Kirchenschließung und #ZusammenFinden im Fokus der Pfarrversammlung

Die umbaubedingte Schließung von St. Nikolaus und Informationen rund um den Prozess #ZusammenFinden standen im Mittelpunkt der Pfarrversammlung am Freitagabend im Bensberger Treffpunkt. Rund 50 Gemeindemitglieder hatten sich eingefunden, um sich von Mitgliedern des KV-Bauausschusses St. Nikolaus bezüglich der Sanierungsarbeiten an der Bensberger Pfarrkirche und vom PGR-Vorsitzenden Martin Brochhaus zu den Vorgängen rund um das „Modellprojekt Bergisch Gladbach“ auf den aktuellen Stand bringen zu lassen.

Anhand eindrucksvoller Aufnahmen von der Baustelle dokumentierte Michael Müller-Offermann, Vorsitzender des Bauausschusses, zunächst die Entwicklung der Arbeiten an St. Nikolaus. So konzentrierte sich die erste Bauphase, die seit Dezember 2022 abgeschlossen ist, auf die massiven Schäden am Turm: Das Schieferdach wurde erneuert, der marode Glockenstuhl durch einen neuen aus Eichenholz ersetzt. Aus statischen Gründen musste ein weiteres Zwischengeschoss in den Turm eingezogen werden. Korrodierte Stahlträger wurden beseitigt, poröse Fugen erneuert. Die Regenwasserentsorgung wurde wieder nach außen verlagert, die vorhandenen Wasserspeier reaktiviert. Gesimse und Fensterbänke wurden mit Kupferunterlagen und Bleischutz stabilisiert. Von den 2,3 Millionen Euro an Bau- und Baunebenkosten muss die Gemeinde ein knappes Viertel selbst stemmen; 1,6 Millionen trägt das Erzbistum und 150 000 Euro werden aus der Denkmalförderung von Bund und Land beigesteuert.

Seit Februar dieses Jahres hat nun die zweite Bauphase begonnen, die sich auf das Mittelschiff samt den beiden Seitenschiffen und dem Chor konzentriert: ein Vorhaben, das nicht minder aufwendig ist, wie Dr. Alfons Daubenbüchel, ebenfalls Mitglied im Bauausschuss des Kirchenvorstandes, erläuterte. Anschaulich beschrieb er die Schäden, die die eindringende Nässe im Kircheninneren bereits verursacht hat. Auch hier muss die Pfarrgemeinde noch einmal tief in die Tasche greifen: Auf rund 5,7 Millionen Euro werden die Kosten dieser Phase beziffert. Davon übernimmt das Erzbistum 4,38 Millionen, 817 000 Euro gehen auf das Konto der Denkmalpflege und mit weiteren 500 000 Euro wird die Gemeinde belastet. Ein schwerer finanzieller Brocken – auch wenn er anteilig nur etwa 9 Prozent an den Gesamtkosten ausmacht und somit noch vergleichsweise gering ausfällt.

Damit die Bauarbeiten in dieser zweiten Bauphase der Sanierung möglichst zügig vorangehen, wird die Kirche ab dem 22. Mai, dem Sonntag nach Christi Himmelfahrt, geschlossen und das Gotteshaus leergeräumt. Der Sieger-Köder-Kreuzweg ist bereits abgenommen worden. Bis Ostern 2024 werden in St. Nikolaus keine Wochenendgottesdienste mehr stattfinden. Am Sonntag, dem 21. Mai, feiert Pfarrer Elmar Kirchner die vorerst letzte Sonntagsmesse. Bei einem „Evensong“ mit dem Kirchenchor am Abend können sich alle Pfarrangehörigen von ihrer Kirche verabschieden.

Als Ausweichorte bieten sich die Pfarrkirche St. Joseph in Moitzfeld sowie die Edith-Stein-Kapelle im Kardinal-Schulte-Haus an, wo jeden Sonntag um 8 Uhr eine Frühmesse stattfindet. Außerdem stellt auch die evangelische Schwestergemeinde ihre Kirche in Bensberg als „Ausweichquartier“ für Gottesdienste zur Verfügung und revanchiert sich somit als Gastgeberin für die Zeit, als sie selbst ihre Kirche renovieren musste und auf die katholische „Nachbarschaftshilfe“ angewiesen war. Zur Frage, welche Ausweichorte sich für welche liturgischen Zwecke am besten eignen, hat der Pfarrgemeinderat nach intensiven Beratungen eine Empfehlung ausgesprochen, vorerst für einen Zeitraum von drei bis vier Monaten. Nach dieser Frist soll noch einmal geprüft werden, ob die Abläufe funktionieren oder vereinzelt nachgebessert werden muss. Die endgültige Entscheidung trifft Pfarrverweser Norbert Hörter. Es ist geplant, die Vorabend- und Sonntagsmessen komplett nach St. Joseph zu verlegen. Auch für Taufen, Trauungen, Exequien und zum Beichten sollen die Gemeindemitglieder von St. Nikolaus nach Moitzfeld „umziehen“. Die Werktagsmesse um 7 Uhr wird im Eingangsbereich von St. Nikolaus stattfinden – trotz baubedingter Einschränkungen. Das sogenannte „Turmzimmer“ wird entsprechend zum Hauptschiff hin vergrößert, die Orgel eingehaust. Weitere Informationen dazu sowie zur Organisation von Mitfahrgelegenheiten, damit nicht mobile Messbesucher aus Bensberg ihre Sonntagsmesse nun um 11.30 Uhr in St. Joseph mitfeiern können – werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Einen zweiten thematischen Schwerpunkt auf der Pfarrversammlung bildete die Frage, wie es nach dem Aus für das Modellprojekt bei der Bildung einer Pastoralen Einheit in Bergisch Gladbach weitergeht. PGR-Vorsitzender Martin Brochhaus fasste die Entwicklungen der letzten Wochen zusammen:

Nach der Rücknahme des Proklamandums vom 14./15. Januar hatte das Bistum den betroffenen Gemeinden Gespräche angeboten. Dabei sollen zunächst gemeinsam die Versäumnisse und Fehler des gescheiterten ersten Anlaufs aufgearbeitet werden, um danach die Möglichkeiten für die Gestaltung einer künftigen Pastoralen Einheit auszuloten. Ein erstes Treffen von jeweils zwei Gremienvertretern aller Bergisch Gladbacher Gemeinden mit einer Abordnung aus Köln – Monsignore Markus Bosbach und Dr. Daniel Weisser von der Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten sowie Weihbischof Ansgar Puff – fand am 26. April in Refrath statt. Dabei zeichnete sich ab, dass die Aufarbeitung der bisherigen Vorgänge mehr Zeit als geplant in Anspruch nehmen würde:  Auf Seiten der Gemeinden ist viel Vertrauen in die Entscheidungsträger des Bistums und in die pastorale Leitung vor Ort verloren gegangen. Enttäuschung und Verbitterung sitzen tief – übrigens nicht nur bei Gemeindemitgliedern und Gremienvertretern, sondern auch bei denjenigen Seelsorgern, die über die personellen Entscheidungen im Rahmen des Modellprojekts lange Zeit im Unklaren gelassen oder bewusst getäuscht wurden.

„Das ist ein Prozess, der viel Zeit und Geduld braucht“, urteilte Brochhaus. Weitere Treffen des Runden Tisches sind geplant, die Sachfragen drängen. Nicht zuletzt, weil gleichzeitig eine Zeitvorgabe des Bistums für die Bildung der Pastoralen Einheiten existiert. Demnach soll bis zum 1. September 2023 der regionale Zuschnitt der künftigen Pastoralen Einheiten feststehen. Für die Vertreter aus Bensberg und Moitzfeld ist eine solche weitreichende Entscheidung aber nicht denkbar, ohne dass zuvor die zentralen strukturellen und personellen Fragen geklärt sind: Werden die Gladbacher Gemeinden fusioniert oder zu einem Kirchengemeindeverband zusammengefügt? Wer wird leitender Pfarrer dieses Konstrukts? Gibt es demnächst im Seelsorgeteam einen konkreten Ansprechpartner für die einzelnen Gemeinden, der mit der Situation vor Ort vertraut ist? 

Völlig unklar scheint zum jetzigen Zeitpunkt, in wieweit die Gemeinden Mitspracherecht bei diesen relevanten Entscheidungen haben werden. Die bisherigen Erfahrungen sind wenig ermutigend. „Wir sind in schwerem Fahrwasser unterwegs“, räumte Brochhaus ein, „aber wir werden in unserem Engagement für die Zukunft der Gemeinde nicht nachlassen!“

Text – Martina Martschin