Einander Schwester und Bruder sein

Feierliche Einführung des neuen Pastoralteams in
St. Nikolaus mit vielen prominenten Gästen

„Adsum – ich bin bereit.“ Mit fester Stimme verspricht Andreas Süß, Leitungsverantwortung in den Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph wahrzunehmen und zum Wohl der ihm anvertrauten Menschen zu handeln. Der neue Pfarrer von Bensberg und Moitzfeld steht dabei im Zentrum der Vierung von St. Nikolaus – mit Blick zum Altar – und antwortet gewissenhaft auf die Fragen von Dechant Winfried Kissel. Bewusst hat sich der Geistliche, der am Tag seiner feierlichen Einführung auch seinen 40. Geburtstag begeht, ein der Priesterweihe ähnliches Ordinarium dafür ausgesucht. Denn Pfarrer Süß nimmt Liturgie mit ihren vertrauten Ritualen als Halt gebende Strukturen ernst. Das ist deutlich zu spüren in dieser Feier, die unmissverständlich seine persönliche Handschrift trägt und gleichzeitig mit der seinem Wesen eigenen Ausstrahlungskraft und ansteckenden Fröhlichkeit eine überzeugende Authentizität offenbart. Dazu gehört auch, dass Süß bei einem Rundgang durch den Kirchenraum Stationen am Beichtzimmer, am Taufbrunnen und am Tabernakel einlegt und mit dieser Geste anschaulich signalisiert, dass er seinem Verkündigungsauftrag gerade auch über die Sakramentenspendung nachkommen will, sie für ihn im Zentrum seines pastoralen Wirkens steht und ganz selbstverständlich als unverzichtbarer Bestandteil des Dialogs mit Gott dazu gehört.

Die vielen Mitbrüder im Chorraum – unter ihnen der Kölner Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Weihbischof emeritus Dr. Klaus Dick, die beiden Brüder Monsignori Bernhard und Winfried Auel als einstige Bensberger Primizianten, der ehemalige Regens des Priesterseminars und damit zuletzt Süß’ Vorgesetzter, Domkapitular Markus Hofmann, sowie Kreisdechant Norbert Hörter – tragen zur Festlichkeit dieser besonderen Eucharistiefeier ein. Und diese steht in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche ganz im Zeichen der Willkommensfreude. Die zahlreichen Messdiener, die eine lange Prozession beim Einzug gebildet haben, und die eigens für diesen Anlass von Kantor Ludwig Goßner neu einstudierte Kirchenmusik einer achtstimmigen Mendelssohn-Motette tun ihr Übriges. Schließlich macht die Ernennungsurkunde durch Kardinal Woelki einmal mehr deutlich, dass die Befürchtungen einer unabsehbar längeren Vakanz nach dem Weggang von Vorgänger Heinz-Peter Janßen wider Erwarten einer unvermuteten Erleichterung über die rasche und hoffnungsvoll stimmende Nachbesetzung der Pfarrstelle gewichen sind und auch die Verwaltungsbehörde des Erzbischöflichen Generalvikariates mit Nachdruck die getroffene Personalentscheidung positiv befürwortet. Die verlesenen Begrüßungsworte und auch die, die an anderer Stelle weniger offiziell, dafür aber aus tiefstem Herzen kommen, werden immer wieder von zustimmendem und ermutigendem Applaus unterbrochen.

Vorfreude und Begeisterung für die neue Aufgabe – beides prägt auch die Predigt von Pfarrer Süß. Das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“ dient dem neuen Pastor dabei als Steilvorlage für grundsätzliche Überlegungen zu einer zukunftsfähigen Seelsorge. Er formuliert den Wunsch nach einer „lebendigen Gemeinde, die eines Herzens und einer Seele ist“. Den Gläubigen in St. Nikolaus ruft er zu: „Lasst uns in diesem barmherzigen Geist unsere Kirchentüren aufreißen, füreinander da sein, als Christen einander Schwester und Bruder sein und in unseren Kirchen einen Ort der Gottesbegegnung schaffen.“ Genauso euphorisch lautet seine Aufforderung: „Zusammen wollen wir den Gott der Leidenschaft empfangen, uns in der Feier der Eucharistie bestärken lassen, miteinander teilen, was wir brauchen, und uns auch an die Mutlosen und Trauernden verschenken!“ Er wünsche sich, so Süß, eine lebendige Gemeinde, die auch nach der Messe noch auf dem Kirchplatz versammelt stehen bliebe und den Auftrag, sich gegenseitig Stütze zu sein, wörtlich nehme.  „Unser Glaube soll ein Glaube der Liebe und der Hoffnung sein“, unterstreicht er und macht sich dabei aus Überzeugung ein vielerorts publiziertes Zitat des römischen Kirchenoberhauptes zueigen: „Lasst uns das Evangelium verkündigen – und wenn es sein muss, mit Worten!“ Er selbst bringe die Bereitschaft mit, sich mit seinem Dienst an der Gemeinde zu verschenken. „Denn Gott schaut auf unser Herz“, argumentiert Pfarrer Süß. Auch mit seinem Schlusssatz wirbt der dynamische Geistliche noch einmal für die gemeinsame Anstrengung um der Kirche willen und setzt am Ende ein gewinnendes Ausrufezeichen: „Ich freue mich auf Sie alle hier in Bensberg, wo wir den Himmel offen halten, damit die Freude des Glaubens erlebbar wird!“

Mit einem Rucksack bewusst, aber sparsam gepackter Überlebenshilfen, die von aussagestarker Symbolkraft sind und für sein spirituelles Selbstverständnis stehen, stellt sich Pastoralreferent Leonard Schymura vor. Und auch Christian Farcas, rumänischer Priester und für vier Jahre nun gewissermaßen als „unverhoffte Zugabe“ Kaplan der Pfarreiengemeinschaft Bensberg/Moitzfeld, begrüßt die Menschen, die so zahlreich zur Einführung des neuen Pastoralteams gekommen sind. Auch diese beiden Seelsorger – so unterschiedlich sie auch sind – benennen den beruflichen Neustart als Freude und erklären, die Herausforderungen dieses Beginns erwartungsvoll anzunehmen und sie als Chance für ein fruchtbares Miteinander auf den unterschiedlichsten Betätigungsfeldern zu begreifen.

„Großen Gestaltungswillen und unerschöpfliche Energie, die nachweislich zu messbarem Erfolg führt“, bescheinigt Martin Brochhaus, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Pfarrer Süß in seiner Begrüßungsansprache. Er betont – nach ersten gemeinsamen Sitzungen im PGR-Vorstand, im Kirchenvorstand sowie nach Begegnungen mit den Messdienern und anderen ehrenamtlichen Gruppierungen – die Kontaktfreudigkeit des neuen Pastors, seine Fähigkeit zuzuhören und sein Interesse an caritativen Themen sowie der aktuellen Flüchtlingsproblematik. „Ihr selbstverständlicher Umgang mit den neuen Medien ist für uns zudem eine Bereicherung und wird unsere Welt hier ganz sicher auch verändern“, resümiert Brochhaus. Süß’ bisherige Verantwortung als Subregens des Priesterseminars und als Direktor des „Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe“ habe bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass er stets etwas bewegen wolle, seine Liebe der Jugendarbeit gelte und er Neues mit viel Freude und Ernsthaftigkeit annehme, so Brochhaus.

Auch Leonard Schymura zeichne große Erfahrung in der Jugendarbeit aus. Zudem kenne er als „gestandener Familienvater“ die Herausforderungen der Kinder-, Jugend- und Familienpastoral aus erster Hand. Als gebürtiger Schlesier bringe er außerdem die Erfahrung mit ins neue Pastoralteam ein, die eigene Heimat verlassen und damit große Veränderungen auf sich genommen zu haben, streift Brochhaus kurz die Biografie des Laientheologen. „Wir freuen uns, dass Sie der Weg hierher geführt hat“, sagt er und fügt schmunzelnd angesichts des dritten – und bis vor wenigen Tagen noch völlig unerwarteten – Neuzugangs in Person von Kaplan Farcas hinzu, dass noch vor gar nicht langer Zeit niemand von einer Personalsituation zu träumen gewagt habe, die nun mit Pfarrer Dr. Luke Ndubuisi und Pfarrer i. R. Ludwig Fußhoeller, also insgesamt fünf Seelsorgern aus zudem sehr unterschiedlichen Teilen der Welt, recht komfortabel sei. Allein das weibliche Element könne angesichts der nun überraschenden Zahl von vier Geistlichen vermisst werden, gibt der PGR-Vorsitzende schließlich noch zu bedenken. „Aber Sie haben versprochen, das zu kompensieren“, wendet er sich augenzwinkernd an den neuen Pastor und ergänzt lachend: „Wir dürfen gespannt sein, wie…!“ Es folgen herzliche Grußworte von Pfarrer Jörg Schmidt als Vertreter der evangelischen Nachbargemeinde, die mit Pfarrer Süß die gute Ökumene-Arbeit am Ort fortsetzen will, und von Kreisdechant Hörter, der der Nikolaus-Gemeinde mit dem neuen Mitbruder im Dekanat Bergisch Gladbach einen Priester empfiehlt, der Christus „irgendwie immer in seinem Herzen“ trage.

Später im Treffpunkt geht es weniger formal zu. Eine bunte Mischung aus Gästen, die alle die einzelnen Lebensstationen des neuen Pfarrers – die Heimatpfarrei St. Gereon in Monheim, die Studienstädte Freiburg, Rom und Bonn, aber auch den Zivildienst beim Roten Kreuz, das Engagement für Nightfever sowie die letzte Wirkungsstätte, das Kölner Priesterseminar – repräsentieren oder als Ortsansässige neugierig auf das neue Team sind, umringen Pfarrer Süß, suchen das Gespräch mit ihm und seinen Kollegen oder stoßen mit einem Glas Kölsch auf eine zukünftige Zusammenarbeit an. Berührungsängste gibt es nicht an diesem Abend. Und so endet die Feier, wie sie liturgisch begonnen hat: mit Zuversicht und Vorfreude auf das Abenteuer eines gemeinsamen Weges.

Text – Beatrice Tomasetti
Fotos – Beatrice Tomasetti und Markus Bollen