Vertreter der katholischen und evangelischen Nachbargemeinde trafen sich erstmalig zu einem offiziellen Austausch
Wer sich schon lange kennt, hat in der Regel keine Verständigungsprobleme mehr. Dann ist oft klar, was man vom Anderen erwarten kann, wo Gemeinsamkeiten liegen und notwendige Abgrenzungen zu respektieren sind. Vertrautheit trotz Anders-Seins – so ließe sich zutreffend die erste gemeinsame Sitzung zwischen Vertretern der Bezirksausschüsse Bensberg und Herkenrath seitens der evangelischen Gemeinde und denen unseres Pfarrgemeinderates charakterisieren, die am 3. März im evangelischen Gemeindezentrum stattfand.
Wie kann es auch in Zukunft mit den guten Gepflogenheiten und Traditionen gelebter Ökumene zwischen den beiden Nachbargemeinden am Ort weitergehen, wenn ab Mitte des Jahres auf katholischer Seite mit den Hauptamtlichen Pfarrer Janßen, Monika Ueberberg und Susanne Besuglow wesentliche Stützen im ökumenischen Engagement wegbrechen? Das war die zentrale Frage, die bei diesem ersten offiziellen Treffen die Tischrunde beschäftigte und letztlich auch zu der Initiative dieses gemeinsamen Austauschs geführt hatte.
Dass dieses konstruktive Miteinander in Zukunft mehr noch als bisher von den Gemeindegremien statt von Einzelnen getragen werden muss, um das Bestehende abzusichern, es auszubauen und eventuell sogar noch weitere Anknüpfungspunkte zu schaffen, entsprach allgemeinem Konsens. Das heißt, dass dementsprechend mehr Initiativen von den ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgehen müssen. Einig waren sich die 13 Gesprächsteilnehmer auch darin, die bisherigen „Schnittmengen“, die sich zwischen den evangelischen und katholischen Christen in Bensberg und Moitzfeld in gewachsenen Prozessen längst ergeben haben, weiterhin im Blick behalten und Standards, die zum Teil bereits jahrzehntelang gepflegt werden, in jedem Fall bewahren zu wollen. Und das sind, wie sich herausstellte, nicht wenige: die ökumenischen Fastengespräche, die Mitfeier der Osterliturgie mit jeweils einem Vertreter der anderen Konfession, die gemeinsame Gestaltung von Schulgottesdiensten, die Alten- und Familienhilfe e. V., der Weltgebetstag der Frauen, das alle zwei Jahre stattfindende ökumenische Kirchenfest, die Möhnemesse zu Karneval, Ökumenefahrten, der Ökumeneausschuss… „Das alles sind Zeichen dafür, wie gut wir bereits miteinander funktionieren“, stellte Pfarrer Wolfgang Graf in Übereinstimmung mit PGR-Vorstand Martin Brochhaus sichtlich erfreut fest.
Doch neben Bewährtem ging es auch um neue Perspektiven und Beschlüsse, die ein näheres Zusammenrücken beider Gemeinden konkret machen könnten. Beispielsweise was den caritativen bzw. diakonischen Einsatz betrifft. Auch hier wollen – sofern sinnvoll – alle Beteiligten demnächst noch mehr an einem Strang miteinander ziehen und ihre Kommunikation bei der Unterstützung von Hilfebedürftigen, beispielsweise der Betreuung von Flüchtlingen, intensivieren. „Wir sollten in jedem Fall unser Engagement gemeinsam kanalisieren“, sagte Graf. Ein denkbares Modell sei die Gründung von Patenschaften, regte Margret Blazek vom Caritasausschuss an, mit deren Übernahme ganze Flüchtlingsfamilien oder Gruppen Einzelner betreut werden könnten, und – nach dem Beispiel anderer Pfarreien – eventuell die gemeinsame Ausrichtung eines Willkommenfestes.
Ein anderer Punkt betraf die kritische Reflektion der Angebote in der Jugend- und in der Seniorenarbeit, die in beiden Gemeinden mit unterschiedlicher Akzentuierung bestehen und auch unterschiedlich starken Zulauf verzeichnen. Gab Diakon Rainer Beerhenke von der evangelischen Gemeinde zu bedenken, dass Kinder und Jugendliche wegen der Ganztagsschulen kaum noch in Gruppen zu organisieren seien und sich eher projektbezogen ansprechen ließen, konnte Pastoralreferentin Monika Ueberberg von regelmäßigen Gruppenstunden bei den Messdienern, der KJG und den Pfadfindern berichten. Bei der „Ü60“-Arbeit, wie Beerhenke die Pastoral für die ältere Generation bezeichnete, ist es eher umgekehrt. Hier sind die inhaltlich wechselnden Veranstaltungen auf evangelischer Seite – Lesungen, Frühstücke mit spirituellen Impulsen etc. – weitestgehend ausgebucht. Ein Grund, demnächst hier vielleicht katholischerseits anzudocken, regte Christoph Babilas an, als Katholik seit über 20 Jahren in der Ökumenearbeit tätig. Auch bei der Sternsingeraktion könnten die Kinder der evangelischen Grundschule noch gezielter als bisher mit ins Boot geholt werden, so ein Vorschlag von Brigitta Kindervater. Absprachen zu möglichen Gottesdiensten in den lokalen Altenheimen, ein weiteres Thema von beidseitigem Interesse, könnten in gegenseitiger Absprache koordiniert werden.
Dass dieser hoffnungsvollen „Premiere“ eines „runden Tischs“ weitere Treffen folgen sollen, war am Ende eine der konkretesten Vereinbarungen, die berechtigte Hoffnung auf ein Fortbestehen lebendig gestalteter Ökumene am Ort machen. Gemeinsame Themen, darin waren sich alle einig, gibt es eigentlich genug…
Beatrice Tomasetti