Mit einem festlichen Gottesdienst haben sich die Gemeinden am Sonntag von ihrem Kantor Ludwig Goßner verabschiedet. Seit dem 1. März befindet sich der Seelsorgebereichsmusiker von St. Nikolaus und St. Joseph offiziell im Ruhestand. Nachdem er am Ostersonntag mit der Aufführung der „Krönungsmesse“ von Mozart seinen musikalischen Ausstand gefeiert hatte, konnten nun die Gemeinden ihrerseits dem Kirchenmusiker für sein jahrzehntelanges verdienstvolles Wirken danken.
Und so fand sich der Jubilar auf einem Ehrenplatz in einer der vorderen Kirchenbänke in St. Nikolaus wieder, während sein angestammter Platz auf der Orgeltribüne von seinem Schüler Jasper Schwarz eingenommen wurde. Mitglieder der Kinder- und Jugendchöre trugen mit ihren schönen Stimmen und stimmungsvoll vorgetragenen Stücken unter der Leitung von Thomas und Elisabeth Schenke zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei, was ihren ehemaligen Chorleiter sichtlich mit Stolz erfüllte.
Ganz im Zeichen des Dankes stand auch der Gottesdienst. „Dankbarkeit ist eine zentrale Haltung für uns Christen“, sagte Kaplan Clemens Neuhoff in seiner Predigt. Zur Dankbarkeit trage beispielsweise die Erfahrung bei, Mitglied einer Glaubensgemeinschaft zu sein, in der jeder und jede einen Platz findet: sei es in der Liturgie, in Gremien und Gruppen, in Gebetsgemeinschaften oder auch in Chören. „Dankbarkeit ist ein Geschenk Gottes, keine Selbstverständlichkeit“, so der Kaplan.
Vor dem Schlusssegen wurde der Dank dann – dem Anlass entsprechend – persönlich adressiert: Der PGR-Vorsitzende Martin Brochhaus würdigte den Kirchenmusiker, dem die Gemeinde „unvergessliche musikalische Erlebnisse“ verdanke. Er erinnerte an „echte Gänsehautmomente“ in zahlreichen Orgel- und Chorkonzerten sowie in Gottesdiensten, besonders in den MAC-Messen (MAC = Mit Allen Chören) unter Goßners Leitung. Großes Lob zollte Brochhaus dem scheidenden Kantor vor allem für die Nachwuchsförderung, der sich Goßner stets mit viel Herzblut gewidmet habe. Denn neben der musikalischen Ausbildung – die im Laufe der Jahre viele herausragende Talente hervorgebracht hat – sei dieses Engagement ein Kernstück der Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden gewesen.
Im Namen des Kirchengemeindeverbandes dankte Marie-Theres Opladen dem Ruheständler. Goßner habe die Kirchenmusik im Seelsorgebereich über drei Jahrzehnte in besonderer Weise gestaltet und geprägt. In einem Rückblick erwähnte sie einige musikalische Meilensteine der Ära Goßner: Matthäuspassion, Johnnespassion, die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, das Verdi-Requiem und vor allem auch die Carmina Burana. Goßner habe aber nicht nur preisgekrönte Chöre aufgebaut und geleitet, sondern sich auch um die Anschaffung der Rieger-Orgel in St. Nikolaus verdient gemacht. Die regelmäßig stattfindenden Orgelkonzerte mit namhaften Organisten aus dem In- und Ausland hätten das kulturelle Leben der Stadt und der gesamten Region enorm bereichert. „Zum Gelingen großer Projekte braucht es aber auch Handarbeit“, betonte Opladen. Und auch für den praktischen Einsatz – etwa Podeste zu schleppen oder Noten heranzuschaffen – sei sich Goßner nie zu schade gewesen.
Der scheidende Kantor zeigte sich bewegt von den Abschiedsworten und dem Geschenk der Gemeinde – eine Patenschaft für Weinreben. „Es hat Spaß gemacht und mir ist nie eine Arbeit zu viel geworden“, erklärte er. Und wie zur Bestätigung fügte er hinzu, dass er sich vorläufig noch nicht mit dem Gedanken an „Ruhestand“ trage: Bis zum Ende des Jahres übernimmt er den vakanten Posten des Kirchenmusikers an St. Aposteln in Köln.
Den feierlichen Schlusspunkt setzte die Widor-Toccata, meisterhaft vorgetragen von Jasper Schwarz, bevor die Gottesdienstbesucher zum anschließenden Empfang im Außenbereich vor dem Treffpunkt wechselten. Dort stand unter anderem ein Eiswagen bereit, um die Gäste zu bewirten.
Text – Martina Martschin
Fotos – Beatrice Tomasetti