„Berufung zum Christsein – Berufung zum Ordensleben“

Am 8. November laden die Bensberger Pallottinerinnen nach der Sonntagsmesse in St. Nikolaus zu Film und Austausch in den Treffpunkt ein

Die gute Nachbarschaft mit den Pallottinerinnen, die seit 1958 mit der Inbetriebnahme des Vinzenz Pallotti Hospitals auch Teil der Kirchengemeinde sind, in St. Joseph bis heute ehrenamtlich mitarbeiten, aber auch durch ihr vielfältiges Engagement am Ort – vor allem in der Krankenbetreuung und in der Sterbebegleitung des Hospizes – präsent sind, soll Thema am 8. November sein. Für diesen Sonntag nämlich hat Pfarrer Andreas Süß die Ordensschwestern des Bensberger Krankenhauses zur Mitfeier der Heiligen Messe nach St. Nikolaus eingeladen, aber auch dazu, den bereits seit Jahrzehnten bestehenden Kontakt noch einmal gezielt in den Fokus des Gemeindelebens zu rücken. Dazu werden die Schwestern nach dem Gottesdienst, der unter dem Motto steht „Berufung zum Christsein – Berufung zum Ordensleben“ im Treffpunkt einen Film zeigen, der in diesem Jahr anlässlich des 120-jährigen Bestehens der Missionspallottinerinnen entstanden ist – also den Ursprung und die Entwicklung der missionarischen Ausrichtung der pallottinischen Gemeinschaft auf der Grundlage alter Dokumente und Fotos in den Blick nimmt. Und sie werden einen kleinen Imbiss bereit halten, um im Anschluss an diesen Beitrag über das Selbstverständnis ihres Ordens und ihr ganz persönlich motiviertes Engagement mit den Gästen ins Gespräch zu kommen.

Bei seinem Anliegen, mit dieser Initiative einmal sehr gezielt ein Forum der Begegnung zwischen der Gemeinde und den Pallottinerinnen zu schaffen, beruft sich Pfarrer Andreas Süß auch auf das von Papst Franziskus für 2015 ausgerufene „Jahr der Orden“. Da sei es doch erstrecht naheliegend, mit einer solchen Aktion die Idee des Papstes aufzugreifen, um gleichzeitig auf die Berufung eines jeden Christen hinzuweisen und den Dienst der Ordensschwestern für die Stadt und für die Pfarreien am Ort einmal im besonderen Maße zu würdigen. „Ich freue mich sehr, dass wir in unserer Gemeinde durch die Schwestern ein so renommiertes Krankenhaus haben und ein Hospiz, in dem menschenwürdiges Leben bis zum Schluss möglich ist. Der Orden leistet mit seiner noch immer wichtigen Präsenz in der Klinik nicht nur einen enormen Beitrag für unser Gesundheitssystem, sondern ist mit seinem jahrzehntelangen Wirken und seiner klaren Positionierung zum Thema Sterbebegleitung darüber hinaus für viele eine wesentliche Orientierung in einer derzeit gesellschaftlich kontrovers geführten Debatte. Dass niemand in unserer Stadt ohne seelsorglichen Beistand krank sein oder sterben muss, verdanken wir auch diesen engagierten Frauen“, betont Süß. „Das ist Grund zu großer Dankbarkeit.“ Sein Anliegen sei, so der Seelsorger, immer wieder gezielt Orte ins Bewusstsein der Menschen zu holen, an denen sich Christen aus ihrem Glauben heraus vorbehaltlos für das Wohl von Menschen aller Religionen und jeder Herkunft einsetzten.

Der Bensberger Konvent unter der Leitung von Oberin Sr. Goretta Groth besteht derzeit noch aus zehn Ordensfrauen, von denen die älteste Sr. Dominica Rose mit 86 Jahren ist. Sie ist es auch, die seit etwa 60 Jahren die Chronik des Ordens zusammenstellt und unzählige Fotodokumente – sogar noch aus dem 19. Jahrhundert – Briefe, Texte und Broschüren sammelt und archiviert, die die Geschichte der Deutschen Ordensprovinz mit Sitz in Limburg in vielen einzelnen Schritten belegen und – was eng miteinander zusammenhängt – die Anfänge der missionarischen Arbeit ihres Ordens in Kamerun dokumentieren. „Dieses Land war unsere erste große Liebe“, schwärmt sie heute noch, obwohl sie selbst nie dort gearbeitet hat, der Einsatz in einem Entwicklungsland aber beim Eintritt in den Orden ursprünglich einmal ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen war. „Ich hatte Gehorsam gelobt, daher ging ich dorthin, wohin ich geschickt wurde“, gesteht Sr. Dominica rückblickend, „und trotzdem bereue ich bis heute keinen einzigen Tag.“  Über 25 Jahre hat sie ab 1980 an der Krankenpflegeschule Bergisches Land – eine der Ausbildungsstätten am VPH – Sozialwissenschaften, Ethik und Religion gelehrt. „Das war die Zeit, in der hier immer junges Leben war“, erinnert sich auch Sr. Nicola Schubert, die 1964, sechs Jahre nach Errichtung des Krankenhauses, nach Bensberg kam und über 45 Jahre die Entwicklung der Klinik als eine der vielen Schwestern in Leitungsfunktion mitgeprägt hat. „Wir waren hier früher einmal über 60 Schwestern“, sagt sie und bedauert, dass es in zehn Jahren nur einen Neuzugang im Limburger Kloster Marienborn, dem Provinzhaus der Pallottinerinnen, gegeben hat und sich der vielerorts spürbare Rückgang an Nachwuchs auch im eigenen Orden schmerzlich bemerkbar gemacht hat.

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Gemeinsam schauen die Ordensfrauen auf bewegte Zeiten in Bensberg zurück, in denen im Laufe der letzten 60 Jahre, seit Bestehen des Refrather St. Josefshauses und wenig später dann des VPH, immer noch neue Einrichtungen hinzu gekommen sind: erst die Krankenpflegeschule, dann die Hebammenschule, schließlich die Elternschule und zuletzt noch das Bildungsinstitut für Gesundheit. „Mit Erziehung und Bildung hat eigentlich damals alles angefangen“, spannt Sr. Dominica den Bogen zum ersten Engagement Vinzenz Pallottis in Rom und geht damit 175 Jahre zurück. „Wir haben, wo auch immer auf der Welt wir tätig wurden, stets bei den Ärmsten angefangen, haben uns dann um die Kinder gekümmert und waren schließlich vor allem in der Krankenpflege tätig. Es war unser Ordensheiliger, der uns das vorgelebt hat. Für die vielen Waisenkinder seiner Zeit, deren Eltern der Choleraepidemie in Rom zum Opfer fielen, suchte er damals Frauen, die die Erziehung und Bildung dieser Kinder in die Hand nahmen. Aus ihnen sind schließlich die Pallotterinnen hervorgegangen.“ Seitdem habe sich viel für den Orden verändert. Gleich geblieben allerdings sei der Auftrag Pallottis, dem sich die Ordensfrauen nach wie vor aktuell verpflichtet fühlen: nämlich hinauszugehen in die Welt und da zu helfen, wo die Not am größten ist – unabhängig von Hautfarbe, Religion und gesellschaftlichem Status.

2013 beging die Schwesterngemeinschaft weltweit das 175-jährige Bestehen ihres Ordens, denn seit Jahrzehnten sind sie in allen Erdteilen mit Niederlassungen und Missionen vertreten.
Um den Fortbestand ihrer Einrichtungen zu sichern, gründete die Deutsche Provinz 2003 die St. Vinzenz Pallotti Stiftung, der auch das Krankenhaus angegliedert ist und in der die Pallottinerinnen ihr Selbstverständnis festschreiben:  Aufgaben im seelsorglichen Dienst; religiöse Angebote für einzelne und Gruppen;  Behandlung, Versorgung und Betreuung kranker, alter und sterbender Menschen; Hilfen für anderweitig ausgegrenzte Menschen; Erziehungs-, Aus-, Fort- und Weiterbildungsaufgaben; Einsatz für Glaube, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. In dieser Stiftung sollte das Erbe der Missionsschwestern vom Katholischen Apostolat für die Zukunft erhalten und weiterentwickelt werden.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti