Die BONO-Direkthilfe lädt zu einem Abend ins Kölner Maternushaus ein
Wie immer setzen die Verantwortlichen auf die Macht der Bilder. Nur dass es diesmal nicht die von Leid und Verzweiflung, von Hoffnungslosigkeit und Ausgrenzung sind – wie man sie sonst als berührende und gleichermaßen verstörende Dokumente von der Bensberger BONO-Direkthilfe kennt. Diesmal wollen sie die andere Seite Nepals zeigen: die Identität und Kultur eines Landes am Himalaja, das leider nur allzu oft erschreckende Schlagzeilen liefert, wenn es um Menschenhandel und das Geschäft mit der Prostitution Wehrloser geht, und dabei in der öffentlichen Darstellung bedauerlicherweise völlig aus dem Blick gerät, über welchen kulturellen Reichtum und Schatz das Land darüber hinaus auch noch verfügt. Schließlich definiert es sich nicht allein über kriminelle Machenschaften.
Noch bis zum 2. November besucht daher eine Gruppe von Maiti Nepal, einer Partnerorganisation von „BONO“ in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, auf Einladung und als Teilnehmer der „KinderKulturKarawane“ Deutschland und die Schweiz. Im Rahmen ihres Deutschlandsaufenthaltes ist die Gruppe in dieser Woche auch zu Gast in Bergisch Gladbach und wird am Mittwoch, dem 16. September, um 19.30 Uhr im Kölner Maternushaus auftreten. Dabei verstehen sich die zehn jungen Tänzerinnen im Alter von 13 bis 20 Jahren an diesem Abend mit ihren traditionellen nepalesischen Tänzen und modernen Bollywood-Choreografien als Kulturbotschafterinnen Nepals. „In ihren farbenfrohen Gewändern vermitteln die Mädchen einen ganz anderen Eindruck von dem herausfordernden sozialen Hintergrund, aus dem sie kommen: Nicht Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung stehen nämlich diesmal im Vordergrund, sondern Kreativität, Selbstbewusstsein und Offenheit“, sagt Michael Müller-Offermann, Vorsitzender der BONO-Direkthilfe, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Gereon Wagener zu dieser Veranstaltung einlädt. Mit dabei sein wird außerdem Anuradha Koirala, die Gründerin und Leiterin von Maiti Nepal, die über die Situation in Nepal nach den Erdbeben, die damit verbundene erhöhte Verschleppungsgefahr nepalesischer Mädchen sowie vor allem über die Arbeit ihrer Organisation berichten wird.
Am Folgetag richtet dann die Stadt Bergisch Gladbach einen Empfang zu Ehren von Anuradha Koirala aus, die als charismatische Menschenrechtsaktivistin weltweit bekannt ist und bereits in der Vergangenheit mit vielen internationalen Preisen und Auszeichnungen für ihr Engagement gegen Menschenhandel ausgezeichnet wurde – darunter beispielsweise im vergangen Jahr in Indien mit dem „Mother Teresa Award“, dem „CNN Hero Award 2010“ in USA sowie dem „World Children Prize“ der schwedischen Königin. Bei diesem Empfang mit Bürgermeister Lutz Urbach ist außerdem ein Eintrag Koiralas in das Goldene Buch der Stadt vorgesehen.
Zuletzt hatte Urbach unter dem Motto „GL zeigt Herz“ binnen weniger Tage am 10. Mai im Bürgerhaus Bergischer Löwe eine Benefiz-Gala zugunsten der schwer vom Erdbeben in Nepal betroffenen Menschen auf die Beine gestellt, bei der der Grundstock für ein Spendenergebnis von insgesamt knapp 73.000 Euro gelegt werden konnte, zuzüglich weiterer 50.000 Euro durch eine Spendenverdoppelungsaktion der Bethe-Stiftung. Denn das Erdbeben vom 25. April – das zweite ereignete sich unmittelbar nach der Spendenveranstaltung und erforderte dann zusammen mit dem ersten insgesamt 9.000 Tote, 15.000 Verletzte und 2,8 Mio. obdachlose Menschen – hatte damals viele Gladbacher Bürger bewegt und daraufhin in der Bevölkerung eine große Hilfsbereitschaft ausgelöst.
„Auch jetzt noch, viereinhalb Monate später, wird die Erde in Nepal fast täglich durch Nachbeben erschüttert“, berichtet Wagener. Die Angst der Menschen sei immer noch groß. „Durch den Monsun hat sich die Situation vieler Familien vor allem in den abgelegenen Gebieten zusätzlich verschlechtert, und es fehlt nach wie vor an Zelten, Planen und Wellblech zum Bau provisorischer Häuser“, unterstreicht Wagener, der als Vertreter der BONO-Direkthilfe nur zwei Tage nach dem zweiten schweren Beben nach Nepal reiste, um sich einen Überblick zu verschaffen und in Kooperation mit Maiti Nepal sowohl im Kathmandu-Tal als auch in abgelegenen Dörfern besonders notleidende Kinder und ihre Familien mit Lebensmitteln, Decken und Zelten zu versorgen. „Nach der Soforthilfe in den ersten Wochen“, so erklärt er, „liegen die aktuellen Schwerpunkte der Erdbebenhilfe nunmehr in der Prävention von Menschenhandel, dem Aufbau temporärer Häuser zum Schutz während des Monsuns, der Existenzsicherung für verarmte Familien durch Kauf von Kühen, Ziegen und Hühnern sowie der Renovierung und dem Wiederaufbau beschädigter Gebäude.“
Text – Beatrice Tomasetti