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Pfarrer Janßen feierte „Erntedank“ nach 50 Jahren im Priesteramt

„Wie schön, die Kirche wieder einmal so voll zu erleben“ – so lautete die einhellige Meinung aller, die am Mittwochabend in St. Nikolaus mit Pfarrer Heinz-Peter Janßen Dankmesse aus Anlass seines 50-jährigen Priesterjubiläums feierten. In den dicht besetzten Bankreihen drängten sich Angehörige und Freunde, Mitbrüder und Weggefährten aus verschiedenen Lebensabschnitten des Seelsorgers. Vor allem aber waren natürlich viele Bensberger und Moitzfelder gekommen, um mit „ihrem“ früheren Pfarrer diesen besonderen Tag zu begehen. Ausdrücklich hatte sich der Jubilar gewünscht, an dem Ort zu feiern, der über 32 Jahre lang seine Wirkungsstätte war: St. Nikolaus.

Im Zeichen des Dankes solle dieser Abend stehen, betonte Janßen, der seit 2015 im Ruhestand ist, aber im ganzen Dekanat noch für Gottesdienste zur Verfügung steht und als Notfallseelsorger im Einsatz ist, zu Beginn der Messe. Dank gebühre an solch einem Tag vor allem dem Schöpfer, den er „in 50 Jahren als tragenden Boden und als nährende Quelle“ erlebt habe. Neben dem himmlischen Beistand habe es auf allen Etappen seines privaten und beruflichen Lebens auch immer Menschen gegeben – „Engel“ nannte er sie – die seinen Weg begleitet hätten – ermutigend, stärkend, korrigierend, ergänzend. Namentlich dankte der Jubilar Dr. Cornelia Schwing, die an seiner Seite das „Abenteuer einer fast 40-jährigen Lebensgemeinschaft, verbunden mit den Zumutungen und Kränkungen einer gesellschaftlich und rechtlich ungesicherten Position“ eingegangen sei.

Einige der geistlichen Wegbegleiterinnen und Gefährten des Seelsorgers wirkten bei der Dankmesse mit. So trug Susanne Besuglow, ehemalige Gemeindereferentin der Pfarreiengemeinschaft, die Lesung von den „lebendigen Steinen“ vor – ein Motiv, das eng mit der Gemeinde verknüpft ist: Nicht zufällig lautet so auch der Titel der Festschrift, die 2011 zum 125-jährigen Kirchenweihfest von St. Nikolaus erschienen ist. Und mit Bedacht gewählt war auch das Evangelium, das Pfarrer Christoph Bernards verlas, der von 2005 bis 2011 Kaplan und später Pfarrvikar in Bensberg und Moitzfeld war: „Die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenig“ (Lk 10,2). In diesem Bibeltext ermächtigt Jesus seine Jünger dazu, Erntehelfer zu sein, in seinem Namen Hoffnung zu schenken, zu stärken, zu heilen.

Beide Motive – die „lebendigen Steine“ wie auch die „Erntehelfer Gottes“ – haben in ganz besonderer Weise mit dem Jubilar und seinem Verständnis von Kirche zu tun. Das unterstrich Pastoralreferentin Monika Ueberberg, die 17 Jahre zum Seelsorgeteam von Janßen gehört hat, in ihrer Predigt, die allerdings mehr den Charakter einer Laudatio hatte: „Kirche ist für dich die Gemeinschaft von Frauen und Männern – als lebendige Steine, mit ihren jeweils individuellen Charismen.“ Janßen habe in erster Linie Seelsorger auf Augenhöhe sein wollen, nicht Würdenträger, der über dem „gemeinen Gottesvolk“‘ steht. Dennoch, fügte sie schmunzelnd hinzu, habe der Geistliche auch stets eine gewisse Neigung zu Höhenflügen gezeigt: „Dem Himmel näher zu kommen“, sei schon immer Janßens Leidenschaft gewesen. In jungen Jahren verband er damit zunächst den Wunsch, Pilot zu werden. Später verlagerte sich die Annäherung an den Himmel mehr auf die geistige Ebene – zumindest professionell, denn in seiner Freizeit begeisterte er sich bis ins Alter für das Drachen- und Gleitschirmfliegen.

Zu den Impulsen, die Janßen „auf die Spur der Theologie“ gesetzt haben, gehörten die Internationalen Jugendwerkwochen in Maria Laach und vor allem der vom Zweiten Vaticanum ausgelöste Aufbruch in der katholischen Kirche. Eine lebendige, offene Kirche, die nicht in Tradition erstarrt, sondern sich stets weiterentwickelt, war und ist das Leitbild des ehemaligen Bensberg-Moitzfelder Pastors. Vor diesem Hintergrund widmete sich Janßen schon früh neben der Theologie auch den modernen Humanwissenschaften, insbesondere der Psychologie: Er wollte Menschen nicht nur pastoral begleiten, sondern sie auch in ihren innersten Beweggründen und äußeren Lebensumständen besser verstehen. „Glaube wurde durch dich mit Hirn geflutet!“, so Ueberberg.

Auf die intellektuelle Art von „Psycho-Janßen“ – so ein Spitzname des Geistlichen – musste man sich allerdings in Bensberg erst einmal einstellen. Als gewöhnungsbedürftig empfanden die traditionsbewussten Gemeindemitglieder auch die zunehmend weiblichen Akzente in der Seelsorge und in der Liturgie: 1982 kam Beate Bleck als erste Pastoralreferentin nach St. Nikolaus. Messdienerinnen, Lektorinnen und Kommunionhelferinnen wurden unter Janßen allmählich zu einem vertrauten Anblick in den Gottesdiensten. „Du hast das Fenster zur Moderne weit geöffnet“, sagte Ueberberg, an den Jubilar gewandt, und fügte unter dem Applaus der Anwesenden hinzu: „Dass ich als Frau und Kollegin heute hier predigen darf, spricht für sich – oder besser: für dich!“

Als Seelsorger mit Profil, mit Ecken und Kanten hätten die Gemeindemitglieder in Bensberg – und ab 1987 auch in Moitzfeld – ihren Seelsorger im Laufe der Jahre kennen- und schätzen gelernt. Er sei als eine Autorität wahrgenommen worden, nicht qua Amt oder Weihe, sondern aufgrund seiner Persönlichkeit, so die Pastoralreferentin. „Du bist ein Ermöglicher, konntest vieles zulassen. Je mehr Enge und Strenge in der Kirche, desto wertvoller empfanden alle deine menschliche und theologische Weite. So ist ein reges, buntes Gemeindeleben entstanden“, resümierte sie. Besonders würdigte sie seine Verdienste um eine starke Ökumene, die am Ort dank der guten Zusammenarbeit zwischen Janßen und seinem langjährigen evangelischen Amtskollegen Pfarrer Wolfgang Graf förmlich aufgeblüht ist. Auch die Kirchenmusik und die künstlerische Ausgestaltung von St. Nikolaus hätten unter Janßen eine Blütezeit erlebt. Ueberberg erinnerte auch an die rhetorisch und theologisch anspruchsvollen Predigten des Geistlichen sowie an seine unvergessenen Auftritte im Pfarrkarneval – etwa als „Jungfrau“ im Dreigestirn oder als „Kardinal“.

Angesichts der aktuellen Kirchenkrise sei der Rückblick auf die vergangenen Zeiten oft von Wehmut begleitet, schloss sie ihren Vortrag. Anstatt in Resignation zu verfallen, käme es aber darauf an, die guten Erfahrungen als Ansporn und Motivation zu sehen und sich für die Erneuerung der Kirche selbstbewusst stark zu machen: „Warten wir nicht auf Modellprojekte, die uns vorgegeben werden, sondern bringen wir uns ein als mündige Christen!“ Ihr Appell – und der darin enthaltene Seitenhieb auf die aktuellen Vorgänge im Seelsorgebereich – ernteten langanhaltenden Applaus der Gottesdienstbesucher.

Im Rahmen der Dankmesse setzte der Jubilar selbst unübersehbare Zeichen, um zu verdeutlichen, was für ihn unter anderem zu einer zukunftsfähigen Kirche gehört: Frauen am Ambo sowie die gemeinsame Eucharistiefeier von katholischen und protestantischen Christen. Das mag manche konservative Kirchenbesucher vor den Kopf gestoßen haben – doch es bewies einmal mehr, was Heinz-Peter Janßen auszeichnet: „Mut, Klugheit und eine gehörige Prise Eigensinn“ – wie es Monika Ueberberg treffend auf den Punkt brachte.

Im Anschluss an die Messe, die der Kirchenchor unter der Leitung von Ludwig Goßner musikalisch gestaltete, lud Pfarrer Norbert Hörter die versammelte Gemeinde zum Empfang im Treffpunkt ein. Dort gab es Gelegenheit, dem Jubilar zu gratulieren und bei Kölsch, Wein und Snacks miteinander ins Gespräch zu kommen – über die alten Zeiten wie auch die aktuellen Entwicklungen in der Gemeinde. Nicht wenigen kam es dabei vor, als biete dieses Fest die Gelegenheit zu einer Zeitreise in die Vergangenheit, als es noch genügend Anlässe zum Feiern gab und Begegnung und Gespräch im vollbesetzten Treffpunkt zum Selbstverständnis dieser Gemeinde gehörten.

Text – Martina Martschin
Fotos – Beatrice Tomasetti

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