Stärkung für einen neuen Lebensabschnitt

Zwei junge Albaner empfangen das Sakrament der Erstkommunion und der Firmung, bevor sie die Rückkehr in ihre Heimat antreten

Er möge als Christ Zeugnis ablegen für Frieden und ein gewaltfreies Miteinander – dort, wo er hingestellt ist. Diese Worte, die Pfarrer Andreas Süß an Armando Margjokaj richtet, als er ihm in St. Joseph das Sakrament der Firmung spendet, sind mehr als nur ein frommer Wunsch. Für den Jugendlichen und seine Familie haben sie eine ganz reale Bedeutung. In wenigen Tagen kehrt Familie Margjokaj, die einige Jahre in Moitzfeld gelebt hat, in ihre albanische Heimat zurück. Im selben feierlichen Gottesdienst erhält Armandos jüngerer Bruder Arxhev die Erstkommunion.  Pfarrer Süß hatte sich dafür eingesetzt, dass die beiden die Sakramente noch vor ihrer Ausreise empfangen können – um Wochen früher als ihre Altersgenossen. „Es soll sie in ihrem Christsein stärken und Mut machen für die Herausforderungen, denen sie sich in ihrem neuen Lebensabschnitt zu stellen haben“, erklärt der Seelsorger. Die übrigen Firmanden und Kommunionkinder, Katecheten, Pastoralreferent Leonard Schymura, Pfarrer Ludwig Fußhoeller und  viele Gemeindemitglieder sind dabei, um mit den Jungen zu feiern und ihnen für die Zukunft Glück zu wünschen.

„Kommt nach vorn und stärkt Armando den Rücken“, fordert Pfarrer Süß die Firmlinge auf, die sich um den Jungen gruppieren und in einer einzigen großen Umarmung ihre Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Am Ende des Gottesdienstes wiederholt die gesamte Gemeinde diese Geste der Solidarität noch einmal, um Gottes Schutz und Segen für die Familie zu erbitten. „St. Joseph ist vom Himmel ebenso weit entfernt wie Albanien“, sagt  Süß, „wir bleiben mit euch verbunden.  Im Zeitalter der digitalen Medien können wir solche Entfernungen überbrücken und uns regelmäßig Nachrichten schicken.“

Die Entscheidung, nach Albanien zurückzugehen, ist den Margjokajs nicht leichtgefallen. Sie haben sich in Moitzfeld gut eingelebt, die Kinder besuchten die Schule und haben hier Freunde gewonnen. Die Aussicht, in zwei Jahren wieder nach Deutschland zurückkehren zu können, gab schließlich den Ausschlag. Voraussetzung für die erneute Einreise ist jedoch, dass der Familienvater hier eine Anstellung findet und einen Arbeitsvertrag vorweisen kann. Mit ihrer freiwilligen Rückkehr, die für Anfang März geplant ist, entgehen sie der Abschiebung – ein Schicksal, von dem eine weitere in Moitzfeld lebende  albanische Familie bereits betroffen ist. Albanien gilt inzwischen als sicheres Herkunftsland.

Unterstützung bei der Wiedereingliederung in ihrer früheren Heimat erhalten die Margjokajs und andere Rückkehrer von Hilfsorganisationen wie den Maltesern. Pfarrer Stefan Schwarz, Präsident der Malteser in Albanien, hat bereits einen Kontakt zu einem Reintegrationsbeauftragten vor Ort vermittelt. Direkt nach ihrer Ankunft sollen die Margjokajs Hilfen bekommen. „Die Chancen stehen gut, ein neues Leben dort zu beginnen und am Aufbau des Staates nachhaltig mitzuwirken“, meint Pfarrer Schwarz. Er bedauert, dass die klügsten Köpfe das Land verlassen und dort fehlen, wo sie dringend gebraucht würden. Mit seinem Hilfsprojekt »Basisgesundheitsversorgung in Albanien« versucht er seit 1991, in dem von Krieg zerstörten Land eine neue Infrastruktur aufzubauen. Auch das Erzbistum Köln und das Hilfswerk Renovabis unterstützen solche Initiativen.

Am Mittwoch, 29. März 2017 um 19.30 Uhr kommt Pfarrer Stefan Schwarz in das Dechant Berger Haus, Gladbacher Straße 8, Bensberg, um über seine Erfahrungen des Malteser Hilfswerkes in Albanien zu berichten. Am Dienstag, 28. März um 17.00 Uhr werden Frau Knoblich und Herr Schielinski vom Ausländeramt der Stadt Bergisch Gladbach im evangelischen Gemeindezentrum zur Situation der Flüchtlinge in Bergisch Gladbach sprechen. Es geht um Möglichkeiten der Aufnahme für Flüchtlinge in Deutschland. Viele Familien kümmern sich in Bensberg und Moitzfeld um die Flüchtlinge, begleiten bei Behördengängen, Schulen, Ärzten etc. Dafür ist Pfarrer Andreas Süß sehr dankbar!

Text – Martina Martschin
Fotos – Heinz Pfeil

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