Immer mit Blick auf die „tanzenden Steine“

Als Nachtrag zum Abschied von Pfarrer Janßen eine Kunstinstallation von Veronika Moos-Brochhagen

Es gibt große und kleine, glatte und raue, matte und glänzende, weiße und bunte. Die Steine, die in sehr individuell hergestellten Häkelnetzen hängen, sind so unterschiedlich, wie die Menschen, die gemeinschaftlich an diesem Kunstwerk gearbeitet haben. Kiesel, Rosenquarze, Grauwacke und Lava beispielsweise sind auf den ersten Blick zu erkennen. Andere wollen entdeckt und bei näherer Betrachtung identifiziert werden. Doch kunstfertig eingebunden in filigrane Fadennester, die erst im sorgfältig miteinander verwobenen Zusammenspiel ihre einzigartige Wirkung entfalten, sind sie alle. Die Kunstinstallation, die die Künstlerin und Kulturpädagogin Veronika Moos-Brochhagen aus den vielen steinernen Unikaten in mühevoller Detailarbeit gefertigt hat, trägt in gedanklicher Fortführung ihres textilen Steine-Frieses in St. Nikolaus den Titel „Tanzende Steine“. Das „Mobile“, dessen einzelne Steineschnüre in einer Plexiglasplatte verödet wurden, ist das Abschiedsgeschenk beider Kirchengemeinden an Pfarrer Heinz-Peter Janßen und hat nun seinen Platz im Arbeitszimmer des neuen Heims in Herkenrath gefunden. „Dort habe ich jederzeit einen Blick auf die ‚tanzenden Steine’ und werde damit gleichzeitig an die Menschen erinnert, die mich 32 Jahre lang begleitet haben“, begründet Janßen den gewählten Standort.

Dem Pfarrgemeinderat war in Vorbereitung einer originellen Geschenkidee für den scheidenden Pfarrer von St. Nikolaus und St. Joseph wichtig gewesen, alle Pfarrgemeindemitglieder dabei miteinzubeziehen, Das heißt, die Menschen in Bensberg und Moitzfeld an einer kreativen Interaktion zu beteiligen. Dass dieses ungewöhnliche, aber sympathische Vorhaben auf viel Gegenliebe traf, war dann sehr eindrücklich am Abschiedsabend selbst, dem 25. April, zu beobachten. Ob jung oder alt, mit Handarbeiten vertraut oder doch eher ungelenk – viele Gäste aller Generationen waren der Aufforderung des PGRs und der Anleitung von Moos-Brochhagen gefolgt und hatten ihren ganz individuellen Beitrag, einen Stein sprichwörtlich zu umgarnen, zu diesem Gemeinschaftsprojekt geleistet. „Unser Anliegen war, sich auf stimmige Art und Weise von unserem Pastor zu verabschieden und den Gedanken, dass wir als ‚lebendige Steine’ wesentlicher Bestandteil dieser beiden Ortskirchen sind, aufzugreifen und im wahrsten Sinne des Wortes weiterzuspinnen“, resümierte der PGR-Vorsitzende Martin Brochhaus jetzt bei der offiziellen Übergabe des Kunstwerkes. „In jedem Fall sollte das Geschenk ein kreatives Element haben und – wie auch schon zu unserem Kirchweihjubiläum vor vier Jahren – das Motiv einer Kirche aus lebendigen Steinen veranschaulichen.“

Auf der Suche nach einem solchen Geschenk mit bleibendem Aussagewert und unter Einbeziehung möglichst vieler Beteiligten hatte sich der Vorstand des Gremiums bei einem Atelierbesuch der Künstlerin schnell für eine solche Installation aus eben vielen sehr unterschiedlichen Steinen gewinnen lassen, auch wenn zunächst nicht bis ins Letzte vorstellbar wurde, wie das Endergebnis dieser Überlegungen dann aussehen würde. „Die Entwicklung dieser Installation war ein gruppendynamischer Prozess, bei dem es darum ging, etwas Gemeinsames zu tun, sich gegenseitig zu assistieren und in Kommunikation miteinander zu kommen“, schildert die Künstlerin noch einmal ihre Beobachtungen am Festabend selbst und die Realisierung der dem Kunstwerk zugrunde liegenden Absicht. „Gleichzeitig wurde damit bewusst eine gewisse Spannung offengehalten, die am Ende dann mit der Fertigstellung der ‚tanzenden Steine’ in einem Überraschungseffekt gipfelte.“

In St. Nikolaus ist die Künstlerfamilie Moos nicht unbekannt. Alle wichtigen Einrichtungsstücke des Kirchenraumes stammen von Helmut Moos, dem Vater von Veronika Moos-Brochhagen. Im Zuge der umfangreichen Kirchenrenovierung 1985 hatte sich der Bildhauer damals als Favorit der Findungskommission zur Neugestaltung des Rauminneren herausgebildet. Von ihm stammen demnach das repräsentative Chorraumkreuz mit Korpus und Knospen, der Altar, die Ambo-Stele, der Tabernakel, der Bronzedeckel des Taufbrunnens und die in den Boden eingelassenen Motivplatten im Chor.

Text/Fotos – Beatrice Tomasetti