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Was wird am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel gefeiert?

Mariä Himmelfahrt bedeutet, dass Maria nach Beendigung ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Sie ist das Bild des erlösten Menschen. Das erklärt auch, dass es keine Reliquien von Maria gibt. Generell finden sich in der Bibel nicht viele Informationen über die Mutter Jesu, auch wenn Maria zu den bekanntesten Personen der Heiligen Schrift zählt.

Neben der Himmelfahrt Mariens kennt die katholische Kirche nur noch ein Himmelfahrts-Fest: Christi Himmelfahrt. Der Unterschied zwischen den beiden Himmelfahrten wird im Lateinischen deutlich: Christus steigt aktiv zu Gott empor („Ascensio Domini“), während Maria passiv in den Himmel aufgenommen wird („Assumptio Mariae“).

Die römisch-katholische Kirche pflegt eine tiefe Marienverehrung. Verknüpft wird diese mit verschiedenen volkstümlichen und religiösen Bräuchen. In ländlichen Gegenden wird Mariä Himmelfahrt beispielsweise als „Büschelfrauentag“ oder „Unser Frauen Würzweih“ bezeichnet. Maria gilt hier als „die Blume des Feldes und die Lilie der Täler“. Der Brauch der Blumen- und Kräutersegnung –umgangssprachlich auch Kräuterweihe genannt – geht auf eine Legende zurück. Demnach befanden sich nach der Öffnung des Grabes von Maria wohlriechende Blumen und Kräuter darin. Der Erde soll an dieser Stelle ein wundersamer Kräuterduft entströmt sein. Die Erläuterungen des liturgischen Segensbuches (Benedictionale) erklären: „Die Heilkraft der Kräuter soll durch die Fürbitte der Kirche dem ganzen Menschen zum Heil dienen.“ Dieses Heil sei an Maria besonders deutlich geworden.

Gottesdienste mit Kräutersegnungen sind seit dem 9. Jahrhundert bekannt und lösten germanische Erntebräuche ab. Die Segnung sollte die von Maria ausgehenden heilsamen Einflüsse und Kräfte auf die Kräuter übertragen. Besonders vor Klosterkirchen der Franziskaner und Kapuziner – deren Mönchen man im Mittelalter hohe Segnungskraft zuschrieb – werden zu Mariä Himmelfahrt körbeweise Heilkräuter gesegnet. In vielen Gemeinden werden bis heute im Gottesdienst am 15. August Kräutersträuße gesegnet. In der Regel bringen die Gottesdienstbesucher dazu selbst einen Strauß mit. In einigen Kirchen ist es üblich, die Kräuterbüschel vor dem Gottesdienst im Altarraum abzulegen. Nach der Kräutersegnung nimmt man den Kräuterstrauß mit nach Hause und hängt ihn – meist in der Nähe des Kreuzes – an der Wand auf. 

Zu dem Fest Mariä Himmelfahrt hat Kaplan Clemens Neuhoff an diesem Sonntag gepredigt. Seine Predigt ist nachfolgend im Wortlaut dokumentiert:

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

das Hochfest Maria Himmelfahrt wird von Christen der Ost- wie der Westkirche seit den frühen Jahrhunderten nach Christus begangen. Als feste Glaubenslehre der Kirche wurde die Aufnahme Mariens in den Himmel erst am 1. November 1950 von Papst Pius XII. als Dogma verkündet. Dort heißt es: „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott offenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“

Aber was hat unsere älteren Schwestern und Brüder in den ersten Jahrhunderten dazu bewogen, an die Aufnahme Mariens in den Himmel zu glauben und dies so groß zu feiern? Es hängt zusammen mit der unbefleckten Empfängnis Mariens. Im Gegensatz zu allen anderen Menschen hat Gott die Jungfrau Maria dazu auserwählt, Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Christus war uns Menschen gleich in allem, außer der Sünde. Dementsprechend, so glauben wir, war auch seine Mutter, die Jungfrau Maria, vom Moment ihrer Empfängnis an unbefleckt, also von der Erbsünde befreit. Über die Erbsünde haben wir neulich schon einmal gesprochen. Es ist das Nein zu Gott, das Zweifeln an seiner Liebe, dasswir in uns tragen und in uns die Neigung verursacht, nicht zu lieben, sondern das Böse zu tun. Jeder von uns, der mal ehrlich auf sich selbst schaut, kennt die Momente, in denen diese unsere Neigung zum Bösen manchmal allzu sichtbar auftritt.

Maria jedenfalls ist von der Erbschuld befreit geblieben. Und wie wir die Himmelfahrt Christi feiern, der vor den Augen seiner Jünger als Auferstandener direkt in den Himmel aufgenommen wurde, so glauben wir auch, dass Maria direkt in den Himmel aufgenommen wurde. Es schließt sich also gewissermaßen der gemeinsame Lebenslauf Jesu und seiner Mutter: Maria wurde unbefleckt empfangen als auserwählte Mutter Christi. Sie empfing und gebar den Sohn Gottes und blieb dennoch Jungfrau. Sie war, wie man so schön sagt, treue Weggefährtin Christi, begleitete ihn, als er das Reich Gottes verkündete. Sie war mit ihm bei der Hochzeit von Kana, sie war mit ihm, als er lehrte und Kranke heilte, sie stand auch unter seinem Kreuz, und sie war Zeugin der Auferstehung und blieb bei den Jüngern bis zum Ende. Und schließlich bewahrheitete sich das Wort aus Psalm 16: „Du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen“ und für Maria wurde ihr Tod der direkte Übergang zu ihrem Sohn in den Himmel. Das feiern wir an diesem Fest.

Aber was kommt für uns dabei rum? – könnte man etwas frech fragen. Was bringt mir der Glaube an die Himmelfahrt Mariens? Zwei Dinge: Erstens ist uns mit Maria der Beweis dafür geschenkt, dass der Himmel existiert und wir als Menschen die Möglichkeit haben, dorthin zu gelangen. Die Aufnahme Mariens in den Himmel zeigt uns, dass wir nicht an ein Hirngespinst glauben oder an eine Wiedergeburt oder sonst was, was nach dem Tod kommt, sondern dass wir für den Himmel geschaffen sind und dorthin kommen können. Der Tod ist also der Übergang zu Gott, vorausgesetzt natürlich, wir haben uns in unserem Leben für Gott entschieden und nicht gegen ihn.

Zweitens zeigt uns die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, dass wir an die Auferstehung des Leibes glauben. Wir werden einst mit unserem verklärten Leib auferweckt werden. Der Leib, so sagt es der Apostel Paulus, ist seit der Taufe Tempel des Heiligen Geistes. Unser Leib als Träger der Seele bringt all das zum Ausdruck, was wir im Innersten empfingen und glauben. Nach der Menschwerdung Christi hat auch Maria uns gezeigt, dass unser Leib heilig ist und dass wir bedacht mit ihm umgehen sollen und ihn nicht für Schlechtes gebrauchen. Unser Leib ist nicht bloß eine notwendige, aber lästige Hülle, die wir oft nicht schön finden oder die uns Schmerzen und Sorgen bereitet. Gott hat uns mit unserem Leib geschaffen und er will uns mit unserem Leib auferwecken. Und vor allem hat Gott uns mit unserem Leib geschaffen, damit ihr ihn sehen, hören, tasten können, ihn erfahren können, ihn loben und preisen, mit ihm sprechen.

Am heutigen Festtag sind wir eingeladen, Gott dafür zu danken, dass er in Maria Mensch geworden ist uns sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen hat. Sie ist unsere Fürsprecherin. Sie führt uns zu Christus. Und mit ihr dürfen wir einstimmen in ihren Lobgesang und singen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“ Amen.

Text – Erzbistum Köln / Predigt: Clemens Neuhoff
Foto – Beatrice Tomasetti

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