Stabwechsel beim Pfarrgemeinderat

Pfarrer Süß dankt den scheidenden Mitgliedern – Sonja Cetraro wird zur Vorsitzenden gewählt

Einen Generationenwechsel markiert die Wahl von Sonja Cetraro an die Spitze des Pfarrgemeinderates von St. Nikolaus und St. Joseph. Mit nur 30 Jahren ist die von dem insgesamt 14-köpfigen Gremium gewählte Religionslehrerin bislang auch die jüngste Vorsitzende in der Geschichte dieser Laienvertretung am Ort. Außerdem wurden bei der konstituierenden Sitzung am vergangenen Samstag noch Rudi Alef, Hermannjosef Kroppenberg und Elisabeth Kippels in das Vorstandsteam gewählt.

Sehr persönlich und herzlich dankte Pfarrer Andreas Süß aber zunächst allen PGR-Mitgliedern, die von nun an nicht mehr dem Pfarrgemeinderat angehören und ihr Amt nach einer oder mehreren Wahlperioden – Gabriele Behr war allein 24 Jahre in dem Laiengremium aktiv – niedergelegt haben. Mit Rosen und einem bronzenen Bild des Heiligen Nikolaus oder des Heiligen Joseph würdigte er den Einsatz jedes Einzelnen zum Wohl der Gemeinde. Wörtlich sagte er: „Ich bin zutiefst dankbar für das Geschenk einer bunten Vielfalt an ehrenamtlichen Diensten in unseren Gemeinden. Ohne Sie wäre eine lebendige Gemeinde wie unsere Pfarreiengemeinschaft nicht denkbar. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen, die dazu beitragen.“

Zuvor hatte der scheidende Vorsitzende, Martin Brochhaus, in einem Abschluss-Statement noch einmal das Selbstverständnis des PGR als „Sprachrohr der Gemeinde“ herausgestellt. „Der Pfarrgemeinderat ist ein wichtiges Gremium, dessen Bedeutsamkeit angesichts zukünftiger Herausforderungen eher noch zunehmen wird“, betonte er. Die hier gefassten Beschlüsse und Weichenstellungen würden wahrgenommen und müssten, so das erklärte Ziel, in die Gemeinde hinein wirksam werden.

Bei seiner letzten Sitzung hatten die noch amtierenden PGR-Mitglieder beschlossen, zu Beginn der konstituierenden Sitzung den neuen Mandatsträgern mit Nachdruck die Aufgaben ans Herz zu legen, die allen Beteiligten in der abgelaufenen Legislaturperiode wichtig geworden und von ihnen mit viel Engagement bearbeitet und weiterentwickelt worden waren – und das vor allem immer mit Blick auf die nachfolgende Generation. Als Grundlage für alle weiterführenden Überlegungen und die sich daraus ergebenden Aufgabenstellungen soll dabei das zuletzt entwickelte Pastoralkonzept der Gemeinden dienen, das vor allem auch die berücksichtigt, die nicht zu den regelmäßigen Kirchenbesucher gehören oder als Kirchenfernstehende kirchliche Ereignisse und Angebote – wenn überhaupt – nur aus großer Distanz wahrnehmen. Dabei stellte Brochhaus auch nüchtern die Frage: Welche Chancen haben wir als Gemeinde überhaupt in der Zukunft – angesichts rückläufiger Zahlen bei den Kirchenmitgliedern, -besuchern und -steuern sowie den katholischen Taufen oder Eheschließungen?

Als drei wesentliche Säulen dieses nun in monatelanger Feinarbeit entwickelten Konzeptes zum „Pastoralen Zukunftsweg“ sollen folgende Stichworte gelten: Offen – Gemeinschaft erleben; Sicht – Antworten auf Glaubensfragen und Fragen unserer Zeit; Licht – Zum persönlichen Zeugnis befähigen. Diese Festschreibungen, so gab Brochhaus zu bedenken, dürften aber nicht allein nur ein Papier bleiben. „Aus ihm müssen konkrete Angebote erwachsen.“ Als Beispiel nannte er zwei Pilotprojekte, die noch zuletzt aus einer Ideensammlung der zuständigen Projektgruppe hervorgegangen waren: So wird demnächst eine Plattform für Glaubensfragen im Web eingerichtet, die eine Anlaufstelle für Jugendliche sein soll, wo diese anonym Themen ansprechen können, die sie bewegen. Und für die Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen, die laut der Gemeindebefragung kaum präsent ist – aber natürlich auch für alle anderen Gemeindemitglieder – werden ab dem 6. Dezember, dem Tag des Patroziniums von St. Nikolaus, „Tage des Lichts“ stattfinden, bei denen mit einem viertägigen und sorgfältig geplanten Programm neue Zugangswege zum Kirchenraum sowie eine neue Erfahrbarkeit von Licht ausprobiert werden.

Solche Initiativen erforderten eine grundsätzliche Bereitschaft zu experimentieren und Mut zu zeigen, sagte Brochhaus, auch auf die Gefahr hin, im Nachhinein damit leben zu müssen, dass ein Projekt nicht funktioniert hat. Bei dem Pastoralkonzept gehe es zum einen um die Neugestaltung der Gebäude, aber eben auch darum, was innerhalb dieser Mauern passiere. „Die Gebäude sind der wesentliche Rahmen für unsere inhaltlichen Aktivitäten.“ Es gehe um das Zusammenspiel von beidem.

Auch bei den oft diskutierten Themen Kommunionkatechese, Öffentlichkeitsarbeit, Ehrenamtsstärkung, Caritas, Ökumene und den von der Gemeinde gestützten Hilfsprojekte hat es in den vergangenen Jahren viel Man-Power und Einsatzfreude unter den scheidenden Gremiumsmitgliedern gegeben, die nun an die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im PGR übergehen. „Im Laufe der Jahre hat sich für uns herausgebildet, was uns wichtig war und was wir mit Priorität behandelt haben. Dafür haben wir uns mit viel Leidenschaft eingesetzt“, so Brochhaus. Nun gebe er den Stab in andere Hände.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti