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Maiandacht mit Mahnfaktor

Die kfd St. Joseph beteiligt sich an der Aktion Maria 2.0 und feiert Gottesdienst außerhalb der Kirche – der traditionelle Empfang fiel aus

Rund 50 Personen drängten sich neben der Kirche St. Joseph auf schmalen Holzbänken und fröstelten im kühlen Abendwind. Die traditionelle Maiandacht der kfd fand aus gegebenem Anlass im Freien statt: Die Moitzfelder Frauen unterstützen die Aktion „Maria 2.0“. Eine Woche lang, vom 11. bis zum 18. Mai, wollen sie keine Kirche betreten und ihre ehrenamtlichen Dienste nicht verrichten: „Wir alle wissen, wie leer dann die Kirchen sein werden und wie viel Arbeit unerledigt bleiben wird. Wir bleiben draußen!“, heißt es in der offiziellen Begründung zu der Aktion, die von einer Gruppe Münsteraner Frauen ins Leben gerufen wurde. Damit soll ein sichtbares Zeichen gesetzt werden gegen die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche. Der Protest, dem sich mittlerweile Frauen in ganz Deutschland, Österreich und in der Schweiz angeschlossen haben, richtet sich aber auch gegen klerikalen Missbrauch und den Pflichtzölibat.

Nicht mit dem Evangelium, sondern mit dem Grundgesetz in der Hand eröffnete kfd-Sprecherin Uta Kauer die Andacht. Sie zitierte Artikel 3: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Für die katholische Kirche gälten jedoch seit jeher andere Gesetze, sagte Kauer. Die Jahrhunderte alten hierarchischen Strukturen seien mit dafür verantwortlich, dass ungezählte Fälle von klerikalem Missbrauch noch immer vertuscht und die Strafverfolgung durch weltliche Gerichte systematisch verhindert werden. Die Aktion „Maria 2.0“ richtet sich gegen diese Strukturen der Kirche, die Frauen seit 2000 Jahren draußen hält. „Wir bestreiken nicht das Evangelium“, betonte Kauer ausdrücklich – darum zieht sie es vor, von einer „Aktion“ statt von einem „Streik“ zu reden.

Als die Moitzfelder kfd sich zum Mitmachen entschlossen hat, war den Frauen die Tragweite der Protestaktion zunächst noch gar nicht bewusst. „Vielleicht sind wir dabei etwas unprofessionell vorgegangen“, räumte Uta Kauer ein. Denn eigentlich reicht es nicht, eine Woche lang vor den Kirchentüren zu bleiben und die Blumen auf dem Altar welken zu lassen. Im Grunde müsste eine solche Protestaktion auf eine breitere Basis gestellt werden und alle Frauen einbeziehen, die ehrenamtlich in kirchlichen Gremien, Gruppen und Chören, als Messdienerinnen, Küsterinnen, Lektorinnen oder Katechetinnen tätig sind.

Um ihr Anliegen zu verdeutlichen, hatten die kfd-Frauen diese besondere Maiandacht nicht der Mutter Jesu gewidmet, sondern Maria Magdalena. Sie gehörte zum Kreis der Jünger Jesu. Anders als seinen männlichen Anhängern und Gefährten wird ihr aber die Anerkennung als Apostel verweigert – vielmehr hängt ihr ein zweifelhafter Ruf an, sie gilt als Hure oder als Ehebrecherin. Bis heute, so die Initiatorinnen von „Maria 2.0“, ist das Frauenbild der katholischen Kirche ambivalent: Frauen spielen eine zentrale Rolle im kirchlichen Leben, können aber keine Weihe empfangen. „Frauenlob wird gerne von Kirchenmännern gesungen, die aber allein bestimmen, wo Frauen ihre Talente in der Kirche einbringen dürfen. In ihrer Mitte dulden sie nur eine Frau: Maria. Auf ihrem Sockel. Da steht sie. Und darf nur schweigen“, heißt es in dem Offenen Brief an Papst Franziskus, der auch während der Andacht verlesen wurde.

Darin fordern die Frauen:

Die Maiandacht im Zeichen von „Maria 2.0“ klang nicht, wie sonst üblich, mit einem gemütlichen Beisammensein bei Maibowle und Schnittchen im Pfarrsaal aus. Stattdessen hatten die Besucher Gelegenheit, den Offenen Brief an Papst Franziskus zu unterzeichnen. Inzwischen haben sich mehr als 10 000 Menschen den Forderungen der Verfasserinnen angeschlossen. „Ihr tut das Richtige“, meinte einer der wenigen Männer, die zur Andacht gekommen waren. „Eigentlich müsste dieser Streik mindestens einen ganzen Monat dauern!“

Den vollen Wortlaut des Offen Briefes finden Sie hier. Die Petition kann noch bis zum Ende der Aktionswoche am 18. Mai auf der Petitionsplattform Campact unterzeichnet werden.
Download PDF – Offener Brief

Text – Martina Martschin
Fotos – Heinz Pfeil

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