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Sankt Martin – bis heute ein Vorbild

Coronabedingt fallen in diesem Jahr auch die Martinszüge in Bensberg und Moitzfeld aus. Trotzdem erinnern die Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph in den Schul- und Kindergartengottesdiensten in dieser Woche an den Heiligen Martin und an die Botschaft, die vom Martinsfest ausgeht. „Denn gerade jetzt ist es wichtig, das, was wir haben, zu teilen, so wie der Heilige Martin es getan hat“, sagt Pfarrer Andreas Süß. Geteiltes Leid sei halbes Leid. „Um das Bewusstsein an den Heiligen Martin wachzuhalten, laden wir daher ein, in dieser Woche Martinslaternen in die Fenster zu stellen.“ Damit greife die Gemeinde gerne eine Aktion des Erzbistums [1] Köln [1] und Limburg [2] zum Gedenken an diesen Festtag auf.

Martin von Tours wurde 316/317 in Ungarn geboren und wuchs in Italien auf. Als Sohn eines römischen Offiziers trat Martin mit 15 Jahren in die römische Armee ein und wurde Soldat. Während seiner Stationierung in Amiens um das Jahr 331 fand das Ereignis statt, das ihn zu einem der populärsten Heiligen der Katholischen Kirche machte: Mitten im kalten Winter trifft er vor den Toren Amiens auf einen unbekleideten Bettler. Martin, selbst nur mit Schwert und Mantel bekleidet, teilt diesen mit dem Armen.

St. Martin in der Kita Kaule

Im Traum erschien ihm in der folgenden Nacht Christus mit dessen Mantel bekleidet. Zu der Zeit war Martin noch nicht getauft und auch vom Christentum wusste er nichts. Martin, der sich während seiner Zeit als Soldat auf die Taufe vorbereitet hatte, ließ sich Jahre später taufen. Missionierungsversuche in seiner Heimat scheiterten, und so er zog sich in die Nähe von Tours zurück. Als dort ein neuer Bischof gesucht wurde, fiel die Wahl – maßgeblich von der Bevölkerung gewollt – auf Martin. Obwohl zum Bischof ernannt, lehnte Martin jegliche Machtinsignien ab und zog es vor, in der Gemeinschaft seiner Brüder zu leben. Sein Bischofsthron war ein einfacher Hocker, seine Residenz eine karge Klosterzelle. Den Menschen zu dienen und ein wahrer Seelsorger zu sein, lag ihm als Bischof am Herzen. Das brachte ihm schon zu Lebzeiten Bekanntheit und Verehrung ein.

Über seine Wahl zum Bischof berichten zwei Legenden. Bescheiden wie Martin war, hielt er sich für zu unwürdig für ein so hohes Amt. Er habe sich vor der Wahl in einem Gänsestall versteckt. Diese hätten angefangen zu schnattern und Martin dadurch verraten, heißt es. Einer zweiten Legende zufolge versteckte sich Martin vor den Bürgern – aber nicht in einem Gänsestall. Seine Anhänger bleiben beharrlich. Sie schicken seinen Freund zu Martin. Martin solle noch mit der sterbenskranken Frau des Freundes sprechen. Sofort verlässt er sein Versteck, wird von den Bürgern gesehen und zum Bischof gewählt.

Diese sogenannten Sekundärlegenden sind im 16. Jahrhundert entstanden. Mit ihnen wurde versucht, das Brauchtum im Nachhinein zu erklären. In diesem Fall stellen sie eine Verbindung zwischen dem heiligen Martin und den Gänsen dar. Diese Verbindung wird durch den Martinstag als ursprünglichem Abschlusstag des Geschäftsjahres deutlicher und glaubhafter. Die Gans als Naturalie diente zur Begleichung der Pacht. Doch nicht nur das Federvieh wurde am Vorabend zu Martini geschlachtet. Das Geschäftsjahr dauerte sozusagen von St. Martin bis St. Martin. Außerdem markierte der Gedenktag des heiligen Martin den Beginn der Adventszeit. Der Sommer wurde verabschiedet und die Ergebnisse der Ernte genossen.

Seine Biographie machte Martin schon früh zum Nationalheiligen des Frankenreiches und seiner Könige. Heute ist er Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei. Außerdem wählten die Stadt Mainz und das Umland Martin zu ihrem Patron. Darüber hinaus gilt er als Patron der Reisenden, der Armen und Bettler, der Reiter und der Soldaten.

Ein bis heute erhaltener Brauch ist es, mit selbstgebastelten Laternen durch die dunklen Straßen zu ziehen. Der Hintergrund dazu ist nicht genau überliefert. Der Ursprung liegt wahrscheinlich in der Überführung seines Leichnams. Auf dem Fluss wurde dieser im Boot von Laternenlicht begleitet.

Seit dem 14. Jahrhundert erklingen bei den Martins- oder Laternenzügen auch die bekannten Martinslieder, die selbst vielen Erwachsenen noch auf den Lippen liegen. Sie greifen das Leben des Heiligen und die Mantelteilung mit dem Bettler als besonderes Merkmal auf.

Text – Erzbistum Köln
Foto – Anke Kloth

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