Der Caritas-Sonntag sensibilisiert für die Not von Zuwanderern – und für die von nebenan
Die Caritas-Arbeit ist eine wesentliche Säule der Pastoral in den Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph. Derzeit engagieren sich 15 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Caritas-Ausschuss, der akute Not zu lindern hilft. Dabei sind diese Mitarbeiter vor allem auf Menschen angewiesen, die durch ihre Spende soziale Verantwortung übernehmen und über die Sorgen, die nicht selten schon in unmittelbarer Nachbarschaft bestehen, nicht hinwegsehen.
Not sehen und handeln – am kommenden Sonntag steht dieses Leitwort wieder im Mittelpunkt. Denn in diesem Jahr fällt der jährliche Caritas-Sonntag mit dem ökumenischen Gemeindefest am Ort zusammen; Gelegenheit für die Verantwortlichen, das Thema „Tätige Nächstenliebe“ wieder einmal besonders in den Fokus zu rücken und dabei darauf aufmerksam zu machen, dass es ja nicht nur Probleme und Elend in weiter Entfernung, sondern in zunehmendem Maße in unseren Gemeinden – und manchmal sogar nebenan oder auf der anderen Straßenseite – gibt. Da kann es beispielsweise darum gehen, finanzschwachen Familien Zuschüsse für Essensgeld im Kindergarten oder in der Tagesschule, für Ferienfreizeiten, für Schulmaterial oder Nachhilfe zu geben. Oder aber es hat sich jemand hoch verschuldet und kann die Tilgungsraten seines Kredites nicht mehr bezahlen. Oder ein Haushaltsgerät, wie beispielsweise die Waschmaschine, muss dringend ersetzt werden. Manchmal fehlt am Ende des Monats auch einfach nur das Geld für dringend benötigte Lebensmittel, um die eigene Versorgung oder die einer mehrköpfigen Familie zu gewährleisten. Dann helfen Caritasmitarbeiter vertraulich und unbürokratisch und tragen zur aktuellen Linderung einer solchen Notsituation bei oder vermitteln zu anderen Fachdiensten und Experten, die Lösungswege aufzeigen können.
In besonderer Weise beschäftigt sich die Caritas in diesem Jahr mit der Frage des gelingenden Zusammenlebens von Zuwanderern und Einheimischen. „Zusammen sind wir Heimat“ lautet die Botschaft der Kampagne, zu der am vergangenen Sonntag ein Aufruf von Erzbischof Kardinal Woelki verlesen wurde. Seit 2015 seien viele Frauen, Männer und Kinder auf der Flucht vor Krieg, Vertreibung und Hunger nach Deutschland gekommen, um hier Schutz zu suchen, schreibt er. Und Deutschland habe sich als gastfreundliches Land gezeigt. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung seit groß und bis heute ungebrochen. Doch zunehmend lauter würden die Stimmen derer, die sich schwertun mit Menschen, die aus anderen Ländern und anderen Kulturen zu uns kommen. „Die Caritas will mit dieser Kampagne deshalb dazu beitragen, dass die Menschen einander mit Respekt, Offenheit und der Bereitschaft zum Dialog begegnen“, betont Woelki wörtlich. „In vielen Caritas-Projekten engagieren sich Mitarbeitende gemeinsam mit ehrenamtlich Tätigen für ein gelingendes Miteinander von Einheimischen und Zuwanderern.“ Vielfach geschehe dies in Zusammenarbeit mit Pfarrgemeinden, die auf beeindruckende Weise in der Betreuung und Begleitung von Flüchtlingen aktiv seien.
„Alle sind gefordert, wenn es um das gelingende Zusammenleben in unserer Gesellschaft geht. Viele Ideen an vielen Orten zeigen, dass dies möglich ist“, gibt sich Woelki überzeugt und bittet um Spenden für die „vielfältigen Anliegen der Caritas in unseren Pfarrgemeinden und der Diözese“. So ist auch die Kollekte der Messe, die um 10 Uhr in St. Nikolaus beginnt, für die Arbeit des Caritas-Ausschusses bestimmt. Darüber hinaus soll der Überschuss aus dem Erlös des ökumenischen Gemeindefestes, das im Anschluss gefeiert wird, der caritativen Arbeit beider Konfessionen am Ort zugute kommen.
Auch inhaltlich wird der von Pfarrer Andreas Süß zelebrierte Gottesdienst das Thema „Heimat“ aufgreifen. Dabei wird es vor allem um die Fragestellung gehen: Was bedeutet „beheimatet sein“ konkret in Bensberg und Moitzfeld, wenn die Not – auch die der hier aufgenommen und lebenden Flüchtlinge – so groß ist, dass ihnen eine gesellschaftliche Teilhabe nicht möglich ist?
Text – Beatrice Tomasetti
Foto – pixabay