Mit einem Abendgebet am 12. Mai wird St. Nikolaus wiedereröffnet

Vor einem Jahr, unmittelbar nach Christi Himmelfahrt, musste die Bensberger Kirche wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen werden. Seitdem hat sich innen und außen viel getan. Nun kommt das gesamte Bauvorhaben, das zunächst ein Wasserschaden im Oktober 2019, dann ein abbröckelnder Stein und schließlich ein Expertengutachten ins Rollen gebracht hatten, allmählich auf der Zielgeraden an. Dazu ist in den letzten Tagen nun auch das riesige Modulgerüst im Inneren von St. Nikolaus, das im Juni 2023 für sämtliche Arbeiten am Gewölbe, an den Chor- und Obergaden-Fenstern, an den Wänden, Säulen und Kapitellen mit unzähligen Stangen, Verstrebungen und Zwischenebenen bis unter die Decke errichtet worden war, wieder abgebaut worden, so dass das Gotteshaus im Moment völlig leer ist, die Bänke noch nicht wieder stehen und die Verputzungen sowie der Innenanstrich St. Nikolaus in neuem Glanz erstrahlen lassen.

Und das soll gebührend gefeiert werden: mit einem Abendgebet am 12. Mai um 18 Uhr in Form eines Stationsgottesdienstes, zu dem Pfarrer Elmar Kirchner herzlich einlädt und der musikalisch vom Kirchenchor St. Nikolaus und Dr. Hubertus Halbfas am Saxophon mitgestaltet wird. Sitzgelegenheiten sowie Heiligenfiguren, Bilder und andere Ausstattungsgegenstände wird es dann noch nicht geben, so dass die bloße Architektur des Raumes ihre volle Wirkung entfalten kann. Der Einzug in die Kirche erfolgt als Lichterprozession zum Altar. Weitere Elemente sind ein Lichtritus am Ambo, eine Wort-Gottes-Feier, eine Prozession zum Taufbecken mit Taufgedenken, ein Weihrauchopfer mit Fürbitten am Altar sowie Gebete und schließlich der Segen.

Unter Federführung des Zülpicher Architekten Max Ernst, der seit 2021 das gesamte Bauprojekt betreut, sich zu jeder Zeit engmaschig mit dem Bauausschuss des Kirchenvorstands unter der Leitung von Diplom-Bauingenieur Michael Müller-Offermann und zuletzt auch mit dem eigens gegründeten „Ausschuss Inneneinrichtung“ abgestimmt hat, waren Schritt für Schritt in den letzten zwölf Monaten die einzelnen Arbeiten realisiert worden, die im Vorfeld jeweils viele Überlegungen und Gespräche bis hin zu Besichtigungen anderer renovierter Kirchen in der Umgebung erforderlich gemacht hatten. Nicht nur die komplexe Elektrotechnik nach modernsten Standards, auch die Installation einer Wärmepumpe, die den Vorgaben des Erzbistums, nicht mehr mit fossilen Brennstoffen zu heizen, von nun an Rechnung trägt, machten es notwendig, immer mehrere Abläufe parallel zu koordinieren – auch um den ambitionierten Zeitplan einzuhalten.

Allein für die Wahl des Innenanstrichs – Weiß ist nicht gleich Weiß – oder die Diskussion, ob die Säulen und Kapitellen sich am historisch gesicherten Bestand, der ursprünglich weitaus farbiger war, orientieren sollen oder eine gänzlich neue Farbgebung den Raum deutlich verändern darf, waren zahlreiche Sitzungen erforderlich. Am Ende setzte sich einhellig die Meinung durch: Die Gemeinde soll ihre Kirche wiedererkennen und sich beim Betreten des Raumes gleich zu Hause fühlen können. Das heißt, der Rot-Ton der Säulen ist geblieben, und auch die bisherige Farbigkeit der Kapitelle ist bis auf eine zarte Verzierung mit einem dünnen Goldauftrag und einem zusätzlichen Graustrich im Wesentlichen erhalten worden.

„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf zusätzliche Buntheit zu verzichten, unserer Pfarrkirche kein neues Gesicht zu geben, sondern das Bestehende zu bewahren und auf diese Weise auch eine gewisse Ruhe herzustellen, die es ermöglicht, die Farbigkeit der Fenster sprechen zu lassen“, begründet Müller-Offermann. „Schließlich handelt es sich bei St. Nikolaus nicht um irgendein profanes Gebäude. Wer diese Kirche betritt, soll ein besonderes Erlebnis haben.“ Er freue sich, dass das Gesamtergebnis stimme und der neugestaltete Raum Ruhe, Leichtigkeit und dennoch Erhabenheit ausstrahle.

„Das Ziel war, für die nachfolgenden Generationen einen zeitlos schönen Raum zu schaffen und sich keinem Modetrend zu unterwerfen. Auch wenn wir uns monatelang hier auf einer Baustelle bewegt haben, ist das Sakrale dieses Baus, der mir als Ort so vieler schöner Feste vertraut ist und dem ich stets mit Ehrfurcht begegnet bin, immer erfahrbar geblieben“, betont Architektin Sabine Neuhaus, ebenfalls Mitglied im KV-Bauausschuss. „Diesen Raum zu betreten bedeutet für mich jedes Mal eine überwältigende Freude. Das Klare, Helle und Freundliche, das mir von der Architektur entgegenstrahlt, löst immer wieder aufs Neue ein Gefühl von Heimat, Geborgensein und ‚Hier bin ich richtig’ aus.“ Ihr sei die Kirche durch die vielen gemeinsamen Überlegungen und Entscheidungen im Team in den vergangenen Monaten noch einmal mehr ans Herz gewachsen.

In St. Nikolaus einzutreten bedeute, aus dem Lärm des Alltags in die Stille zu kommen, in einen Raum des Gebets, an einen heiligen Ort, findet Professor Bruno Franken, der seine Expertise als Gast im Bauausschuss eingebracht hat und dessen Architekturbüro in der Vergangenheit viele Jahre mit St. Nikolaus befasst war. „St. Nikolaus ist ein schöner Kirchenraum, weil schön ist, was man mit Liebe betrachtet.“ Er würde sich wünschen, dass das neu gestaltete Gotteshaus in Zukunft auch von Menschen anderen oder gar keinen Glaubens erlebt werden könne und für alle gleichermaßen offen stehe.

Eine Kirche zu sanieren bedeute immer auch eine intensive Zeit der Auseinandersetzung. So erlebt es der verantwortliche Architekt Ernst bei seinen Bauprojekten in den Gemeinden. „Es geht um den Substanzerhalt, was von Zeit zu Zeit notwendig ist. Ziel einer solchen Baumaßnahme ist, das Haus der Gemeinde, ihre gute Stube, für die nächste Generation wieder herzurichten.“

Von daher wünschen alle haupt- und ehrenamtlich mit der Baumaßnahme befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Gemeindemitgliedern von St. Nikolaus für den kommenden Sonntag bei der Wiedereröffnung einen Aha-Effekt. Die eigentliche Wiederinbetriebnahme aber findet dann erst eine Woche später, am Pfingstsonntag, statt, allerdings zunächst ohne Orgel, die erst noch umfangreich gewartet werden muss. Aber sämtliche Gottesdienste – auch die 7 Uhr-Frühmessen – finden dann wieder in St. Nikolaus statt. Nur Exequien werden bis zum Abschluss aller Arbeiten weiterhin in St. Joseph gefeiert. Denn noch gibt es eine Menge zu tun:

  • das Anbringen der neuen Sockelleisten umlaufend an den Außenwänden
  • die Montage der Pendelleuchten in den Seitenschiffen
  • die Montage der Strahler im Chorraum ebenso der Schlusssteinleuchten im Chorraum und im Querschiff
  • das Aufhängen des Sieger Köder-Kreuzweges
  • die Montage der bunten Chorfenster
  • Arbeiten in der Sakristei und in den beiden Seitentürmen
  • Arbeiten in der Turmkapelle und im Turm auf der Orgelebene
  • Arbeiten außen: an den Dächern der Seitenschiffe, am Dach der Sakristei, und am umlaufenden Mauerwerk

Voraussichtlich komplett aber wird dann alles nach den Sommerferien sein, so dass die Gemeinde auch erst für September ein Festprogramm plant.  

Text und Foto – Beatrice Tomasetti