „Womanizer“ mit seiner sonoren Stimme und dem auffällig charmanten Akzent eines Südländers gefeiert wurde, war Ludwig Fußhoeller ganz in seinem Element als Pfarrer im Ruhestand. Denn aus tiefstem Herzen bedauerte der 86-Jährige, dass das von ihm favorisierte Schwerpunktthema „Frauen und Kirche“ für den diesjährigen Auftritt im letzten Moment „von höchster Stelle“ abgesetzt worden war und – mangels Zutrauen in die Reife des Kirchenvolkes an der Basis – erst im nächsten Jahr „dran“ sein soll. „Das sind die Leiden eines alten Pastors“, unterstrich er nach Zustimmung heischend Richtung Publikum und erntete mit seiner launigen Klage den größten Applaus des Abends.

Kurzum: Der „Einstand“ des neuen Pastoralteams beim diesjährigen Pfarrkarneval hätte origineller und pointensicherer nicht ausfallen können, und so wurden die „Newcomer“ auch gebührend von den vielen ausgelassenen Jecken im Bensberger Treffpunkt – darunter diesmal wieder viele Jugendliche – willkommen geheißen. „Liebes Pastoralteam, Ihr macht uns glücklich!“, rief schließlich auch begeistert Rudi Alef, der als Vorsitzender des Karnevals-Schmölzje gewohnt kurzweilig den bunten Abend moderierte und dessen Frau Julia das Quartett für den gelungenen Auftritt mit dem obligatorischen Orden samt Bützchen belohnte. Dass es neben der stimmungsvoll zum Tanz aufspielenden Live-Band „Dreiviertel Viertakter“ unter der Leitung von Frank Kramm auch so manchen kölschen Schlager zum Mitsingen und -schunkeln aus der Musikbox gab, war dem bewährten Mix von Sven Hasberg zu verdanken. Der DJ wusste immerhin auch, dass es für den neuen Pfarrer in Rhein-Berg gewissermaßen eine vorgeburtliche Hymne seit den frühen Sechzigern gibt. In dieser musikalischen Hommage an „Sweetie“ schwärmt jedenfalls Schlagerstar Peter Kraus schon damals für alles, was im wahrsten Sinne des Wortes „süß“ ist und landete damit – wie könnte es anders sein – an der Spitze der Charts.

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti