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Neuer Stall für die Krippe von St. Nikolaus

Seit Anfang Dezember steht sie wieder im Blickpunkt: die Krippe von St. Nikolaus. Und über den ganzen Advent hin mit wechselnden Bildern. Am Gaudete-Sonntag konnte Pfarrer Andreas Süß nun einen neuen Stall segnen. Der alte war nach jahrzehntelangem Gebrauch so sehr in Mitleidenschaft gezogen und drohte zudem durch Holzwurm zu zerfallen. Den Auftrag für eine Neuanfertigung hatte der „Verein der Freunde und Förderer von St. Nikolaus Bensberg“ der Firma Cramer aus Bensberg erteilt, die, wie Paul Blazek, der Vorsitzende des Vereins, treffend bemerkt, „die Arbeit sorgfältig und mit viel Liebe ausgeführt hat“. Noch vor einem Jahr, bemerkte Blazek bei der Einsegnung am vergangenen Sonntag, war die Herde der Hirten um drei zusätzliche Schafe, ein Lamm und eine Ziege ergänzt worden. Auch diese Neuanschaffungen waren nur mit finanzieller Unterstützung „der Freunde und Förderer“ möglich gewesen.

Nun also erstrahlt der Stall in neuem Glanz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und stellt zudem optisch eine Verbindung zur Bergischen Heimat her. Für diese überzeugende handwerkliche Leistung dankte Blazek ausdrücklich Rainer Cramer, dem die Gemeinde nun diesen wunderschön gestalteten Stall verdankt. Einen besonderen Dank richtete Blazek darüber hinaus an das Team der Krippenbauer, die „von Woche zu Woche eine spannende und wechselvolle Gestaltung der Krippe schaffen würden und dankbar für eine personelle Verstärkung wären“. Auch für eine Mitgliedschaft im Verein der Freunde und Förderer warb dessen Vorsitzender, zumal der Verein „viel Gutes für die baulichen und sozialen Belange der Gemeinde St. Nikolaus tue“.

„Ich erfreue mich jedes Jahr sehr an unserer Krippe, die in der Advents- und Weihnachtszeit Menschen aus Nah und Fern anlockt, die hier die Geschichte der Menschwerdung Jesu Christi veranschaulicht bekommen und vor diesem Krippengeschehen gleichzeitig eine Ahnung von dem großen Geheimnis Gottes verspüren“, sagt Pfarrer Andreas Süß. „Gott wollte uns Menschen in seinem Sohn Jesus Christus ganz nahe sein! Jesus ist selbst Mensch geworden!“ Dieses Heilsgeschehen werde bis weit ins neue Jahr in den verschiedenen Stationen gezeigt, die in jeder Woche von den Krippenbauern einfühlsam gestellt würden. „Gerade in Corona-Zeiten lädt die Krippe auch zum Gebet ein. „Bethlehem in Bensberg… welche Freude!“, so Süß.

Die Weihnachtskrippe von St. Nikolaus wurde zum ersten Mal 1925 aufgebaut – damals allerdings ohne Könige. Davon berichtet Gemeindemitglied Kurt Stollenwerk in seinem Krippenheft, das auch aktuell wieder in St. Nikolaus ausliegt. Der damalige Bensberger Pfarrer Hermann Joseph Hecker, der spätere Regens des Priesterseminars und zuletzt Domherr der Hohen Domkirche zu Köln, trat Anfang des Jahres 1925 mit der angesehenen Künstlerin Johanna Lamers-Vordermayer in Cleve in Verbindung und verhandelte mit ihr über die Anschaffung einer Krippe für die Bensberger Pfarrkirche. Pfarrer Hecker hatte allerdings höchste Ansprüche. Der Entwurf der Künstlerin wiederum sah dann vor, dass die einzelne Figur aus Holz und beweglich sein sollte. So ging Lamers-Vordermayer mit Begeisterung daran, einen Entwurf für die Gestaltung der Szenerie zu machen.

Kurt Stollenwerk schreibt dazu: „Der Lieferumfang wurde ohne Preisänderung um zwei Kinderfiguren erweitert. Zusätzlich lieferte die Künstlerin noch sechs Hirtenfiguren, sechs Schafe, einen Ochsen und drei Putten, jedoch ohne hierzu einen Auftrag bekommen zu haben. Sie wollte ihr Gesamtkunstwerk nicht durch Weglassen verschiedener Figuren ‚verstümmeln lassen’. Nachdem der Kirchenvorstand anfänglich die Bezahlung von hierfür verlangten 2950 Mark verweigert hatte, kam es schließlich zu einem Kompromiss, und man einigte sich auf einen Gesamtpreis von 7080 Mark. Pfarrer Joseph Roderburg, der seit Januar die Pfarrstelle in Bensberg eingenommen hatte, reduzierte den 1931 noch offenen Restbetrag um weitere 80 Mark. Schon vor der Bezahlung des Restbetrages bemühte sich Frau Lamers-Vordermayer hartnäckig um einen Auftrag für die noch fehlenden Könige – 400 Mark je König und 130 Mark für die Kronen – jedoch ohne Erfolg. Gleichwohl kam 1931 eine Kiste mit einer Königsgruppe in Bensberg an und ein an den Pfarrer gerichtetes Schreiben: Wolle Gott, sie möchten es in Geduld u. sogar ein bisschen Freude ertragen, dass ich Ihre 3 hlg. Könige gearbeitet habe. Werden Sie die hohen Herren wohl hereinlassen?

Der Pfarrer ließ die Kiste ungeöffnet nach Cleve zurückgehen. Zwei Jahre später versuchte Frau Lamers-Vordermayer erneut, den Pfarrer mit einer Preisreduzierung zur Abnahme zu bewegen. Pfarrer Roderburg und der Kirchenvorstand lehnten das Angebot erneut ab. Sie hatten sich auch bereits mit der in Heumar wohnenden Künstlerin Lita Mertens in Verbindung gesetzt, die schon vor einiger Zeit Reparaturen an den Figuren und eine Umgestaltung der Krippe zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt hatte. Sie bot die Schaffung der Dreiköniggruppe für 750 Mark an, und ihr wurde der Auftrag erteilt.

Nach dem Krieg war 1954 eine umfassende Reparatur der Krippenfiguren notwendig geworden, die Frau Mertens zu einem Preis von 200 Mark übernahm. Die Krippe ist seitdem mit nur unwesentlichen Veränderungen aufgebaut worden. Die Szenen änderten sich entsprechend den ab dem Heiligen Abend bis Lichtmess darzustellenden Ereignissen. Lediglich zu Weihnachten 1955 erhielt die Krippe als Hintergrund ein sechs Quadratmeter großes Panoramabild, das die heimatliche Landschaft, den Bensberger Schlossberg und die Täler des Bergischen Landes zeigte. Gestaltet wurde diese Szenerie durch den Kölner Malerarchitekten Hub. Hannemann. Obwohl dies in der Presse (BLZ v. 27.12.55) sehr gelobt wurde, kam sie in der Gemeinde nicht richtig an, und man ging wieder zur alten Gestaltungsart zurück. Vor über 80 Jahren hat Pfarrer Hecker eine Anleitung erstellt, in der er Hinweise für die künstlerisch richtige Auf- und Einstellung der Figuren und die farbliche Harmonie beim Ordnen der Gruppe gibt. Hieran halten sich die ehrenamtlichen Helfer, die unsere Krippe jedes Jahr wieder neu auf- und umbauen, noch heute.“

Soweit die Recherchearbeit von Kurt Stollenwerk, der noch anmerkt, dass auch die eine oder andere Figur in ihrer Substanz im Laufe der letzten Jahrzehnte stark gelitten und Beschädigungen an Form und Farbe erfahren habe. Auch hierbei hat sich der „Verein der Freunde und Förderer“ in der Vergangenheit bereits engagiert und dank einer einzelnen Sponsorin die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen und für eine Erneuerung sorgen können.

Text – Beatrice Tomasetti
Foto – Beatrice Tomasetti und Clemens Neuhoff

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