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„Suche Frieden“

Auch aus Bensberg nahm eine Gruppe am Katholikentag in Münster teil

Lange im Vorfeld des 101. Katholikentages in Münster hatte Pastoralreferent Leonard Schymura für eine Fahrt zu dem katholischen Großereignis geworben. Am Ende war es zwar eine recht überschaubare Anzahl an jungen Gemeindemitgliedern, die sich dazu angemeldet hatten, dafür aber kehrten sie angefüllt mit vielen positiven Eindrücken und Anregungen nach fünf Tagen wieder nach Hause zurück. Immer wieder trafen die Jugendlichen gemeinsam mit Schymura und Pfarrer Andreas Süß auf dem weitläufigen Arreal auch Gemeindemitglieder, die privat nach Münster gefahren waren. Und so gab es gemeinsame Gebets- und Essenszeiten, vor allem aber auch immer wieder den Austausch über den Besuch von Foren oder Begegnungen am Stand des Erzbistums Köln. „Für uns alle war dieser Katholikentag eine Zeit mit vielseitigen Impulsen, die nachwirken werden. Und wir konnten einmal mehr erfahren, wie viele wir eigentlich sind, wenn sich die Menschen zu Begegnung und Gespräch über Gott und die Welt aufmachen“, so die Bilanz von Pfarrer Süß.

Am Bistumsstand, der an der Kirchenmeile lag, luden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Generalvikariates, des Diözesanrates der Katholiken und der Pax-Bank unter dem Motto „Familie schafft Frieden“ zur Verständigung über Zusammenhalt und Frieden ein. Generalvikar Dr. Markus Hofmann betonte, wie gut es sei, ein gemeinsames Dach zu haben. „Sie sind uns alle herzlich willkommen, rücken wir noch etwas zusammen“, lud er die vorbei gehenden Besucher ein. „Wir wollen die Familie als Frieden stiftendes Symbol nach vorne stellen“, begrüßte Tim O. Kurzbach, der Vorsitzende des höchsten Laiengremiums im Bistum, die Hinzukommenden. „Wenn wir alle zusammenhalten mit all unseren Kompetenzen, wie man in einer Familie zusammenhält, dann können wir Frieden stiften“, sagte er.

Am zweiten Tag gab es dann auch prominenten Besuch: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schaute vorbei und auch Heinrich Bedford-Strom, Ratvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, der die Friedensglocke aus Köln-Chorweiler anschlug, sowie ZdK-Präsident Professor Thomas Sternberg. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion zum Thema „Störfaktor Religion. Wieviel Glaube verträgt die Öffentlichkeit“, an der Kardinal Woelki teilgenommen hatte, ließ auch er sich einen Zwischenstopp am Bistumsstand nicht nehmen. „Suche Frieden“, so sagte er, werde konkret in der Flüchtlingsarbeit „Aktion Neue Nachbarn“ deutlich, „wofür ich Ihnen allen in den Gemeinden von Herzen dankbar bin“, wandte sich der Kölner Erzbischof an die Passanten, die gerade am Kölner Stand Halt machten, und teilte mit: „Nun werden wir eine Auszeichnung der kfd-Bank für unser großes Intergrationsprojekt in Kalk erhalten.“ Das ehemalige Klarissenkloster wurde umgebaut und zu einem gemeinsamen Wohnort für Kölner Bürger, Studenten und Geflüchtete. „Warum haben wir dort keine Probleme? Weil die ‚Gute Hand’ die Caritas vor Ort ist, die Jugendlichen begleitet, und wir dafür Sorge tragen, dass sie Bildung, Ausbildung und Arbeit bekommen“, sagte Woelki. Außerdem sprach er über den Pastoralen Zukunftsweg: „Wir werden zwar demografisch gesehen weniger, entscheidend aber ist, dass wir versuchen, unseren Glauben zu erneuern.“ Später sprach er dann das Abendgebet an der Friedensglocke aus Chorweiler.

„Mut tut gut! Können wir Integration?“ Dieser Frage stellten sich Pfarrer Franz Meurer aus Köln-Vingst, Ali Can von der Hotline für besorgte Bürger aus Gießen, Journalistin und Bloggerin Kübra Gümüsay aus Oxford und Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes aus Freiburg. Für Meurer entscheidet sich die Glaubwürdigkeit religiöser Menschen in der Praxis. Er forderte Mut – auch in der Ökumene, denn „Ökumene ist doppelt so gut und halb so teuer“. Die Kirche müsse Brücken zu den Menschen bauen, die Angst vor Veränderung hätten, so Meurer.

„Keine Toleranz gegen Intoleranz! Gemeinsam gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit“ war ein Podium am Freitag überschrieben, bei dem die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, dem Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz, dem Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr, und Awa Yavari, pädagogische Fachkraft in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, diskutierte. „In Köln leben 180 Nationen friedlich miteinander“, so die Kölner Oberbürgermeisterin, „Kölner sind erstmal Kölner, und dann kommen Religion oder Staatsangehörigkeit!“

Am Samstag erwarteten die Besucher des Katholikentages Lieder aus der Heimat am Bistumsstand. Während alle anderen Bistumsstände bereits abgebaut wurden, tanzten die Katholikentagsbesucher im Kölner Zelt zu der Band „Los Krawallos“, einer Musikgruppe der Kölner Dommusik unter der Leitung von Gisbert Brandt, und gab Hits wie „Mer losse de Dom in Kölle“, „Nie mehr Fastelovend“ und „Das Wasser von Kölle is joot“ zum Besten. Außerdem trugen sich die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, in das ausliegende Gästebuch ein und kamen mit Gästen und Mitarbeitern des Standes ins Gespräch.

Das Projekt Kinderstadt der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) Köln wurde am letzten Abend in Münster mit dem Aggiornamento-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt ZDK-Präsident Sternberg. Im letzten Jahr haben 105 Ehrenamtliche beim Bau der Kinderstadt mitgewirkt. Herausragend sei, so Sternberg, dass die Kinder selbst daran beteiligt werden. Sie leben sechs Tage in ihrer eigenen Stadt mit eigener Währung und eigenen Gesetzen. „Wir sind einfach davon überzeugt, dass Kinder mitentscheiden können und in der Lage sind, auch für ihre Rechte einzustehen“, argumentierten die Preisträger. Das wird in diesem Projekt erprobt, damit eine Generation heranwächst, die nicht mitläuft, sondern selbst gestaltet. Der Aggiornamento-Preis wird seit 2012 an Laienorganisationen verliehen, die das Evangelium „verheutigen“. Der Begriff geht auf Papst Johannes XXIII. und dessen Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, mit dem er sich auf die Öffnung der Kirche in der modernen Welt bezieht.

Auch die „demenzsensible Kirchengemeinde“ war ein Kölner Thema, über das sich rund 50 Frauen und Männer austauschten. Heilpädagogin Antje Koehler, Josef Schäfers, Referent für Gemeindepastoral in Köln, und Pastoralreferent Elmar Trapp stellten fest, dass oft Angst, sowohl von Angehörigen als auch von der Gemeinde, das Miteinander in der Kirche gefährde. Wichtig sei es, in Vorträgen Verständnis für die Krankheit zu schaffen. Dadurch gelinge es auch, die Toleranz der Gleichaltrigen zu fördern. Kennt man das unberechenbare Krankheitsbild, „kann der Pastor reagieren, wenn die Betroffenen in der Kirche umherlaufen oder laut sagen, dass ihnen langweilig ist“, so Schäfers.

Text – Erzbistum Köln/Beatrice Tomasetti

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