„Letzte Türchen“-Impulse von Pfarrer Hammes am Gaudete-Sonntag

In seiner Predigt am dritten Advent in der Edith-Stein-Kapelle hat Pfarrer Dr. Axel Hammes noch einmal darauf verwiesen, dass der diesjährige Advent deutlich kürzer ausfällt als sonst. In seiner Predigt am Gaudete-Sonntag, die nachfolgend im Wortlaut dokumentiert ist, hat er Impulse formuliert, die er dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher entlehnt hat und die die letzte Woche vor Weihnachten begleiten könnten:

Am dritten Advent ist normalerweise Halbzeit. Dieses Jahr aber fallen Heiligabend und vierter Advent zusammen. Letzte Vorbereitungen laufen jetzt noch mehr als sonst auf Hochtouren, damit beim Fest auch alles richtig gut gelingt. Dabei ist die Stimmung bei vielen von uns durchaus gemischt: Die Krisen häufen sich. In die Vorfreude schleicht sich Furcht vor einsamen Stunden hinein; Ungewissheit über das, was uns erwartet: zum Fest und im neuen Jahr 2024. Die heutige Lesung aus dem ältesten Text des Neuen Testaments (1 Thess 5,16-24) ist gespickt mit einer ganzen Liste guter Ratschläge des Apostels Paulus. Er möchte seine noch junge Gemeinde optimal in Form bringen. Aber auch uns kann er Türen öffnen zu Gott und zueinander. Es wäre den Versuch wert, seine Worte wie einen Adventskalender für die letzten acht Tage vor Weihnachten zu nutzen, angefangen beim heutigen Sonntag:

I. Tür: Freut euch zu jeder Zeit! Wer seinen Spaß haben will, der braucht dafür gute Unterhaltung. Auch die tiefe Freude des Herzens kommt nicht von selbst. Sie schöpft Tag für Tag aus einem unversiegbaren Quell: Vertrauen in den „Gott mit uns“. Wo Dunkles und Schweres uns sprachlos macht, spricht die Freude mit ihrer leisen Stimme.

II. Tür: Betet ohne Unterlass! Ohne Gebet versiegt diese Quelle, ihren Fluss können wir dann nicht mehr hören. Gebet ist das Herzmuskeltraining des Glaubens. Es bedarf der Ausdauer und Geduld. Wer aber so nach Gott ruft, bleibt gewiss niemals ohne Antwort.

III. Tür: Dankt für alles! Jeder muss Erfahrungen des Scheiterns machen, muss mit Brüchen und Verlusten leben lernen. Reines Anspruchsdenken macht unzufrieden und unglücklich. Vor allem: es verpasst die Chancen zum Wachsen und Reifen, die der Dankbare für sich sieht.

IV. Tür: Löscht den Geist nicht aus! Seit unserer Taufe tragen wir den Geist wie das Licht einer Flamme in uns. Wir können das Feuer austreten mit leerem Gerede und eiligem Aktionismus. Die Gefahr des „burn out“ kann auch unserem Glauben drohen. Phantasie, ein noch so kleiner Sprung über den eigenen Schatten oder einfach nur ein Lächeln können die Glut unter der Asche neu beleben.

V. Tür: Verachtet prophetisches Reden nicht! Unbequeme Querdenker haben es nirgends leicht, auch in der Kirche nicht. Sie finden sich nicht ab mit angeblichen Selbstverständlichkeiten. Träume und Visionen aus dem Geist Gottes misstrauen dem rein Machbaren und rechnen auch in schwersten Krisen fest mit der Entdeckung von Gottes größeren Möglichkeiten.

VI. Tür: Prüft alles und behaltet das Gute! Mit Urteilen sind wir schnell bei der Hand. Manchmal brechen wir den Stab schon nach dem allerersten Wortwechsel. Dabei täte bewusste Unterscheidung der Geister not, die ganz genau hinhört. Von jedem können wir lernen in einer Streitkultur, die Differenzen mit Respekt und Wertschätzung auszutragen weiß.

VII. Tür: Meidet das Böse in jeder Gestalt! Der Weg in den Abgrund ist gepflastert mit guten Vorsätzen und edlen Absichten. In einer unübersichtlich gewordenen Welt lässt sich das Böse leicht verschleiern. Es verlockt und verharmlost. Bewahren wir uns das unbestechliche Unterscheidungswissen des Glaubens! Auch als kleine Minderheit leisten wir allen damit einen wichtigen Dienst.

VIII. Tür: Der Gott des Friedens, der euch berufen hat, ist treu. Treue bewährt sich in Augenblicken des Versagens und der Enttäuschung. An Weihnachten feiern wir den Gott, der uns niemals aufgibt, der wirklich jedem und jeder von uns die Treue hält, heute und morgen und für immer. Ich wünsche Ihnen und mir die Freude des Glaubens daran! Gott ist treu und er bleibt treu.