Patrozinium mit frischen Akzenten

Gleich doppelten Grund zur Freude gab es am vergangenen Samstag in St. Joseph: Nach   zweijähriger pandemiebedingter Pause konnte die Gemeinde wieder das Fest ihres Namenspatrons feiern. Und pünktlich zu diesem Anlass ließ sich auch das Ergebnis der monatelangen Renovierungsarbeiten an Ort und Stelle bewundern: Vorraum, Seitenschiff und Taufkapelle sind von Grund auf neugestaltet worden, Wände und Altarraum leuchten in strahlendem Weiß. Die ehemals dunkle Holzdecke wurde durch hellgraue Streben optisch aufgehellt. Alles wirkt luftig und lichterfüllt – was auch der Zelebrant positiv anmerkte. Pfarrer Heinz-Peter Janßen feierte auf Einladung des Ortsausschusses mit seiner früheren Gemeinde das Patrozinium und beschrieb den Einzug in die renovierte Kirche als ein Déja vu: Ähnlich sei es ihm am Gründonnerstag des Jahres 1985 ergangen, als er in die damals modernisierte Kirche St. Nikolaus einzog: „Es ist dasselbe alte Gebäude – und doch ein völlig neues!“

Der Geistliche ging in seiner Begrüßung auf das Symbolhafte der Situation ein:  Um die Kirche zu erneuern, reiche der äußere Anstrich – oder Anschein – nicht aus.  Kirche müsse mit Leben erfüllt werden, sie habe als „semper reformanda“ (wörtlich: stets zu reformierende), einen Auftrag zur stetigen Erneuerung und müsse in ihrer jeweiligen Zeit wirken. Heute werde die katholische Kirche diesem Anspruch nicht mehr gerecht, sie werde zunehmend als „schuldhaft verknöchert“ erlebt.

In seiner Predigt thematisierte der Geistliche das  Dilemma vieler gläubiger Katholiken, die der Amtskirche kritisch bis ablehnend gegenüberstehen, sich aber gleichzeitig in ihrer Gemeinde verwurzelt fühlen: „Nicht die Person des Bischofs, nicht die Verwaltungsstrukturen von XXL-Gemeinden sind letztlich entscheidend für das christliche Lebensgefühl, sondern die Erfahrung einer Gemeinschaft von Menschen, die sich selbst und einander als Glaubende ernst nehmen, die mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Möglichkeiten Verantwortung übernehmen, die ihr Zusammenleben konstruktiv gestalten und Hilfe anbieten, wo sie gebraucht wird und die bei all dem ihre Kraft und ihre Visionen ziehen aus dem Hören auf die Hl. Schrift als Wort Gottes an uns heute und aus der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes.“  

Mit ihrem Pfarrpatron hätten die Moitzfelder eine gute Wahl getroffen, sagte der Seelsorger: Er werde in den Evangelien beschrieben als ein Mann der Tat, der auf das Wort Gottes hört und danach handelt.  Als ein „Urbild des glaubenden Menschen“ sei der Heilige ein Vorbild und Wegweiser in unsicheren Zeiten: „Wir feiern sein Fest heute in einer Zeit großer Unsicherheit, sowohl in der politischen Landschaft, die von brutalen Kriegen überschattet wird, wie auch im Raum der Kirche, die in einer fundamentalen Krise steckt, aus der nur tiefgreifende Reformen herausführen werden. Alte Selbstverständlichkeiten und Erwartungen, in denen wir uns wohl gefühlt und in den wir es uns auch bequem gemacht haben, sind Schnee von gestern. Die Politiker sprechen von einer „Zeitenwende“ und was unsere Kirche betrifft, so rufen immer mehr auch gewichtige Stimmen in ihr nach einer grundlegenden Erneuerung im Geist des Evangeliums.“

Die Gemeinde St. Joseph sieht Janßen auf einem guten und konstruktiven Weg, in diesen unsicheren Zeiten nicht reflexhaft an Vertrautem festhalten zu wollen, sondern nach vorn zu blicken: „Dass wir uns heute nach einem halben Jahr der Renovierung und Neugestaltung wieder in dieser Kirche versammeln können, um Gottesdienst zu feiern – während anderswo in unserem Bistum Kirchen geschlossen, umgewidmet oder abgerissen werden – das ist, so scheint mir, ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, dass diese Gemeinde nach wie vor vital und kreativ ist, dass sie in der Lage ist, ein zukunftsorientiertes Konzept zu entwickeln und – auch gegen Widerstände – Entscheider im Bistum von diesem Konzept zu überzeugen, und so entsprechende Geldmittel locker zu machen.“

Im Anschluss an die Messe stand man noch lange beisammen bei Wasser, Wein und kleinen Snacks, um über alte und neue Zeiten zu plaudern. Ehemalige Mitglieder des Ortsauschusses wurden mit Dank für ihr langjähriges Engagement verabschiedet. Und Pläne wurden geschmiedet für die feierliche „offizielle“ Eröffnung von St. Joseph im Sommer – wenn auch die letzten Arbeiten endgültig abgeschlossen sein werden.

Text – Martina Martschin
Fotos – Manfred Stommel-Prinz