Umfragen zufolge haben bei der Fußball-Europameisterschaft wieder viele Menschen Zeit vor dem Fernsehen verbracht. Auch ich habe das eine oder andere Spiel angeschaut und mich gefragt, ob ein solches Spiel nicht auch Sinnbild für das Leben ist. Schon in der Antike hat es „Brot und Spiele” gegeben: meistens Wettkämpfe – von Mann zu Mann. Heute würde man dieses Sich-miteinander-Messen „Challenge” oder „Ranking” nennen. Körperpflege und Übungen zur Erhaltung der Gesundheit wurden damals als Gymnastik bezeichnet. Heute ist es komplexer: Wir unterscheiden Sport von Hochleistungssport, Wettkampfsport vom Breitensport, Freizeitsport vom Gesundheitssport. Denn: Wer sportlich ist, gilt als jung, dynamisch, fit, beweglich und fair. Darüber hinaus symbolisiert Sport elementare Bedürfnisse, wie das nach Freude, Vergnügen und Spiel, nach Spannung, Aufregung, Befriedigung kämpferischer Leidenschaft, Wohlbefinden und Gesundheit.
Oder nehmen wir den Fußball – auch er ein mögliches Symbol: Ein Fußball muss gut aufgepumpt sein, und keines der zusammengenähten Lederstücke darf die innere Blase gefährden. Die Lederteile müssen gepflegt werden. Das sind Maßstäbe, die ich auch an jede Gemeinschaft anlegen kann. Ist ein Fußball nicht vollständig aufgepumpt, ist er kaum brauchbar. So ist das auch im Spiel des Lebens: Wenn wir nicht angefüllt sind mit Begeisterung und Freude, aufgepumpt mit Gottes gutem Geist, dann bleiben wir lasch. Prall gefüllt aber kann das Spiel laufen und das Leben eine runde Sache werden. Das Gebet, der Gottesdienst und die Sakramente sind wie Öl, das pflegt und stark macht. Jeder, der mitspielt, muss sich darauf gefasst machen, dass er Schläge, Schrammen und Tritte abbekommt. Und doch darf niemand diese „Fouls” heimzahlen. Nicht aus Angst vor einer „gelben” oder „roten” Karte, sondern weil wir das Böse durch das Gute überwinden möchten. In einem seiner Briefe an die Römer schreibt der Apostel Paulus: „Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung. Lasst nicht nach in eurem Eifer. Lasst euch vom Geist Gottes entflammen. Auch so dient ihr dem Herrn. Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet… Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht. Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.”
Auch in der Heiligen Schrift finden sich Analogien zu den sportlichen Wettbewerben in diesem Sommer: Jesus holte sich zwölf Mitspieler. Er schwor sie auf einen Teamgeist ein. Jeder sollte sich mit seinen Talenten einordnen. Als diese Mannschaft nach Jesu Aufnahme in den Himmel in einer schwierigen, ja fast aussichtslosen Lage war, da sandte er ihnen den Heiligen Geist, der sie unschlagbar machen sollte. Ein Geist, von dem Jesus sagte: “Die Pforten der Hölle werden ihn nicht überwältigen.” Überhaupt kommt Sport – vor allem Laufen – relativ häufig im Neuen Testament vor: „Wisst ihr nicht, das die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt. Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen (1. Kor 9,24-25).” Es sind die Christen, die Paulus mit Läufern vergleicht. Im Hebräer-Brief 12,1 steht: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.” Und im 2. Timotheusbrief 4,7-8 ist nachzulesen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird.”
Deshalb kämpfen wir bis zuletzt. Hoffnungslosigkeit zahlt sich nicht aus. Oft kommt die Wende erst in den letzten Minuten. Wer bis zum Schlußpfiff durchhält, darf damit rechnen, dass Gott ihm den Siegespreis des ewigen Lebens schenkt. Deshalb bete ich: „Gott, sende den Christen im Spiel des Lebens deinen heiligen Geist der Freude und der Begeisterung. Lass es den Kirchen in der Arena dieser Welt gelingen, gute Gemeinschaften zu bilden. Hilf uns, im täglichen Kampf das Böse durch das Gute zu überwinden. Amen.”
Beitrag – Pfr. Dr. Luke Ndubuisi
Foto – Flickr, Thomas Link, Sturm