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Kardinal Woelki: „Wir brauchen die kfd!“

Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen des Kölner Diözesanverbandes endet mit Festmesse im Dom

„Mittendrin im Glauben und im Leben“ – unter diesem Leitgedanken hat das Jubiläumsjahr der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Erzbistum Köln stattgefunden. Und unter diesem Motto stand daher am Freitag auch der feierliche Abschlussgottesdienst, den Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit rund 2000 kfd-Frauen aus allen Teilen der Diözese im Kölner Dom feierte. Noch einmal – am Ende dieses Gedenkjahres mit seinen vielen Veranstaltungen außer der Reihe an der Basis, aber auch in der Kölner kfd-Zentrale – hatten sich die Vertreterinnen aus den insgesamt 500 Pfarrgruppen auf den Weg nach Köln gemacht. Hier, im Herzen des Bistums, wollten die Verbandsfrauen noch einmal die Selbstvergewisserung einer großen tragenden Glaubensgemeinschaft von Frauen erfahren, bei der es um die konkrete Nachfolge Jesu Christi geht: nämlich darum, die Frohe Botschaft in Wort und Tat zu leben.

Wie wegweisend, ermutigend und unverzichtbar das Engagement der vielen Frauen, die in den zurückliegenden 100 Jahren Geschichte und eben auch kfd-Geschichte geschrieben haben, seit 1918 bis auf den heutigen Tag war, betonte der Erzbischof in seiner Predigt. So stellte auch er die politischen Errungenschaften im historischen Jahr 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Einführung des Frauenwahlrechtes in einen Zusammenhang mit dem Gestaltungswillen katholischer Frauen, die noch vor Beendigung dieses verstörenden Krieges die Notwendigkeit erkannten, sich für ihre Vorstellungen einer solidarischen Gesellschaft in Gruppen organisieren zu müssen und sich auf diese Weise in den Dienst des Gemeinwohls stellen zu können. 1918 sei eines dieser Jahre mit besonderer Strahlkraft, aber auch mit einer besonderen Mahnkraft gewesen, nämlich „auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung, auf einem Weg der Solidarität und der Gleichberechtigung weiterzugehen“, sagte Woelki.

Die Verbreitung der sogenannten christlichen Müttervereine, mit der die Entwicklung der kfd einst begonnen hatte, sei in Köln eng mit dem Namen des früheren Mainzer Bischofs Emmanuel von Ketteler und der von ihm angestoßenen katholischen Soziallehre verknüpft, führte er aus, so dass soziale Verantwortung von Anfang an mit zu dem Engagement der Frauen gehört habe. Das finde heute in dem kfd-Motto „Glaube, Tatkraft, Position“ seinen Ausdruck. Da gehe es nicht um „rein gesellige Runden“, sondern „vielmehr um ein entschiedenes Auftreten“ und darum, „Farbe zu bekennen, sich zu positionieren und damit Inhalte auf der Basis des christlichen Glaubens zu markieren“.

Das sei gelebte Nachfolge mitten in dieser Welt und eine der möglichen Antworten auf die Aufforderung Jesu: Kommt her, folgt mir nach, betonte der Kardinal. Denn der Aufruf zur Nachfolge habe sich nicht allein an die ersten Apostel gerichtet, sondern gelte auch heute noch für jeden. Es sei der von der kfd aktiv betriebene Wandel eines Rollenverständnisses der Frauen gewesen, der mit zu einer Intensivierung von Frauenseelsorge und Bildungsarbeit seitens der Kirche geführt hätte. Heute sei die kfd mit 450. 000 Mitgliedern und rund 4000 pfarrlichen Gruppen der größte Frauenverband sowie der größte katholische Verband in Deutschland.

Mittendrin im Glauben und im Leben, griff Woelki den Jubiläumsslogan auf, schaffe die kfd Orte gelebten Glaubens und der Beheimatung. Für dieses große Engagement durch die letzten 100 Jahre hindurch, die die kfd „so großartig, so intensiv und so tapfer mitgestaltet und geprägt“ hätte, dankte er den Frauen ausdrücklich. Die kfd sei „ein Verband, der Frauen ermutigt hat, ihren Glauben zu teilen, zu leben, zu vertiefen, zu feiern und vor allem auch Solidarität von und für Frauen zu leben“.

Die Herausforderungen von damals seien auch heute wieder aktuell. „Das Ende des Ersten Weltkrieges ist eine Mahnung für eine Welt, die der Verständigung mehr zutraut als der Gewalt. Und die der europäischen sowie der weltweiten Solidarität mehr zutraut als Nationalismus und Abschottungspolitik“, sagte Woelki wörtlich. Die Gründung der kfd im Erzbistum Köln sowie die Erinnerung an die Einführung des Frauenwahlrechts seien ein Aufruf, „nicht locker zu lassen, Gleichberechtigung voranzutreiben, Demokratie zu fördern und zu schützen und die Welt, in der wir leben, aus dem christlichen Glauben heraus zu gestalten“. Auch heute bedürfe es wieder einer solchen Haltung wie der der Frauen von damals. Es gehe darum, die Botschaft Jesu „zum Wegweiser in unserer Zeit“ zu machen. Noch einmal rief der Kardinal seinen Zuhörerinnen im Dom zu: „Danke, dass Sie in unseren Tagen der Kirche und Ihrem Verband Ihr Gesicht geschenkt haben und schenken, um so Christus berührbar und anschaubar zu machen. Für diese Zukunft, die vor uns liegt, brauchen wir deshalb weiterhin Glaube, Tatkraft, Position. Oder ganz einfach anders gesagt: Wir brauchen die kfd!“

Vor Beginn der liturgischen Feier hatte die kfd-Diözesanvorsitzende Lydia Wallraf-Klünter den vielen versammelten Frauen aus dem Herzen gesprochen, als sie am Festtag des Apostels Andreas daran erinnerte, wie unmittelbar dieser gemeinsam mit seinem Bruder Petrus das Fischernetz liegen gelassen und dem Ruf Jesu gefolgt war. „Das kennen wir, dieses Verhalten ist uns Frauen vertraut“, stellte sie fest. „Kommt es nicht immer wieder vor, dass wir alles stehen und liegen lassen, um für die Aufgaben, Sorgen und Nöte in unseren kfd-Gemeinschaften zur Stelle zu sein?“ Sie forderte die Frauen dazu auf, sich nicht entmutigen lassen „durch die die massiven Erschütterungen in unserer Kirche, nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal, und die Umbrüche in Politik und Gesellschaft weltweit“. Im Gegenteil, so die kfd-Frontfrau, „im Vertrauen auf Gott wollen wir unseren Dienst in und an der Kirche in unseren kfd-Gemeinschaften mit Freude und Zuversicht fortsetzen.“

Text und Foto – Beatrice Tomasetti

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