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Küster Bernard Musiol nach 20 Jahren in den Ruhestand verabschiedet

„Ich wollte immer schon mal hinter die Kulissen schauen. Das war mein großer Traum“, hat Bernard Musiol einmal gesagt. Zu sehen, wie – unbemerkt von der Gemeinde – dieser Nebenschauplatz als „eingespielte Kettenreaktion“ funktioniert, was vor und nach Messfeiern in der Sakristei geschieht. An wie viele Details gedacht werden muss. Wo die Messgewänder hängen oder Wein, Hostien und Weihrauch aufbewahrt werden. Wo der Vorrat an Votivkerzen zu finden ist und wo die Kelche und Patenen. Welche Texte aufgeschlagen werden müssen und wie sich der Zelebrant vorbereitet oder der Lektor eingewiesen wird. Das alles habe ihn schon als kleinen Jungen in seiner Phantasie beschäftigt.

„Für mich hat das etwas Faszinierendes. Dennoch kam mir lange Zeit nie in den Sinn, selbst einmal als Küster zu arbeiten und für alle diese vielen Einzelheiten verantwortlich zu sein“, hat der gebürtige Pole mit deutschem Pass vor Jahren schon erklärt, als er damals für die Festschrift zum 125-jährigen Kirchweihfest von St. Nikolaus interviewt wurde. So war es mehr Zufall, dass der gelernte Mechaniker und Kraftfahrzeugfahrer vor über zwei Jahrzehnten in den Pfarrnachrichten die Ausschreibung einer Gärtnerstelle in der Kirchengemeinde St. Nikolaus las und sich auf diesen Posten bewarb. Denn bis dahin hatte der heute 65-Jährige mit seiner Frau Christina einen Kiosk im Bensberger Wohnpark betrieben und sich nebenbei als Gärtner selbständig gemacht. Im Laufe der Zeit wurde dann aus einer anfänglichen Vertretungstätigkeit als Küster eine Festanstellung, und die Zuständigkeit für die Moitzfelder Kirche kam mit hinzu. Qua Amt gehörte Bernard Musiol dann schnell zum „festen Inventar“ der Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus und St. Joseph. Kein Wunder, dass er zwischenzeitlich den kirchlichen Arbeitsplatz auch als sein zweites Zuhause betrachtete.

Doch nun soll es für das Ehepaar Musiol nach über 20 Jahren in Bensberg noch einmal einen Neuanfang im Kreis Altenkirchen geben, wohin es seinen Hauptwohnsitz verlegen wird, weil die Familie über die Jahre dort ein kleines Haus gebaut hat, um dort den Lebensabend zu verbringen. Am Sonntagabend war der langjährige Küster daher zum letzten Mal für eine Messe in St. Nikolaus zuständig, in der er schließlich vor dem Schlusssegen von Pfarrer Süß herzlich verabschiedet wurde. Mit besonderem Dank für seine Arbeit über zwei Jahrzehnte würdigten er, Verwaltungsleiter Jan Wirth-Pütz für den Kirchengemeindeverband und Sonja Cetraro im Namen des Pfarrgemeinderates den scheidenden Küster und überreichten ihm sinnträchtig für das neue Heim einen Handwerkerkasten.

Aber auch Vertreter aus dem Pastoralteam, aus beiden Kirchenvorständen und zahlreiche Gemeindemitglieder gaben Musiol die Ehre und verabschiedeten sich mit warmherzigen Worten. An diesem Dienstag wird Musiol dann auch noch einmal in der Moitzfelder Sakristei anzutreffen sein: um ein allerletztes Mal an seinem angestammten Arbeitsplatz nach dem Rechten zu schauen und auch hier den Menschen Lebewohl zusagen. Bis Ende des Jahres ist er dann zwar offiziell noch im Dienst, aber von nun an nimmt der angehende Ruheständler bis zum 31. Dezember Resturlaub.

Musiol stammt gebürtig aus der kleinen Stadt Bad Königsdorf in Oberschlesien, wo er aufgewachsen ist. Immer habe eine große Ehrfurcht vor allem bestanden, was mit kirchlichem Leben zu tun hatte, hat er in besagtem Interview damals gesagt. „Bei uns in Polen geht es da strenger zu: Der Priester ist noch eine Autorität, vor dem man sich auf der Straße verbeugt. Und es wäre undenkbar, dass er nicht mit Priesterkragen oder Soutane herumläuft.“ Für die Polen gehöre die Kirche zu ihrem Alltag. „Sonntags wurden bei uns im Dorf sechs Messen gehalten. Und eine Stunde vorher gab es nichts mehr zu essen oder zu trinken. Es gehörte einfach dazu, sich daran zu halten und dann mit der ganzen Familie in die Kirche zu gehen – oft auch unter der Woche“, erinnerte sich Musiol an die Zeit, bevor er 1988 als Spätaussiedler mit seiner Frau und den drei Kindern nach Deutschland kam. „Die Menschen sind bei uns zufriedener, auch wenn sie arm sind. Trotzdem sind die Deutschen in vielem für die Polen ein Vorbild.“

Auf einem Bauernhof mit Pferden groß geworden, habe er als Jugendlicher am Kirchenbau in Jastrzebie – so heißt seine Heimatstadt heute auf Polnisch – mitgeholfen und mit seinem Vater Zement und Sand zur Baustelle transportiert, erzählte Musiol schon mal gerne. Überhaupt habe er körperliche Anstrengung und die Arbeit im Team immer geliebt – jedenfalls solange es die körperlichen Kräfte zugelassen hätten. Wenn es im Advent an den Aufbau der Tannenbäume oder der Krippenlandschaft ging oder wenn zum Fronleichnamsfest ein festlicher Segensaltar aufgebaut werden musste, war der Küster viele Jahre ganz in seinem Element. Stressig seien für ihn mitunter die Hochfesten im Jahreskreis gewesen oder auch schon mal Taufen, Trauungen und Firmungen, wenn es viele Sonderwünsche oder -regelungen zu bedenken gab. Dann war er immer bereits eine Stunde vorher in der Sakristei anzutreffen. Denn besondere Feiern wollten doch immer auch gut vorbereitet sein, formulierte er seinen Anspruch an reibungslose Abläufe. Erst recht, wenn es dann obendrein auch noch einen bischöflichen Gast gab und sogar – zwar abgezählte Male, aber immerhin – der Kölner Erzbischof zu Besuch kam.

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti

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